Die 5-Win-Situation

Sam BradfordDie Eagles haben für Carson Wentz einen First-Round-Pick 2017 geopfert und – Stand nach fünf Wochen NFL Saison – einen Kandidaten für den Offensive Rookie des Jahres gedraftet. Fast im gleichen Atemzug konnten sie Sam Bradford an die Vikings abgeben und haben einen First-Round-Pick 2017 zurückbekommen. Für einen ehemaligen Nummer-1-Pick, der weder bei den Rams noch bei den Eagles die Erwartungen vollständig erfüllen konnte. Klingt als wären die Eagles der klare Gewinner dieses Trades. Wären da nicht die Vikings – das einzig ungeschlagene Team der NFL.

Sam Bradford fühlt sich in der neuen Umgebung anscheinend so wohl, wie noch nie während seiner Karriere in der NFL. Das Personal um ihn herum ist so gut, dass er sich voll auf seine Stärken konzentrieren kann. Gleiches tut auch Offensive Coordinator Norv Turner, der mal wieder seinem Ruf als Quarterback-Guru gerecht wird. Das darf aber nicht von Bradfords ganz persönlicher Leistung ablenken. Denn auch wenn die Defense sicher der Hauptgrund dafür ist, dass die Vikings ungeschlagen sind, steht Stafford mit ganz wenig Abstand auf dem zweiten Platz in dieser Liste.

Denn das angesprochene Personal um ihn herum, ist immerhin nicht das Personal mit dem man in Minnesota geplant hat. Adrian Peterson fehlt seit drei Spielen, im letzten Spiel fiel mit Stefon Diggs auch noch sein Nummer-1-Receiver aus, die Offensive Line ist eine beständige Baustelle, die nun auch noch mit Jake Long notdürftig verstärkt werden musste. Wenn aber auch dieser ehemalige Nummer-1-Pick im NFL Draft, der bereits zwei Kreuzbandrisse hinter sich hat, in Minnesota genauso einschlägt wie Bradford, sollte die Integration problemlos verlaufen.

Der 28-jährige Spielmacher beweist nicht nur große Ruhe und Übersicht in der Pocket, sondern bringt auch beständig die langen Bälle an den Mann. Während sich Bridgewater immer wieder den Vorwurf des Gamemanagers gefallen lassen musste und in dieser Saison eigentlich endlich das vertikale Spiel bei den Vikes etablieren wollte, strahlt Bradford nach wenigen Wochen immer die Gefahr aus, der nächste Wurf könnte Richtung Endzone gehen. Die wichtigen Werte wie Passer Rating und Completion Percentage gehören zur Ligaspitze.

Wenn er sich auf diesem Level stabilisieren und etablieren kann, werden die Vikings in den nächsten Monaten irgendwann vor einem Problem stehen. Denn der Vertrag von Bradford, der diesen November seinen 29. Geburtstag feiern wird, läuft nur diese und nächste Saison. Zum Zeitpunkt des Trades hat das absolut Sinn ergeben: Es ist unsicher, wie der Heilungsprozess bei Bridgewater verlaufen wird und ob er nach der langen Pause wieder zu alter Stärke zurückfindet. Deshalb waren die zwei Jahre für Bradford ein Kompromiss zwischen Versicherung und Risikominimierung. Wenn sich jetzt allerdings Bradford als die bessere Alternative als Franchise Quarterback entpuppt, wird man im Frontoffice das Für und Wider einer frühzeitigen Vertragsverlängerung diskutieren müssen.

Bei einer Sache können sich die Fans der Nordmänner inzwischen allerdings vollkommen sicher sein: Mike Zimmer und Co. werden nicht in Panik verfallen und überstürzt handeln. Der Trade für Sam Bradford erweist sich inzwischen als Geniestreich. Zimmer war auf der Pressekonferenz, auf der er damals die Verletzung von Bridgewater verkündete, sichtlich geschockt und emotional berührt. Schnell stellte er sich aber der unangenehmen NFL-Realität des "Next man up". Er war sich sicher, dass sein Team insgesamt das Potenzial eines Super Bowl-Contenders hatte und hat und handelnde dementsprechend. Das Invest eines Erst- und eines Viertrunden-Picks für Bradford schien aufgrund der Vergangenheit hoch, doch Zimmer entschied für seine Spieler und für deren Chance auf einen Titel. Fünf Siege geben ihm recht und machen aus dem Trade viel mehr als eine Win-Win-Situation.

Garn - 12.10.2016

Sam Bradford

Sam Bradford (© Getty Images)

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