Battle of Berlin?

RB Larry McCoy auf dem Weg zum Touchdown Wenn am Sonntag die Berlin Rebels auf die Berlin Adler treffen, dann hat dieses Treffen neben dem üblichen Derbycharakter zumindest für die Charlottenburger etwas ganz Besonderes: Sie können drei Spiele vor Ende einer Saison von den Adlern nicht mehr überflügelt werden. Diese können die Playoffs nicht mehr erreichen, die Rebels sind erstmals und bereits sicher qualifiziert. Diese Konstellation gab es bisher noch nie.

Mit dem Sieg im EuroBowl des Jahres 2014 konnte der sechsfache Deutsche Meister seinen letzten großen Erfolg einfahren und seine schon damals existierende Schwäche im Angriffsspiel durch eine sehr gute Leistung der Abwehr noch kaschieren. Anschließend ging es dann erstmal nur noch bergab. Durch das verlorene Heimspiel gegen die Cologne Falcons wurde der Einzug in die Playoffs regelrecht verschenkt und die für Adlerverhältnisse miserable Saison 2015 endete mit nur zwei Saisonsiegen.

Auch im Jahr 2016 befinden sich die Adler weiter im Neuaufbau. Paul Zimmermann, ein sehr guter aus der eigenen Jugend gekommener deutscher Nachwuchs-Quarterback, führt nun den Angriff und erfährt in jedem Spiel, dass die O-Line vor ihm immer noch um Stabilität kämpft. Das gelingt dieser mal mehr, mal weniger. Nicht zu knapp einstecken muss auch die Passverteidigung der Hauptstadtfootballer, das reißen auch die eingesetzten Importe nicht raus. Aber ohne diese wäre der Kampf gegen die Düsseldorf Panther um das Vermeiden der Relegation wohl für die Rheinländer entschieden worden.

Ganz anders die Berlin Rebels. Seit der Rückkehr von Head Coach Kim Kuci nach Charlottenburg, arbeiten sich die Rebellen, wie sie sich gern selbst bezeichnen, stetig nach vorn. Der vorzeitige Einzug in die Playoffs ist ein Riesenerfolg für die gesamte Charlottenburger Organisation.

Das Laufspiel, hauptsächlich getragen von Running Back Larry McCoy, ist mit weitem Abstand das Beste, was die gesamte Liga in diesem Jahr zu bieten hat. Die # 28 führt mit 20 TD und gut 135 Yards Raumgewinn pro Spiel seine Kategorie an. Der Angriff durch die Luft ist nicht ganz so erfolgreich. Das liegt aber nicht am QB-Neuzugang Terell Robinson, der mehr als nur ein guter Ersatz für Darius Outlaw ist, sondern mehr daran, dass die Wide Receiver viele gut geworfene Bälle nicht festhalten. Aber für wichtige Spielzüge steht dann eben mal Darius Outlaw als Anspielstation bereit. Das macht den Angriff der schwarz-silbernen noch um einiges gefährlicher und drehte schon so manches Spiel.

Die Laufverteidigung der Rebels kann man als richtig bissig bezeichnen. Die Spieler um DL Daniel Holland und LB Rick Baunacke lassen nur eine Feldlänge Raumgewinn des Gegners je Spiel zu. Ein sehr guter Wert, der dem des Deutschen Meisters aus Braunschweig in nichts nachsteht. Zugleich ist diese explosive Spielweise aber auch immer eine Gratwanderung, ob das nächste beherzte Zupacken nicht noch mit einem gelben Tuch versehen wird. Auch die Dead Ball Fouls sorgen mit dafür, dass die Rebels hinsichtlich der Strafen nur das Schlusslicht der gesamten Liga sind.

Die einzig wirkliche Schwäche des Tabellendritten sind aber die Special Teams. Bei den PAT und Field Goal Versuchen wird immer noch zu viel liegengelassen. So manches Spiel hätte da wohl zugunsten der Rebels ausgehen können.

Angesichts der gegenwärtigen Spielstärke beider Teams ist die eingangs gestellte Frage, ob es im Mommsenstadion am Sonntag um 15 Uhr überhaupt zu einer Battle kommen wird, durchaus berechtigt. Aber in diesen Aufeinandertreffen geben sich beide immer ganz besondere Mühe und allein das macht den Besuch im Berliner Mommsenstadion für jeden Footballinteressierten zu einem Muss. Für die Rebels geht es zudem immer noch um das Recht, im Playoffviertelfinale ein Heimspiel austragen zu dürfen. Durch die verlorenen direkten Vergleiche gegen Dresden und Kiel können sich die Charlottenburger keinen weiteren Punktverlust leisten.

Thomas Sellmann - 20.08.2016

RB Larry McCoy auf dem Weg zum Touchdown

RB Larry McCoy auf dem Weg zum Touchdown (© Dirk Pohl)

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