Nachwehen in Phoenix

„Flattened / Geplättet“ titelte die Sportseite der Arizona Republic nach der Schmach von Charlotte. Zum zweiten Jahr in Folge war für die Arizona Cardinals in North Carolina Playoff-Endstation.

„Natürlich war das nicht das Ende, welches wir uns vorgestellt hatten“, kommentierte Cardinals Head Coach Bruce Arians das Saison-Aus nach dem NFC Championship Game. „So lange kein Konfetti auf Dich herunter regnet und ohne einen (Super-Bowl-)Ring am Finger war die Saison kein Erfolg.“

„Tiefer geht’s nicht“ konstatierte Cardinals Quarterback Carson Palmer zur 15:49-Niederlage „Man gibt dem Sport so viel, man kommt hier her mit so hohen Erwartungen. Und dann das Feld so zu verlassen wie wir. Das schmerzt einfach nur.“

Palmer fabrizierte 6 von insgesamt 7 Cardinals Ballverlusten - 4 Interceptions, 2 verlorene Fumbles. „Ich hab uns ein Loch gegraben aus dem wir nicht mehr herausgekommen sind“, befand der Quarterback selbst .

Vor einer Woche noch potenzieller MVP-Kandidat, nun plötzlich mit 36 Jahren auf dem Abstellgleis? Nach der schlechtesten Performance der kompletten Saison wurden erste Stimmen laut, die nach einem neuen Quarterback für die Cardinals verlangten.

„Ich denke, Carson wird zum Trainingscamp zurück kommen. Wenn er gesund bleibt, ist er ihr Mann“, konterte Fernsehanalyst und ehemaliger NFL Head Coach Steve Mariucci. „Er muss dieses Spiel einfach abhaken. Aber wenn so ein Spiel in seinem Kopf bleibt. Huhhh.“

Im Pro Bowl am kommenden Sonntag (live ab 0:55 Uhr auf ProSieben MAXX und im kostenlosen Livestream auf ran.de) wird Palmer trotz Nominierung der Fans nicht auflaufen: „Ich lasse erst einmal meine Hand ausheilen.“ Mitte Dezember kugelte sich der Quarterback beim Spiel in Philadelphia den rechten Zeigefinger aus. Angeblich behinderte ihn das beim Wurf. Palmer und Coach Arians wiesen diese Vermutungen jedoch ab.

Wie geht es nun weiter in der Off-Season? „Nicht alle Leute kommen zurück. Wir werden ein anderes Team sein im nächsten Jahr“, verkündete Coach Arians bereits auf der Pressekonferenz nach dem Spiel.

Auf dem Rückflug nach Phoenix gab Arians den Reportern weitere Details bekannt: „Die Cardinals brauchen einen Pass-Rusher. Cam Newton hatte im zurückliegenden Spiel viel zu viel Zeit, freie Anspielstationen zu finden.“ Mit dem 29. Draft-Pick wird das kein leichtes Unterfangen werden. Zu dem Zeitpunkt sind die besten Defensive Linemen bereits vom Markt. Arians ließ ebenso anklingen, dass er einen größeren Cornerback oder Safety sucht.

An der Offense gibt es nicht viel zu verbessern. Die Offensive Line ist stark und relativ jung. Man hatte den Luxus, zwei Erstrunden-Draft-Picks aus dem letzten Jahr noch nicht einsetzen zu müssen, sondern behutsam zu entwickeln.

Aktuell stehen 17 uneingeschränkte Free Agents im Kader, unter anderem Starter wie Safety Rashad Johnson, Cornerback Jerraud Powers und Center Lyle Sendlein. General Manager Steve Keim und Coach Arians müssen entscheiden, wer bleiben soll und wer gehen darf.

Erfahrene Veteranen wie Running Back Chris Johnson, Linebacker Dwight Freeney und Tight End Jermaine Gresham verfügten nur über Ein-Jahres-Verträge. Freeney hängt möglicherweise die Footballschuhe komplett an den Nagel.

Trotz der anstehenden Veränderungen hoffen die Cardinals, die Teamchemie dieser Saison beizubehalten. Vermehrt äußerten sich die Spieler, wie gut alle miteinander auskamen. „Jedes Jahr ist es ein anderes Team. Man weiß nie, wie sich die Dinge entwickeln“, sagte Powers. „Zum jetzigen Zeitpunkt übernimmt wieder die Geschäftsseite. Und jeder von uns kennt das NFL Geschäft.“

Bjoern Hesse - 26.01.2016

Trotz 14 Siegen insgesamt, endet die Cardinals Saison 2015 mit einem bitteren Beigeschmack für Carson Palmer & Co. (© Getty Images)