Playoff-Time in der AFC South

Die heiße Phase der NFL beginnt jetzt. Mit dem letzten Saisonviertel vor Augen befinden sich die 32 Teams vor dem Einbiegen auf die Zielgeraden. Nur 12 Mannschaften bekommen im Januar die Möglichkeit auf eine Ehrenrunde in den Playoffs.

Noch im Oktober zeichnete sich die AFC South als desolate Division ab, in der wohlmöglich der Divisionsieger mit einer Negativbilanz die Playoffs erreicht. Mittlerweile bietet die NFC East ein viel größeres Trauerspiel mit den Dallas Cowboys (4-8) nur ein Sieg hinter dem Führenden.

Die AFC South verbreitet noch immer keinen Schrecken, doch zumindest stehen die Indianapolis Colts (6-6) und Houston Texans (6-6) mit einer ausgeglichenen Bilanz da und selbst die Jacksonville Jaguars (4-8) dürfen sich noch berichtigte Hoffnungen machen mit zwei ausstehenden Division-Duellen gegen ihre direkten Kontrahenten an der Tabellenspitze.

„Für uns ist jetzt Playoff-Time!“, verkündete Colts RB Frank Gore unter der Woche. „Wenn wir gewinnen, geht’s weiter. Falls nicht, setzen wir uns nur unnötig selbst unter Druck und graben uns ein Loch.“ Die Mentalität der Indy-Spieler stimmt. Die Umsetzung auf dem Feld ließ vor allem an Monday Night gegen die Steelers bei einer 10:45-Niederlage zu wünschen übrig.

In den verbleibenden vier Spielen bekommen die Colts drei Division-Gegner vor die Nase gesetzt. Jeder Sieg zählt nun im Prinzip doppelt, weil man die direkte Konkurrenz hinter sich lassen kann. Beim Hinspiel gegen die jungen Jaguars in Woche 4 kamen die Fohlen noch mal mit einem blauen Auge davon. Jacksonvilles Rookie Kicker Jason Myers setzte zwei potenzielle Game-Winning-Field-Goals neben die Stangen. Reserve QB Matt Hasselbeck sicherte den Colts einen knappen 16-13 Overtime-Sieg.

Der 40-jährige Veteran hält erneut die Zügel der Colts fest in den Händen. Andrew Lucks Rückkehr wird laut Teambesitzer Jim Irsay frühestens in Woche 15 gegen die Texans erwartet. Spätestens in der darauffolgenden Woche gegen die Miami Dolphins wäre Luck wieder einsatzbereit. Für die nächsten beiden Partien müssen die Colts Fans also noch beten, dass Hasselbeck weiter gesund bleibt und ihr Team auf der Erfolgspur hält. Mit ihm hinter Center gewannen die Hufeisen vier von fünf Spielen.

Jacksonville schwächelt zur Zeit zwar ein wenig mit zwei Niederlagen in Folge, doch das sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass Blake Bortles in diesem Jahr „on fire“ ist. 27 Touchdown-Pässe konnte er in 12 Spielen bereits an den Mann bringen. In der Vorwoche lieferte Bortles (5TDs) sich ein heißes Duell mit Rookie QB Marcus Mariota (4TDs), bei dem es ständig hin und her ging, die Führung permanent wechselte - das zweithöchste Scoring-Game der Saison mit dem glücklicheren Ende für Tennessee.

Am Sonntag wird die Colts Defense alle Hände voll zu tun bekommen. Besonders die „Allen-Brüder“ werden einigen Kopfzerbrechen bereiten. Jaguars WR Allen Robinson lief gegen die Titans heiß wie Frittenfett mit 10 Catches für 153 Yards und 3 Touchdowns. Diese Woche wird ihm WR Allen Hurns wieder zur Seite stehen, nachdem er in der Vorwoche wegen eine Gehirnerschütterung pausieren mußte. Im Hinspiel verbuchte der ungedraftete Free Agent von der Miami University 11 Catches für 116 Yards und 1 Touchdown. Pro Bowl Tight End Julius Thomas ist ebenfalls wiedergenesen und am Start.

Besonders geschwächt zeigen sich die Colts derzeit auf der Inside Linebacker Position. Nach einem Knochenbruch im Handgelenk wurde Starter Nate Irving diese Woche auf die Injured List gesetzt und Practice Squad Spieler Amarlo Herrera in den aktiven Kader befördert. Jerrell Freeman kuriert noch immer eine Oberschenkelverletzung aus. Neben dem NFL Tackle-Leader D’Qwell Jackson werden notgedrungen die Backups Sio Moore, Josh McNary oder eben Herrera mehr Spielzeit erhalten.

„Es ist hart, aber deswegen wird dieses Spiel auch nicht abgesagt für uns“, sagte Colts Head Coach Chuck Pagano. „Amarlo (Herrera) muss upsteppen und eine bedeutende Rolle spielen. Nicht nur in der Defense, auch in den Special Teams... All diese Jungs müssen ihren Dienst erfüllen. Das ist jetzt ihre Gelegenheit.“

Die Houston Texans greifen erst ab Woche 15 in das AFC South interne Rennen ein mit Rückspielen gegen alle drei Division-Gegner. An Sunday Night Football haben sie die zweifelhafte Ehre, die New England Patriots zu empfangen, die nach zwei Niederlagen in Folge (gegen Denver und Philadelphia) mit entsprechender Wut im Bauch anreisen werden und sicherlich einige Dinge im AFC Playoff-Rennen klarstellen wollen.

Bjoern Hesse - 11.12.2015

Colts RB Frank Gore setzte gegen die Steelers in Woche 13 seine Saisonbestmarke für Receiving Yards (49) und fing seinen 1. Touchdown Catch des Jahres. (© Getty Images)