Höhenflüge und freier Fall

J.T. Barrett und die Ohio State Buckeyes sind der Top-Herausforder von Alabama.Der dritte Spieltag hat die Karten an der Spitze erwartungsgemäß neu gemischt. Während Alabama und Ohio State nach ihren Siegen jetzt noch stärker dastehen als zuvor, bekamen die Playoff-Ambitionen von Florida State mit der klaren Niederlage bei Louisville einen herben Dämpfer, und Oklahoma und Notre Dame können ihre Playoff-Hoffnungen nach der jeweils zweiten Niederlage ganz begraben. Dafür mischt mit Louisville vorerst ein Team ganz vorn mit, dem man vor der Saison einen solchen Höheflug nicht zugetraut hätte. Und auch bei den Spielern, die dieser Saison ihren Stempel aufdrücken könnten, muss man sich an neue Name gewöhnen. Nachfolgend die wichtigsten Erkenntnisse nach einem turbulenten Spieltag.

1) Alabama bleibt das Maß aller Dinge. Wenn 527 Yards, 43 Punkte und eine zwischenzeitliche 21-Punkte-Führung nicht reichen, wie will man den Titelverteidiger dann schlagen? Nach dem bravourösen Auftritt bei Mississippi fällt es schwer, zu glauben, dass irgendeiner der verbleibenden Regular-Season-Gegner in der Lage ist, den Meister zu bezwingen. Head Coach Nick Saban sieht das, nicht überraschend, etwas anders. "Wir müssen an unserem Passspiel arbeiten und in der Abwehr viel besser darin werden, Big Plays zu verhindern. Wir haben in der Abwehr zwar nicht so schlecht gespielt, aber uns mentale Fehler geleistet, die dazu führten, dass wir Big Plays kassierten", sagte er in seinem Fazit am Samstag unter anderem. Verständlich, aber geschenkt. Nach derzeitigem Stand ist Ohio State der einzige gleichwertige Gegner für Sabans Truppe und auf den trifft Alabama frühestens in den Playoffs.

2) Louisville und QB Lamar Jackson können es auch gegen die Großen. Was Jackson gegen eine der potenziell besten Defenses zeigte, war schon fast beängstigend. Das war aber nur möglich, weil Louisville in der Offensive mehr zu bieten hat als den Ausnahme-Mann Jackson, RB Brandon Radcliff etwa, oder WR James Quick. Wirklich spannend wird in den kommenden Wochen sein, zu sehen, wie das Team mit dem Hype um sich klar kommt und ob die Mannschaft gut genug ist, um eine ganze Saison lang auf dem Niveau vom letzten Samstag zu spielen. Am 1. Oktober steht für die Cardinals bei Clemson das zweite Duell mit einem unmittelbaren Playoff-Anwärter an. Nimmt man auch diese Hürde, ist alles möglich.

3) Je wichtiger das Spiel desto besser ist Ohio State. Gegen die Masse ihrer potenziell schwächeren Gegner versprühen die Buckeyes oft wenig Glanz, wenn aber richtig was auf dem Spiel steht, legen sie den Schalter mühelos um. Oklahoma bekam das am Samstag zu spüren. Trotz Heimvorteils waren die Sooners chancenlos und das von der ersten Minute an. Und noch so ein interessanter Fakt zu den Buckeyes: In den etwas mehr als vier Spielzeiten unter Head Coach Urban Meyer verloren sie noch nie ein Auswärtsspiel (19-0 auf des Gegners Platz). Zwei der überhaupt nur vier Niederlagen unter Meyer kassierte man auf neutralem Boden (2013 im Big Ten Championship Game gegen Michigan State und später im Orange Bowl gegen Clemson), zwei vor eigenem Publikum (2014 gegen Virginia Tech, 2015 gegen Michigan State).

4) Bekannte Namen und neue Helden: Louisvilles QB Lamar Jackson war brilliant (mit Läufen 146 Yards und vier Touchdowns plus ein Touchdown-Pass), Ohio States QB J.T. Barrett (vier Touchdown-Pässe, keine Interception, 74 Rushing Yards) nicht weniger, und Stanfords "Allzweckwaffe" Christian McCaffrey drückte dem Spiel gegen USC mit 260 Gesamt-Yards, einem Touchdown-Lauf und einem Touchdown-Lauf seinen Stempel auf. Am Samstag glänzten in den Top-Spielen aber auch Spieler mit - noch - weniger bekannten Namen, allen voran Alabamas QB Jalen Hurts, gegen Mississippi Top-Rusher seines Teams (146 Yards), Californias QB Davis Webb (gegen Texas 396 Pass-Yards und vier Touchdown-Pässe ohne Interception), Michigan States RB Gerald Holmes (gegen Notre Dame 100 Rushing Yards und zwei Touchdown-Läufe) und Californias WR Chad Hansen (12 Fänge für 196 Yards und zwei Touchdowns).

