Die Frist für die Chargers läuft

Die Rams werden ab der Saison 2016 in Los Angeles spielen, so viel ist klar. Das Team zieht aus St. Louis in die kalifornische Metropole, die bereits von 1946 bis 1994 seine Heimat gewesen war. Für die NFL endet damit eine 21-jährige Phase, in der die neben New York bedeutendste Region der USA keines der 30 oder 32 Teams der Liga in dieser Zeitspanne stellte.

Aber wie geht es nun für Chargers und Raiders weiter? Mit der Entscheidung für die Rams geht einher, dass das von Rams-Owner Stan Kroenke projektierte Stadion in Inglewood auf dem Gelände der ehemaligen Pferderennbahn Hollywood Park das neue NFL-Stadion für Los Angeles werden wird, voraussichtlich ab 2019 wird dort gespielt werden können, bis dahin müssen die Rams wohl zunächst ins alte L.A. Coliseum. Der eventuelle gemeinsame Bau eines Stadions von Chargers und Raiders in Carson wurde von der Versammlung der NFL-Teambesitzer abgelehnt.

Festgelegt hat die Versammlung allerdings dennoch, dass die San Diego Chargers ebenfalls nach Los Angeles umsiedeln dürfen - aber nur in das gleiche Stadion wie die Rams. Für ihre Entscheidung haben die Chargers genau ein Jahr Zeit - in einer ersten Stellungnahme hat Dean Spanos, Besitzer des südkalifornischen Teams, nur angekündigt, zunächst „einen Tag frei zu nehmen“ und dann alle Optionen zu sondieren.

Für die Chargers, die ebenso wie die Rams in St. Louis oder die Raiders in Oakland mit ihrer Stadionsituation hadern, geht es dabei sicherlich nicht nur um die eigene aktuelle Situation, sondern auch um die direkten Auswirkungen des Umzugs der Rams in die Nachbarschaft. Rund 25 Prozent der Fans der Chargers stammen aus der Metropolregion Los Angeles, in der nun der Neubau des Stadion- und Entertainment-Komplexes von Rams-Besitzer Stan Kroenke in Hollywood Park mit allen Vorzügen eines supermodernen Stadions locken wird.

Ob die Loyalität der Chargers-Fans von dort auf Dauer halten wird, wenn das Team nicht ebenfalls die Gelegenheit wahrnimmt, die Heimspiele dort auszutragen, ist zweifelhaft. Rams-Owner Kroenke hat jedenfalls angekündigt, dass die Tür für ein zweites NFL-Team in Los Angeles offen stehe. Eine Teilhaberschaft oder eine langfristige Mietvereinbarung seien möglich, betonte Kroenke anlässlich der Bekanntgabe der Entscheidung in Houston.

Dies gelte auch für die Oakland Raiders. Denn die NFL hat bereits festgelegt, dass die Raiders - falls die Chargers sich dazu entscheiden, in San Diego zu bleiben - ebenfalls exakt ein Jahr Zeit bekommen werden, sich für den Umzug nach L.A. zu entscheiden. Diese Frist liefe dann ab dem Tag, an dem die Chargers ihre Entscheidung für eine Zukunft in San Diego bekanntgeben würden. Raiders-Owner Mark Davis war ein wenig enttäuscht über die Rangfolge: „Dies ist kein Sieg für die Raiders heute, aber wir werden weiter daran arbeiten, der Raider Nation ein würdiges Zuhause bieten zu können.“ Die NFL hat angekündigt, sowohl Chargers als auch Raiders mit 100 Millionen Dollar unter die Arme zu greifen, sofern sich für sie an ihren jetzigen Standorten die Möglichkeit von Stadioneubauten ergibt. Dies und das Druckmittel des schwebenden Umzugs könnte nun erst einmal den Chargers neue Argumente für Verhandlungen in der alten Heimat eröffnen.

Alle betroffenen Teams haben in der Vergangenheit bereits in Los Angeles gespielt. Die Rams waren 1946 aus Cleveland nach Kalifornien gezogen. 1982 bekamen sie „Gesellschaft“, als die Raiders ihren Gründungsort Oakland verließen, um ebenfalls in Los Angeles ihre Zelte aufzuschlagen. Ihre zunächst letzte Saison im altehrwürdigen L.A. Coliseum spielten beide Teams dann 1994. Die Raiders gingen anschließend zurück nach Oakland, die Rams siedelten nach St. Louis um, von wo sieben Jahre zuvor die Cardinals nach Arizona umgezogen waren. Während Rams und Raiders „Zugereiste“ waren, aber lange in Los Angeles spielten, war es bei den Chargers andersherum: Sie wurden 1960 in Los Angeles gegründet, nach nur einer Saison aber zogen sie weiter südlich nach San Diego.

Reaktionen aus San Diego deuten an, dass die Stadt dort nicht wirklich mehr Zugeständnisse geben will. Dort bewertet man wohl die Absage der NFL an das Projekt in Carson als Schwächung der Verhandlungsposition der Chargers, die in Los Angeles nun nur Mieter oder auch „Eigentümer zweiter Klasse“ werden könnten. Nur wenige sehen die 100 Millionen Dollar Zuschuss der NFL für ein mögliches neues Stadion als echtes Argument - ein solcher Neubau soll minimal 1,1 Milliarden Dollar kosten - und in der Stadt San Diego geht man weiter davon aus, dass die öffentliche Förderung nicht ohne Volksabstimmung mit ungewissem Ausgang beschlossen werden kann.

Die Stellungnahmen aus St. Louis zur NFL-Entscheidung waren naturgemäß nur oberflächlich freundlich und gefasst. Betont wurde von Vertretern der Stadt, dass in schnellem Tempo Pläne erarbeitet worden waren, wie die Stadionsituation in St. Louis hätte verbessert werden können. Darin schwang mit, dass man wohl Kroenke vorwirft, von vornherein immer auf Los Angeles gesetzt zu haben. Jay Nixon, der Gouverneur des Bundesstaates Missouri, wird dahingehend zitiert, dass die NFL mit dieser Entscheidung ihre eigenen Richtlinien missachtet hätte. Nachdem in St. Louis ein Plan für einen Stadionneubau vorgelegen hätte, hätte niemals weiter an einem Umzug gearbeitet werden dürfen. Dies sei dann nicht nur für die Fans in St. Louis, sondern für alle Fans eines Teams der NFL eine schlechte Nachricht, denn es zeige, dass die Loyalität der Fans der NFL im Zweifel egal sei.

Auerbach - 13.01.2016

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