Klarheit an der Playoff-Front

Oklahoma ist Big Twelve Champion und so gut wie sicher in den nationalen Playoffs.Nach den Spielen des Thanksgiving-Wochenendes ist kollektives Aufatmen angesagt. Es sieht so aus, als wenn das Playoff Selection Committee bei der Vergabe der vier Playoff-Plätze in diesem Jahr keinen allzu schwierigen Job vor sich hat. Die Ergebnisse von Freitag und Samstag haben zwar nicht alles, aber doch vieles geklärt. So wird Titelverteidiger Ohio State trotz der besten Saisonleistung beim 42:13-Erfolg bei Michigan so gut wie sicher in der KO-Runde nicht dabei sein, weil er nicht mal das Finale der eigenen Conference (Big Ten) erreicht hat. Und Notre Dame ist als möglicher Spielverderber im Playoff-Poker der Power Five Conferences nach der 36:38-Niederlage bei Stanford auch raus. Und so läuft alles darauf hinaus, dass die Champions von ACC, Big Ten, Big Twelve und SEC die vier Playoff-Plätze belegen werden. Für Spannung und mögliches Streit-Potenzial sorgt lediglich noch die Frage, wie die Reihenfolge auf den ersten vier Plätzen der abschließenden Playoff-Rangliste aussehen und wer in den beiden Halbfinals gegen wen spielen wird. Eine kleine Unwägbarkeit mit dem Potenzial zu einer handfesten Kontroverse gibt es zwar auch noch, aber dazu weiter unten mehr.

In drei der Power Five Conferences ist die Situation in Sachen Playoff-Teilnahme ihres Champions klar. In der ACC trifft, das stand schon vor dem Spieltag fest, Clemson im Conference Championship Game auf North Carolina. Die Tigers taten sich am Samstag beim 37:32-Sieg bei South Carolina schwerer als erwartet und könnten dadurch ihren bisherigen Platz an der Spitze der Playoff-Rangliste verlieren, aber das ändert für sie nichts. Sie sind eines von nur zwei ungschlagenen Teams der FBS und wenn sie North Carolina besiegen, dann ist ihnen ein Platz unter den Top-Vier sicher. „In diesem Sport geht es um Ergebnisse. Wir haben das Ergebnis erreicht, das wir erreichen wollten. Wir spielen nicht immer perfekt, aber wir finden einen Weg, zu gewinnen“, kommentierte Head Coach Dabo Swinney den knappen Ausgang pragmatisch. Für North Carolina ist die Situation etwas ungünstiger. Die Tar Heels hatten zum Saisonauftakt verloren, im Übrigen bei South Carolina, und diese Niederlage gegen ein Team, das nur drei Spiele in dieser Saison gewonnen hat, ist ein Makel. Dazu kommt, dass North Carolina kein allzu anspruchsvolles Programm gespielt hat. Die positive Kehrseite: Die Mannschaft wurde im Verlauf der Saison immer besser, insbesondere in der Offensive, und sollte North Carolina im ACC-Finale Clemson schlagen, dann ist es eigentlich nicht vorstellbar, dass das Team dann nicht unter den ersten Vier der Rangliste landet. Auf jeden Fall bietet das ACC Championship Game mit der Beteiligung des größten Außenseiters unter den verbliebenen Playoff-Kandidaten eine besonders reizvolle Konstellation. Die Tar Heels sind in der Defensive zwar schwächer als Favorit Clemson, in der Offensive aber mindestens genauso gut, wenn nicht gar besser. Wenn sie im Angesicht des unerwartet Möglichen nicht das große Nervenflattern bekommen, dann dürfen sich die Fans auf ein packendes Spiel mit vielen Punkten freuen.