5) Seminoles "down but not out". Für Florida State, vor der Saison einer Top-Playoff-Anwärter, ist die Saison in Sachen Playoffs trotz der "Klatsche” in Louisville noch nicht ganz gelaufen. Wenn man alle restlichen Spiele gewinnt, kann man sich bis zum Ende der Regular Season wieder an die Spitze heranarbeiten. Aber: Aus eigener Kraft können die Seminoles nicht mal die eigene Division der eigenen Conference gewinnen. Unmittelbar gilt es aber erst mal, den Schock vom Samstag zu verdauen. An diesem Wochenende spielt man bei South Florida, einem aufstrebenden Team mit Ambitionen auf die Championship der American Athletic Conference, das einer mental angeschlagenen Seminoles-Truppe durchaus eine zweite Niederlage in Folge verpassen kann.

6) Oklahoma und Notre Dame entzaubert. Nach der jeweils zweiten Niederlage ist der Zug in Sachen Playoffs für Beide natürlich abgefahren. Erschreckend ist, wie weit die Experten-Einschätzung vor der Saison und die in den ersten drei Spielen gezeigten Leistungen auseinanderklaffen. Am Ende werden beide Teams wahrscheinlich neun bis zehn Siege und eine Top-25-Platzierung erreichen, aber das zählt bei den Fans der beiden Ex-Meister heute, wo es nur noch um das Erreichen der Playoffs geht, wenig.

7) Playoffs ohne Big Twelve? Die Big Twelve Conference war der große Verlierer des Spieltages im Duell mit den vier anderen Power Five Conference mit Blick auf die Plätze in den Playoffs. Nach den Niederlagen von Oklahoma, Texas, Oklahoma State und TCU in den ersten Wochen der Saison ist kein Kandidat für den Conference-Titel mehr übrig, der ohne Niederlage ist. Die letzte Hoffnung der Big Twelve ist jetzt Baylor, aber angesichts von drei Auswärtsspielen gegen die vier zuvor genannten Teams ist fraglich, ob die Bears ohne Niederlage durch die Regular Season kommen.

8) Einst gefeuert, heute gefeiert: Bobby Petrino und Mark Richt. Nach seinen selbstverschuldet vermurksten Auftritten als Head Coach bei den Atlanta Falcons (2007) und bei Arkansas (2008 bis 2011) war die Karriere von Louisvilles Head Coach Bobby Petrino eigentlich schon vorbei, jetzt legt Petrino, der Louisville zwischen 2003 und 2006 schon einmal in die Spitze des College Footballs geführt hatte, ein sehenswertes Comeback hin. Bleibt nur zu hoffen, dass er sich dieses Mal das Aufgebaute später nicht wieder mit irgendwelchen Eskapen selbst einreißt. Derweil belebt Richt bei den Miami Hurricanes ein Team neu, das seit über einem Jahrzehnt vergeblich versucht, Anschluss an seine glanzvolle Geschichte zu finden. Bei Georgia war Richt nach der letzten Saison ausgemustert worden, weil er trotz guter Bilanz (148-51) das Team in 15 Spielzeiten nur zu zwei Conference-Titeln (2002 und 2005) geführt aber nie die National Championship gewonnen hatte. Für die Hurricanes, für die er einst (1979 bis 1982) selbst gespielt hatte, scheint er der richtige Mann zu sein. Wie weit er die Mannschaft in so kurzer Zeit gebracht hat, wird sich zwar erst im Oktober zeigen, wenn die drei schwersten Gegner (Florida State, Notre Dame und North Carolina) auf dem Programm stehen, aber die ersten Auftritte vermitteln den Eindruck, als sollten die Hurricanes in diesem Jahr endlich zum ersten Mal das ACC Championship Game erreichen können.

9) Gäbe es einen Depp-der-Woche-Award, ginge dieser in dieser Wochen einstimmig an Oregons Head Coach Mark Helfrich. Im Spiel bei Nebraska ließ er nach allen fünf Touchdowns Two-Point Conversions spielen. Beim ersten Mal zur frühen Führung waren die Ducks damit erfolgreich. Anstatt den daraus entstandenen Vorteil mitzunehmen und fortan normale Extrapunkte zu erzielen, wollte Helfrich jedes Mal den "Zweier" und verzockte sich. Die nächsten vier Versuche waren erfolglos und Oregon verlor mit drei Punkten Differenz (32:35).

10) Top-25-Logik. Texas verlor am Samstag bei California (neue Bilanz für Beide 2-1), in der Woche zuvor hatte California bei San Diego State (Bilanz 3-0) verloren. Welches dieser drei Teams ist also aktuell in den AP und Coaches Top 25 platziert? Richtig, Texas. Immerhin, die Journalisten bei AP haben auch San Diego State mit drin, aber dass in beiden Ranglisten Texas drin und Texas-Bezwinger California bei gleicher Bilanz draußen ist, erlaubt Zweifel am Urteilsvermögen eines Teils der Abstimmenden.

Hoch - 20.09.2016

J.T. Barrett und die Ohio State Buckeyes sind der Top-Herausforder von Alabama.

J.T. Barrett und die Ohio State Buckeyes sind der Top-Herausforder von Alabama. (© Getty Images)

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