Zweifelhafte Ehre
Es gibt bestimmte Preise, die sowohl Künstler als auch Sportler nicht gern entgegennehmen, und für Titans-Running-Back DeMarco Murray scheint eine mögliche Auszeichnung als sogenannter Comeback Player of the Year dazu zu gehören. Murray, der vor der Saison von Philadelphia nach Tennessee gewechselt war und für die Titans bislang eine sagenhaft gute Saison spielt, ließ unlängst verlauten, er wolle lieber nicht in dieser Kategorie geehrt werden.
Der 28-Jährige, der zunächst die ersten vier Jahre seiner NFL-Laufbahn in Dallas verbrachte, ehe er 2015 nach Phildelphia wechselte, scheint mit der Auszeichnung einen Spieler zu assoziieren, der nach schwerer Verletzung im Jahr darauf wieder Anschluss in der Liga findet. Und in gewisser Weise stimmt das auch: Patriots-Quarterback Tom Brady verletzte sich zu Beginn der Saison 2008 schwer am Knie und wurde im Folgejahr für seine gute Leistung geehrt. Sein langjähriger Konkurrent, Peyton Manning, fiel die gesamte Saison 2011 wegen einer Verletzung im Halswirbel-Bereich aus und wurde ein Jahr später für sein gelungenes Comeback in Denver ausgezeichnet, und Eric Berry, der Safety der Chiefs, beim dem Anfang Dezember 2014 eine seltene Krebserkrankung diagnostiziert wurde, schaffte 2015 den Weg zurück zu alter Stärke, was der NFL ebenfalls eine Auszeichnung wert war.
Murray hingegen blieb bei seinem einjährigen Gastspiel in Philadelphia lediglich weit hinter seinen Erwartungen und denen der Eagles zurück und verzeichnete die zweitschlechteste Ausbeute seiner NFL-Laufbahn. Sowohl die Eagles - damals noch vom jetzigen 49ers-Head-Coach Chip Kelly trainiert - als auch Murray waren der Meinung, dass ein Wechsel angebracht wäre, und tatsächlich blühte der Running Back in Tennessee auf. Mit 1.135 Yards Raumgewinn, momentan Platz zwei in der Liga, und drei verbleibenden Spielen hat Murray theoretisch sogar die Möglichkeit, seine Ausbeute aus dem Vorjahr (702 Yards) zu verdoppeln (!). Für Murray und die Titans wäre das ein großes Glück und die Bestätigung seines Könnens, aber für den 28-Jährigen kein Grund, extra daführ ausgezeichnet zu werden. Murrays Chancen, den Preis zu ergattern, stehen allerdings ganz gut - also aus seiner Sicht eher schlecht.
Uwe Rudolph - 16.12.2016
DeMarco Murray spielt für die Titans bislang eine großartige Saison. Auf bestimmte Auszeichnungen dafür konnte er getrost verzichten. (© Getty Images)
Leser-Bewertung dieses Beitrags: