Der Meister vor dem Aus

Michigan State gelang auch ohne QB Connor Cook die Überraschung bei Ohio State.Gott sei Dank kam es mal wieder anders, als es viele gedacht hatten. Michigan States 17:14-Erfolg beim zuvor ungeschlagenen Titelverteidiger Ohio State und Baylors 45:35-Wiederauferstehung beim ebenfalls ungeschlagenen Oklahoma State haben zusätzlich Pfeffer in den Endspurt um die ersten vier Plätze der Playoff-Rangliste gebracht. Die Playoffs ohne den amtierenden Meister, die Champions der beiden „top to bottom“ stärksten Conferences (SEC und Pac-12) auch nicht dabei, stattdessen Nobodys wie Iowa oder North Carolina - das alles ist im Moment möglich. Und so dürfen sich die Fans schon mal auf das kommende Wochenende freuen, wenn es für die Playoff-Kandidaten darum geht, bis zum großen Finale der Regular Season eine Woche später im Rennen zu bleiben.

Am einfachsten ist die Situation aktuell an der Spitze der Rangliste des Playoff Selection Committees. Clemson ging als Erster in den letzten Spieltag und wird dort auch stehen, wenn am späten Dienstagabend deutscher Zeit die neue Rangliste veröffentlicht wird. Die noch ungeschlagenen Tigers erledigten die Pflichtaufgabe gegen Wake Forest souverän (33:13), es gibt also keinen Grund, sie herabzustufen. Ebenso klar ist das, was vor ihnen liegt. Am kommenden Samstag steht das Lokalderby bei South Carolina an, und der Gegner ist zurzeit so schwach (am Samstag Heimniederlage gegen das unterklassige The Citadel), dass schon Unglaubliches passieren müsste, um einen Sieg der Tigers zu verhindern. Für das Championship Game der eigenen Conference (ACC) war Clemson eh schon qualifiziert. Der Gegner dort steht seit Samstag auch fest. North Carolina holte mit dem 30:27 bei Virginia Tech den einen noch nötigen Sieg, um in das Conference-Finale einzuziehen. Das abschließende Derby bei North Carolina State ist mit Blick darauf für die Tar Heels also nicht mehr wichtig. Aber: Der überraschende und anhaltende Erfolg in dieser Saison eröffnet dem Team plötzlich nie für möglich gehaltene Perspektiven. Ein Sieg gegen den Lokalrivalen plus ein „Upset“ gegen Clemson und North Carolina wäre ein Kandidat für die nationalen Playoffs. Die Division zu gewinnen, sei das vorrangige Ziel gewesen, aber jetzt erwarte man von sich selbst, dass man daraus noch mehr mache, sagte Head Coach Larry Fedora anschließend. Ein leichtes Spiel darf Clemson im ACC-Finale also nicht erwarten.

Hinter Clemson haben die Niederlagen von Ohio State und Oklahoma State die Lage natürlich verändert, und man darf gespannt sein, wie das Playoff Selection Committee, dem ein amerikanischer Kommentator am Sonntag vorhielt, wankelmütig zu sein und seine Meinung über die Teams im Tagesrhythmus zu ändern, darauf reagiert. Gewiss, Alabama, das sich eine Woche vor dem Lokalderby bei Auburn am Samstag eine lockere Aufwärmrunde gegen das unterklassige Charleston Southern gönnte, wird wohl Zweiter bleiben. Aber was passiert dahinter? Iowa wird nach dem klaren Sieg gegen Purdue, mit dem sich die ungeschlagenen Hawkeyes für das Championship Game der Big Ten Coference qualifizierten, vermutlich von Platz fünf unter die Top-Vier aufrücken. Aber bleibt Notre Dame, letzte Woche Vierter, trotz der dünnen Vorstellung beim 19:16 bei Boston College unter den besten Vier? Und wie weit nach vorn kommen Michigan State und Baylor (letzte Woche Neunter und Zehnter).

Am brisantesten ist die Situation vor dem kommenden Spieltag in der Big Ten und in der SEC. In der Big Ten steht, wie schon erwähnt, Iowa als Sieger der West Division und damit als Teilnehmer am Conference-Endspiel fest. So richtig als Playoff-Kandidat wahrgenommen werden die Hawkeyes bis jetzt allerdings noch nicht. Das liegt daran, dass sie in dieser Saison gegen keines der vier besten Teams der East Division (Ohio State, Michigan State, Michigan und Penn State) spielen mussten und bei ihren Siegen nur selten großen Glanz versprühten. Dennoch, wenn sie am Freitag auch bei Nebraska erfolgreich sein und eine Woche später den Conference-Titel holen sollten, würden sie gewiss unter den ersten Vier der Playoff-Rangliste landen. In der East Division ist die Lage so: Wenn Michigan State am Samstag gegen Penn State gewinnt, steht es im Championship Game, ganz gleich, wer im Duell Michigan gegen Ohio State gewinnt, weil die Spartans Beide geschlagen haben. In diesem Fall wäre der letztjährige National Champion Ohio State raus aus dem Kampf um die Playoff-Plätze, denn ohne den Gewinn der eigenen Conference ist es so gut wie unmöglich, in die Playoffs einzuziehen. Sollte Michigan State aber verlieren, würde der Sieger des Spiels in Ann Arbor die East Division gewinnen, weil die Spartans dann zwei Niederlagen innerhalb der Conference auf dem Konto hätten. Noch ist Titelverteidiger Ohio State also nicht ganz raus, aber er hat sein Schicksal nicht mehr selbst in der Hand. Aber mit solchen Gedankenspielen mag sich Ohio States Head Coach Urban Meyer im Moment eh nicht beschäftigen. „Wir müssen erst einmal ein paar First Downs holen und einen Weg finden, Pässe an den Mann zu bringen und unseren Erzrivalen (gemeint Michigan) schlagen. Das soll kein Mangel an Respekt sein, aber alles andere ist bei uns kein Thema. Sie haben recht, im Football passiert sehr vieles, aber wir müssen erst einmal ein paar Probleme bei uns lösen“, sagte er nach der Niederlage gegen die Spartans auf die Frage nach möglichen Playoff-Szenarien für sein Team.

In der SEC konzentriert sich am Thanksgiving-Day-Wochenende alles auf das Gastspiel von Alabama bei Auburn und Mississippis Partie beim Lokalrivalen Mississippi State. Gewinnt Alabama, ist die Sache in der SEC klar: Alabama wäre im Conference-Finale und gegen das für dieses bereits feststehende Florida klarer Favorit, weil die Gators in den letzten beiden Spielen nicht den Eindruck machten, als könnten sie ein Team von der Klasse Alabamas tatsächlich in Gefahr bringen. Richtig haarig würde es, sollte Alabama am Samstag verlieren. Viele Szenarien sind dann möglich, die vor allem der SEC als Ganzes nicht gefallen würden, weil die Gefahr dann groß wäre, dass ein Team mit mindestens zwei Niederlagen Conference Champion würde, was wiederum zur Folge haben könnte, dass die SEC in den Playoffs nicht vertreten ist. Bei einer Niederlage von Alabama und einem Sieg von Mississippi, das schon dreimal verloren hat, wären die Rebels bei gleicher Conference-Bilanz der Beiden im Championship Game, weil sie das direkte Duell gewonnen haben. Was dann noch geht für die SEC in Sachen Playoffs, hängt von Florida ab. Die Gators müssen am Samstag gegen Florida State ran und gewinnen, wenn sie im Playoff-Rennen bleiben wollen. Gegen Mississippi haben sie im Verlauf der Saison bereits gespielt und klar gewonnen. Nach der Beinahe-Blamage gegen Florida Atlantic traut der Mannschaft aber wohl keiner zu, dass sie beide Spiele gewinnen würde.

Ähnlich offen ist die Situation in der Big Twelve Conference. Aus den bislang vier Anwärtern auf den Conference-Titel ist TCU mit der 29:30-Niederlage bei Oklahoma, der zweiten Niederlage in Folge, ausgeschieden. Um Platz eins - und einen möglichen Platz in den Playoffs - streiten sich noch Oklahoma, Oklahoma State und Baylor. Oklahoma und Oklahoma State spielen am Samstag gegeneinander. Baylor spielt bereits am Freitag bei TCU. Sollte Baylor verlieren, wäre der Sieger des Derbys in Stillwater Conference Champion, mit guten Chancen auf einen der vier Playoff-Plätze. Gewinnt Baylor in Fort Worth und am 5. Dezember gegen Texas, hängen die Chancen der Bears auf Conference-Titel und Playoff-Teilnahme davon ab, wer das Duell in Oklahoma gewinnt. Am klarsten ist die Ausgangslage für Oklahoma. Gewinnen die Sooners gegen den Lokalrivalen, sind sie Champion, ganz gleich, was Baylor macht, weil sie das direkte Duell gegen Baylor gewonnen haben. Baylor muss also, eigene Siege vorausgesetzt, auf einen Erfolg von Oklahoma State hoffen, Oklahoma State wiederum muss Oklahoma schlagen und hoffen, dass Baylor eines seiner letzten beiden Spiele verliert.

Für das weiter oben schon erwähnte Notre Dame heißt es am Samstag „Alles oder nichts“. Ein Sieg bei Stanford ist die Voraussetzung für das Weiterbestehen der Playoff-Hoffnungen. Ob sich die erfüllen, hängt davon ab, was in ACC, Big Ten, Big Twelve und SEC passiert. Werden in allen vier Conferences Teams mit maximal einer Niederlage Champion, wird es eng für die Fighting Irish. Der knappe Sieg bei Boston College, ein Team, das bislang nur drei Spiele gewonnen hat, nährt die Zweifel daran, dass Notre Dame tatsächlich eines der vier besten Teams ist. Zu viele magere Siege wie dieser und keiner gegen einen wirklich starken Gegner - jede andere Mannschaft wäre bei so einem Portfolio kein Playoff-Kandidat. Die Aufgabe für Samstag lautet also nicht nur gewinnen, sondern am besten auch noch richtig eindrucksvoll. „Was das Selection Committee entscheidet, liegt nicht in unserer Hand. Alles, was wir wollen, ist, uns in die Lage zu bringen, dass man uns mit in Betracht zieht. Wir wissen, dass wir noch ein Spiel gewinnen müssen, um in Betracht gezogen zu werden. Letzte Woche waren wir eines der vier Top-Teams. Wir werden sehen, wo wir diese Woche stehen. Wir müssen einfach weiter gewinnen. Unsere Jungs wussten, was vor ihnen lag, nachdem wir gegen Clemson verloren hatten. Wir müssen all unsere restlichen Spiele gewinnen“, sagte Head Coach Brian Kelly zu den Playoff-Chancen seines Teams. Sollte Notre Dame bei Stanford gewinnen, heißt es für das Team, warten und zuschauen, was die anderen Playoff-Kandidaten eine Woche später machen und was das Playoff Selection Committee am 6. Dezember entscheidet.

Hoch - 23.11.2015

Michigan State gelang auch ohne QB Connor Cook die Überraschung bei Ohio State.

Michigan State gelang auch ohne QB Connor Cook die Überraschung bei Ohio State. (© Getty Images)

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