Iowa mit perfekter Saison

Als die Iowa Hawkeyes im letzten Spiel der Saison 2014 gegen Nebraska den Kürzeren zogen und dann im Bowl-Match gegen Tennessee 45:28 verloren, wurden die Stimmen laut, Kirk Ferentz sollte gefeuert werden. Große Erwartungen hatte man, doch wieder einmal enttäuschte das Team um den Coach, der schon seit 1999 in Iowa City angestellt ist. Schließlich gab man ihm jedoch noch eine Chance - die letzte, so sahen es viele.

Ein Jahr später sieht die Situation ganz anders aus. Zwar traf man wieder - wie es die Tradition so will - in der letzten Partie auf die Nebraska Cornhuskers, doch dieses Mal gewann man 28:20, um die Heroes Trophy, die Belohnung für den Erfolg in der Rivalität, zurückzuerobern.

Der Sieg bedeutet allerdings nur wenig, blickt man auf die gesamte Saison. Anstatt die Erwartungen nicht erfüllen zu können, übertraf man sie dieses Mal in jeglicher Hinsicht. Zwölf Siege, null Niederlagen, der Sieg der West Division und somit der Einzug in die Big Ten Championship nächste Woche in Indianapolis. Es ist das erste Mal seit 1922, dass man in einer Saison ungeschlagen blieb. Damals, vor 93 Jahren, beendete man die Spielzeit mit einer 7:0-Bilanz.

Wie schon oft in diesem Jahr war das Resultat entscheidend, egal wie holprig der Weg auch sein mag. Nur 250 Yards überbrückte man gegen die Cornhuskers, 44 Spielzüge durfte man lediglich versuchen, auch deshalb, weil man keinen einzigen 3rd Down-Versuch verwandeln konnte. Für die Kritiker war es ein weiteres Zeichen, dass Iowa bisher nur von einem leichten Spielplan profitiert hat. Aber wie Ferentz nach der Partie feststellte, ist „Football kein Turnen. Es geht darum, zum Schluss einen Punkt mehr als der Gegner zu haben. Wir versuchen nicht hübsch zu spielen, wir versuchen nur produktiv zu sein. Wir sind 12:0, das geht nicht besser.“

Besonders Jordan Canzeri haben die Hawkeyes zu danken. Der Running Back, der die letzten Wochen verletzt war und eine schwierige Rückkehr erlebte, lief für 140 Yards. Im dritten Viertel lief er beim Stand von 14:10 für Iowa zwei Mal in die Endzone, zuerst über 29, dann über 68 Yards. Mit einem Rückstand von 28:17 hatte Nebraska in den letzten Abschnitt gehend eine große Aufgabe vor sich, die sie nicht erfüllen konnte. Hauptverantwortlich war dafür Tommy Armstrong Jr., der vier Interceptions warf.

„Ich habe sie in eine tolle Position für den Sieg gebracht“, meinte der niedergeschlagene Quarterback. „Es ist etwas, woran ich wirklich arbeiten muss und werde. Gebt niemand anderem die Schuld. Das Team spielte gut, ich nicht.“

Für Nebraska ist es wohl das Ende einer enttäuschenden Saison. Fünf Mal hat man nur gewonnen, womit eine Teilnahme in der Bowl-Saison eigentlich ausgeschlossen ist. Doch etwas Hoffnung darf in Lincoln weiter bestehen bleiben, da es 80 Plätze gibt, sich aber erst 74 Teams qualifiziert haben. Sollten nach dem heutigen Tag noch Plätze frei sein, könnte Nebraska nachrücken.

Um so etwas muss sich Iowa derweil keine Sorgen mehr machen. Nächste Woche spielt man im Big Ten Championship-Spiel, gewinnt man dort, ist man ziemlich sicher unter den Top vier des Landes und so in den Playoffs. Das Ziel scheint schon klar zu sein, in den Worten des Offensive Lineman Austin Blythe: „Noch drei Siege mehr.“ Es wird eine Herausforderung und Iowa wird wohl weiterhin als Außenseiter angesehen werden. Doch es wäre nicht das erste Mal, dass die Hawkeyes dieses Jahr überraschen.

Kai Weiß - 28.11.2015

140 Yards und zwei Touchdowns erzielte Jordan Canzeri, womit der Running Back sein Team zu einem 28:20-Sieg über Nebraska führte. (© Getty Images)