In der Big Ten bietet sich die gleiche Konstellation wie in der ACC, mit dem Unterschied, dass hier der überraschend ins Conference-Finale vorgestoßene Außenseiter das ungeschlagene Team ist. Iowa, in der Playoff-Rangliste vom letzten Dienstag Vierter, entledigte sich am Freitag der letzten Aufgabe bei Nebraska in gewohnter Manier: mit einem solide erarbeiteten 28:20-Erfolg. Die Hawkeyes profitierten fraglos davon, dass sie innerhalb der Conference das leichteste Programm absolvierten, das überhaupt möglich ist (neben den Spielen in der eigenen Division gegen die drei schwächsten Teams der anderen Division). Und auch das Programm in den Non-Conference Games war lausig schwach. Aber das zu thematisieren, hält Head Coach Kirk Ferentz für überflüssig. „Football ist nicht Turnen. Im Turnen gibt es Punkte für den künstlerischen Ausdruck. Bei uns geht es darum, einen Punkt mehr zu erzielen als der Gegner. Wir sind 12-0. Mehr kann man nicht erreichen“, sagte er dazu nach dem Sieg in Lincoln. Von diesem Argument mal abgesehen, würde ein Sieg im Big Ten Championship Game gegen den Ohio-State-Bezwinger Michigan State, dessen einzige Niederlage eine mit einem Punkt Unterschied war (bei Nebraska), das aufwiegen, und ein ungeschlagener Big Ten Champion kann angesichts der möglichen Abschluss-Bilanzen der Champions der anderen Power Five Conference die Playoffs gar nicht mehr verpassen.

Auch für Michigan State ist klar, dass es im Falle eines Sieges unter den ersten Vier landen würde. So sieht es auch Head Coach Mark Dantonio. „Ich würde sagen, danach sieht es im Moment aus“, sagte er auf die Frage, ob der Sieger des Big Ten Championship Games sicher in den Playoffs sein sollte. In der Playoff-Rangliste der letzten Woche war man Fünfter. Diesen Platz wird man nach dem souveränen 55:16 gegen Penn State, mit dem man sich den Einzug ins Conference-Endspiel sicherte, halten. Gegen eines der vier vor ihnen platzierten Teams, Iowa, spielen die Spartans noch. Die unmittelbar hinter ihnen platzierten Teams, Notre Dame und Baylor, haben verloren und sind raus aus dem Playoff-Rennen. Und die beiden Teams, die in der neuen Rangliste unmittelbar hinter den Spartans platziert sein werden, haben gegen diese verloren (Ohio State) oder zwei Niederlagen auf dem Konto (Stanford). Im Falle eines Sieges gegen Iowa wäre Michigan State also mindestens Vierter.

In der Big Twelve Conference, die als einzige der Power Five Conferences kein Championship Game spielt, ist die Entscheidung am Wochenende endgültig gefallen. Nach Baylors 21:28-Niederlage am Freitag bei TCU war klar, dass der Sieger des Spiels Oklahoma State gegen Oklahoma Conference Champion wird. Den Titel holte sich dann Oklahoma mit einem in dieser Klarheit gewiss nicht erwarteten 58:23-Sieg. Und auch die Playoff-Teilnahme des Big Twelve Champions ist wohl sicher. Die Sooners, die seit dem Schock der Niederlage gegen Texas Anfang Oktober so gut spielen wie seit Jahren nicht mehr, waren in der Playoff-Rangliste vor diesem Spieltag Dritter und können eigentlich gar nicht mehr aus den Top-Vier herausfallen, weil am Ende maximal drei andere Power Five Conference Champions mit einer besseren Bilanz übrig bleiben könnten und Notre Dame, wie schon erwähnt, nach der zweiten Saisonniederlage aus dem „Geschiebe“ um die Playoff-Plätze raus ist. Wenn die Playoff-Teilnahme der Sooners noch in Gefahr geraten sollte, dann müssten sie in der neuen Rangliste am Dienstag abrutschen, hinter Ohio State. Aber wie würde das Selection Committee das begründen wollen? Sicher, Haus und Hof sollte man nicht darauf verwetten, dass so etwas nicht passiert, aber wenn man einen völligen Blackout der Mitglieder des Selection Committees mal ausschließt, dann kann Oklahoma gar nicht hinter Ohio State landen. „Wenn du Dritter bist, das Championship Game auswärts bei der Nummer 9 spielst und mit über 30 Punkten gewinnst, dann kannst du dich wohl nur verbessern, aber du würdest sicherlich nicht zurückfallen“, sagte Head Coach Bob Stoops kurz nach dem Sieg in Stillwater zu den Spekulationen um die Playoff-Chancen seines Teams.

Für die SEC ist die Situation bezüglich der Teilnahme ihres Champions an den Playoffs noch offen - zumindest theoretisch. Alabama qualifizierte sich am Samstag mit einem 29:13-Sieg beim Lokalrivalen Auburn für das Conference Championship Game. Der schon zuvor dafür feststehende Gegner Florida verlor sein letztes Spiel gegen Florida State sang- und klanglos mit 2:27. Nach diesen Ergebnissen und angesichts der Leistung der beiden Teams in den letzten Wochen erwartet wohl niemand, dass Florida in diesem Spiel wirklich eine Chance hat, als Sieger vom Platz zu gehen. Gewiss, die Gators verfügen über eine der besten Defenses, aber im Angriff sind sie seit Wochen so schwach, dass es kaum Entlastung für die Abwehr gibt. Die Folge sollte bei normalem Spielverlauf sein, dass Florida dem Offensivdruck von Alabama auf Dauer nicht wird standhalten können. Gewinnt Alabama, dann ist alles klar, der Rekordmeister also in den Playoffs.

Spannend würde es, sollte das Unwahrscheinliche passieren und Florida gewinnen. Die Gators lagen in der Playoff-Rangliste der letzten Woche auf Platz zwölf und werden in der neuen Rangliste weiter nach hinten durchgereicht. Ein Abrutschen bis auf Platz 18 oder 19 ist wahrscheinlich. Die Frage ist dann, wie weit nach vorn die Gators mit einem Sieg gegen Alabama noch kommen könnten. Die Orientierungspunkte sind dann Ohio State und Stanford, die in der neuen Rangliste am Dienstag wahrscheinlich die Plätze sechs und sieben belegen werden. Stanford hat zwar zwei Niederlagen auf dem Konto, kann aber mit einem Sieg gegen USC Pac-12 Champion werden und wäre damit der logische Konkurrent der Gators um den vierten Playoff-Platz. Vergleicht man diese Beiden miteinander, dann hätte Florida gemessen an den höherwertigen Siegen und mit Blick auf die Niederlagen das etwas bessere „Resumee“. Florida hätte dann Siege gegen Alabama und den Alabama-Bezwinger Mississippi vorzuweisen, Stanfords wertvollster Erfolg wäre der gegen Notre Dame (alle anderen Siege hätte man gegen Teams mit mindestens vier Niederlagen in der Abschlussbilanz geholt). Ihre Niederlagen kassierten die Gators bei LSU und gegen Florida State, während Stanford bei Northwestern und gegen Oregon verlor. Aber würde das reichen, um von Platz 18 oder 19 bis auf Platz vier zu steigen und an Stanford vorbeizuziehen? Vermutlich nicht.

Und was ist mit Ohio State? Zwar ist nicht festgelegt, dass nur Conference Champions in den Playoffs spielen dürfen, aber der Gewinn des Conference-Titels ist für das Selection Committee eines der Hauptkriterien bei der Vergabe der Playoff-Plätze. Das ist sportlich sinnvoll, denn bei einem Playoff-System mit gerade mal vier Teams gehören Teams, die nicht mal das Finale der eigenen Conference erreicht haben, nicht in die Halbfinals. So betrachtet wäre Ohio State also keine Option mehr für die Playoffs. Das Prekäre in diesem eben skizzierten Fall ist aber, dass es dann ein oder zwei Power Five Conference Champions gäbe, die bereits zweimal verloren haben während Ohio State nur einmal verloren hat. Wie würde das Selection Commitee das bewerten? Gleicht der Gewinn des Conference-Titels die eine zusätzliche Niederlage aus? Oder bleibt für den Titelverteidiger noch eine Hintertür in die Playoffs offen? Und wie würden SEC und/oder Pac-12 reagieren, wenn Ohio State den letzten Playoff-Platz bekäme? Trotz der größeren Klarheit bleibt vor dem letzten Spieltag der Regular Season also noch genug offen, worüber man spekulieren und diskutieren kann.

Hoch - 29.11.2015

Oklahoma ist Big Twelve Champion und so gut wie sicher in den nationalen Playoffs.

Oklahoma ist Big Twelve Champion und so gut wie sicher in den nationalen Playoffs. (© Getty Images)

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