Vor 10 Jahren: Der erste Dopingfall

Für Aufsehen sorgte die 3. IFAF American Football Weltmeisterschaft in Japan vom 7. bis zum 15. Juli 2007. Zum dritten Mal wurde ein Weltmeister im Football gesucht, zum ersten Mal fand der World Cup des Weltverbandes IFAF außerhalb Europas statt. Nach zwei Titelgewinnen Japans in Europa - 1999 auf Sizilien und 2003 im Rhein-Main-Gebiet - war es nur logische Konsequenz, das Endturnier selbst auch einmal in Japan auszutragen. Die logistischen und finanziellen Schwierigkeiten sowie die Reisestrapazen hatten diesmal die Europäer zu tragen, was Japans Favoritenstellung einmal mehr begründete. Angesichts dieser Ausgangslage war klar, dass die Zielsetzung für Japan nur das Erreichen des Endspiels sein konnte.

Als vermeintlich größtes Hindernis auf dem Weg zum dritten Titelgewinn galt die erste WM-Teilnahme der USA. Zunächst aber hieß es, in den Gruppenspielen Frankreich und Schweden zu bezwingen. Ihr größter gefühlt Konkurrent kam erstmals aus dem Mutterland des Footballsportes. Das Team USA, welches auch der zweite Vorrundengegner der deutschen Mannschaft werden sollte, benannten als erster Teilnehmer ihren endgültigen Kader für die Weltmeisterschaft. In dem 45 Spieler umfassenden Team, das aus Spielern zusammengestellt wurde, die mit der Saison 2006 ihre College-Karrieren beendeten, standen Spieler aus allen Ebenen des College Footballs. Darunter befanden sich 13 Spieler von Universitäten aus der höchsten College-Spielklasse, der NCAA Division 1-A. Das Team USA bereitete sich vom 20. Juni bis 4. Juli auf dem Campus der San Jose State University in Nordkalifornien auf das WM-Turnier vor. Die deutsche Nationalmannschaft weilte zur gleichen Zeit in der Sportschule Frankfurt des hessischen Landessportbundes, um sich auf die WM vorzubereiten. Zwei Trainingseinheiten standen jeden Tag für die 45 Spieler auf dem Programm, dazu kamen noch Positionsmeetings und Videosessions, um optimal auf die beiden Gruppengegner Südkorea und USA vorbereitet zu sein. "Wir sind zusammen mit Japan als Gruppenkopf gesetzt. Als Nummer zwei bekommen wir das an drei gesetzte Team und die Nummer sechs. Das sind die USA und Korea", erklärte IFAF-Generalsekretär und AFVD Präsident Robert Huber der Mannschaft das Prozedere der Gruppeneinteilung. Auch in Frankreich freute man sich nach dem Ende der regulären Footballsaison auf das bevorstehende WM-Turnier in Japan. Ab dem 28 Juni bereiteten sich die Franzosen intensiv auf die dritten Welttitelkämpfe vor, bei denen sie aber allenfalls Außenseiterchancen hatten. Im Januar besiegten die Franzosen die Auswahl Finnlands und sicherten sich so zum zweiten Mal nach 2003 die Teilnahme an einer Weltmeisterschaft.

Die "Men in Black" erwischten im Turnier einen Start nach Maß. Vor rund 2.600 Zuschauern wurde im japanischen Kawasaki die Auswahl Südkoreas klar mit 32:2 besiegt. Für die einzigen koreanischen Punkte sorgte ein Safety nach einem verunglückten Punt der Deutschen. Die deutsche Mannschaft bestimmte von Beginn an den Rhythmus der Partie und war auf beiden Seiten des Balles von den Koreanern zu keinem Zeitpunkt zu stoppen. Am Ende stand ein ungefährdeter Sieg für die deutsche Auswahl zu Buche, wobei bis zur Halbzeit die US-amerikanische Nationalmannschaft, das Geschehen aufmerksam verfolgte.

Auch der Mitfavorit Japan konnte in seinem ersten Gruppenspiel punkten. Vor mehr als 12.000 Zuschauern deklassierte Japan eine sichtlich überforderte französische Mannschaft mit 48:0 und glänzte dabei mit ausgewogenem Angriffsspiel und einer knallharten Abwehr. Entschieden wurde damit in Sachen Erreichen des Endspiels zwar noch nichts, aber der überzeugende Auftritt dürfte auf den zweiten Gruppengegner Schweden nicht ohne Wirkung geblieben sein. Nach der bitteren Auftaktniederlage gegen die Vertretung Japans musste Frankreich schließlich auch im zweiten Spiel gegen Schweden eine Niederlage hinnehmen, die mit 14:16 allerdings wesentlich moderater ausfiel. Im Gegensatz zum Spiel gegen Japan zeigte sich die "Equipe Tricolore" den "Tre Kronors" allerdings als ebenbürtig und hatte die Nervosität aus dem Auftaktspiel abgelegt. Für den amtierenden Europameister aus Skandinavien war es das erste Spiel der WM, und somit war ein guter Start schon Pflicht. Für Japan war der als Minimalziel angestrebte Einzug ins Finale letztlich nur noch eine Formsache. Ebenso wie Frankreich im ersten Gruppenspiel war auch Europameister Schweden für die Gastgeber nicht mehr als ein Sparringspartner. So passte es, dass das Ergebnis von 48:0 gleich hoch wie das erste Match ausfiel und nach dem ersten Viertel bereits entschieden war. Ebenfalls wie erwartet, wurde das Gruppenspiel zwischen den USA und Deutschland von den Amerikanern mit 33:7 gewonnen, so dass schnell die Machtverhältnisse zwischen den sechs Teams zurecht gerückt waren. Die USA beendeten ihren ersten Auftritt bei einer Football-Weltmeisterschaft so, wie es für sie ohnehin selbstverständlich war: mit dem Gewinn des Titels. Ein 22-Yard-Field-Goal von Craig Coffin in der zweiten Verlängerung verhalf Team USA im Finale gegen Titelverteidiger Japan zu einem 23:20-Erfolg. In einem Spiel zweier gleichwertiger Mannschaften wurden Japan, ganz gegen die eigenen Gewohnheiten, Fehler, nämlich ein Ballverlust zu Beginn und ein vergebener Field-Goal-Versuch in der Verlängerung, zum Verhängnis.

Für das Team des AFVD hatte die WM, bei der sie den dritten Platz belegte und Schweden noch mit 7:0 besiegte, einen unangenehmen Nachgeschmack. Der Hamburg Eagles und Nationalmannschaftsspieler Beckmann wurde mit Norandrosteron erwischt. Der AFVD als Mitglied des DOSB besaß schon damals klare Anti-Dopingrichtlinien, die sich im Einklang mit den Richtlinien aller Sportbünde und Organisationen befanden und noch heute befinden. Der AFVD hatte sich stets gegen Doping ausgesprochen und trotzdem konnte es niemand verhindern, dass es schwarze Schafe geben würde, die der Versuchung zu unerlaubten Mitteln zu greifen, erlagen, sich selbst und ihren Sport, beziehungsweise auch natürlich ihrem Verein schädigen würden. Im American Football in Deutschland gab und gibt es Gott sei Dank scheinbar nicht den großen, systematischen "Blutdoping-Skandal" wie zum Beispiel beim Radsport. Im Jahr 2007 musste der deutsche American Football Verband trotzdem einen Dopingfall in seinen eigenen Reihen feststellen.

Schlüter - 18.03.2017

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