Im Viertelfinale war Endstation

Wie so oft in den vergangenen Jahren, markierte auch in diesem Jahr das Viertelfinale das Ende der GFL-Saison für die Stuttgart Scorpions. Vor 2.650 Zuschauern im Dresdner Heinz-Steyer-Stadion unterlag die Truppe von Head Coach Jemil Hamiko den heimischen Monarchs mit 14:55.

Viel schwerer als die Niederlage an sich dürfte die Tatsache wiegen, dass diese auch in dieser Höhe verdient war, ja gar einer Lehrstunde gleich kam. Jedoch bedeutet dies nicht, dass die Schwaben die Dresdner Arena nicht erhobenen Hauptes verlassen konnten, denn trotz deutlicher Unterlegenheit in allen Belangen, kämpften sie bis zum Ende um jeden Meter und verdienten sich so den Respekt der Gegenspieler wie auch der Zuschauer.

Mit viel Mut zum Risiko präsentierte sich der Dritte der GFL-Süd in der verregneten Landeshauptstadt Sachsens; so suchten die Stuttgarter ein ums anderen Mal ihr Heil im Angriff und überraschten mit aggressivem Play-Calling, zum Beispiel bei dritten und vierten Versuchen. Dass das Spiel allerdings nicht den – aus Stuttgarter Sicht – gewünschten Verlauf nehmen würde, das war jedem der Anwesenden – darunter rund 20 Fans aus der schwäbischen Metropole – relativ schnell klar. Gerade einmal 13 Sekunden waren gespielt, als Jake Medlock Jan Hilgenfeldt über 77 Yards hinweg bediente und es 7:0 für die Hausherren stand. Anschließend wurde die Offense um Dylan Potts, ebenso wie zuvor die Defense bei diesem ersten Touchdown, regelrecht von ihren Kontrahenten überrollt; ganz gleich ob per Pass oder per Lauf – auch hier war zumeist Quarterback Potts die zentrale Figur – es sollte kaum etwas gelingen. Diese Überlegenheit nutzten die Monarchs eiskalt aus und zogen bis kurz vor Ende des ersten Viertels durch weitere Punkte von Hilgenfeldt und Bradley Fraser auf 21:0 davon. Eine für die Partie nur allzu symbolische Szene sollte dann im Anschluss an jenes 21:0 folgen: Beim folgenden Kickoff der Dresdner kam der Ball einige Yards vor der Stuttgarter Endzone zu Boden und trudelte wie in Zeitlupe auf diese zu. Dort befand sich der Kick Returner Daniel Balazovic und das gesamte Stadion wartete nun darauf, dass er den Ball aufnehmen und returnieren würde. Doch er tat nichts dergleichen und wartete stattdessen auf den Pfiff des Schiedsrichters, der den Spielzug beenden sollte. Hätte es sich bei dem Kick um einen Punt gehandelt, wäre dies ein konformes Vorgehen gewesen. Doch da es sich um einen Kickoff handelte, war es ein freier Ball und ehe Balazovic das bewusst wurde, hatten die Dresdner den Ball an der Stuttgarter 3-Yard-Linie unter Kontrolle gebracht. Hoch anzurechnen war es da den Hausherren und ihren Fans, dass sie den bemitleidenswerten Balazovic nicht mit Häme bedachten obgleich seines Mißgeschicks. Die Konsequenz aus diesem Fauxpas war wenig später das 27:0 durch Donald Russel und mit diesem Resultat ging es dann ins zweite Quarter.

In diesem fand die Stuttgarter Offense endlich besser ins Spiel und kam nach und nach auch zu Raumgewinn. So gelangten sie nach rund vier gespielten Minuten bis an die Endzone der Monarchs, doch nachdem ein Touchdown nicht gelingen wollte, verfehlte auch der Field Goal Versuch von Jan Eisenbraun sein Ziel. Nur zwei Spielzüge später lief Donald Russell der gesamten Stuttgarter Verteidigung über rund 70 Yards hin davon und es stand 34:0. Danach sollte es dann aber endlich klappen: Erneut kamen die Schwaben bis an die gegnerische Endzone und dieses Mal fand Potts seinen Weg ins Ziel, was das 7:34 aus Stuttgarter Sicht bedeutete. Überhaupt spiegelte das Duell der Quarterbacks Potts gegen Medlock die Stärken und Schwächen der beiden Teams an diesem Tage sehr gut wieder: Während Potts sich nach Kräften mühte und mit 18 von 34 Pässen rund 210 Yards erzielte, brachte Medlock nur acht Pässe für 180 Yards an den Mann. Allerdings benötigte er hierfür nur zehn Versuche und vier dieser mündeten in einem Touchdown. Solch einer blieb Potts verwehrt, dafür jedoch standen für ihn zwei Interceptions zu Buche. Ein Beleg für die herausragende Effizienz der Sachsen an diesem Tag.

Lange sollte die Freude über den ersten Stuttgarter Touchdown auch nicht anhalten, denn den folgenden Return verwandelte Donald Russell – an diesem Tag mit rund 180 Laufyards einfach zu stark für die Scorpions-Defense – zum 41:7, welches den Pausenstand markierte. Zu Beginn des dritten Quarters folgte ein letztes Aufbäumen der Gäste. Das wurde jedoch abrupt beendet durch Isaac Summerfield, der einen Pass von Potts in der Dresdner Endzone abfing. Im Gegenzug fiel das 48:07 durch Trevar Deed, ehe Jan Hilgenfeldt mit dem 55:7 den Schlußpunkt für die Hausherren setzte. Bezeichnend, dass bis dahin jeder Drive der Monarchs-Offense in Punkten resultierte; erst nach diesem letzten Touchdown gelang es den Scorpions, den gegnerischen Angriff auch einmal zu stoppen. Die letzten Punkte der Partie, bei auslaufender Uhr im dritten Quarter, sollten dann einem Spiel vorbehalten sein, der sonst nicht im Rampenlicht steht: Einen durch Kevin Kistermann geblockten Punt nutzte Defensive Lineman Tarik Bentoua zu einem Return Touchdown über rund 30 Yards hin. Beim Stand von 55:14 ging es schließlich ins letzte Quarter, in dem sich dann nicht mehr viel tat. Erfreulich war auf Stuttgarter Seite, dass Linebacker-Legende Jasson Scott rund zwei Jahre nach seinem Karrierende im letzten Abschnitt sein Comeback im Scorpions-Jersey feiern sollte (und welches mit Spielschluß auch schon wieder beendet war), und dass der älteste Spieler der GFL, Günter „Doc“ Michel, noch einmal aktiv ins Geschehen eingreifen durfte.

Dem Ergebnis entsprechend niedergeschlagen zeigte sich nach Ende der Partie Head Coach Hamiko, dem die Strapazen einer langen und kräftezehrenden Saison sichtlich anzusehen waren. So musste er – trotz aller Enttäuschung über das erneute Aus – den Monarchs neidlos zugstehen, dass sie vollkommen verdient die Oberhand behielten. Bei seinen Mannen hingegen zog sich derselbe rote Faden durch die Partie, der sie schon während der gesamten Saison begleitet hatte: Licht und Schatten wechselten sich ständig ab, so dass auf jedes Erfolgserlebnis auch zuverlässig der Rückschlag folgte.

Nun gilt es zuerst einmal, sich von der Spielzeit 2015 zu erholen, ehe dann in 2016 ein neuer Anlauf genommen werden soll. Dann, so der Wunsch des Stuttgarter Coaches, auch mit einem vergrößerten Trainerstab; damit diese Hoffnung erfüllt wird, sind die Verantwortlichen auf der Waldau bereits heute auf der Suche nach geeigneten Kandidaten.

Quarter| Clock| Score
1| 00:13| 07:00| Jan Hilgenfeldt (Pass Jake Medlock, 77 yds), PAT Jan Hilgenfeldt
1| 05:29| 14:00| Jan Hilgenfeldt (Pass Jake Medlock, 27 yds), PAT Jan Hilgenfeldt
1| 11:13| 21:00| Bradley Fraser (Pass Jake Medlock, 10 yds), PAT Jan Hilgenfeldt
1| 11:54| 27:00| Donald Russell (Lauf, 2 yds)
2| 05:30| 34:00| Donald Russell (Lauf, 72 yds), PAT Jan Hilgenfeldt
2| 09:09| 34:07| Dylan Potts (Lauf, 4 yds), PAT Jan Eisenbraun
2| 09:19| 41:07| Donald Russell (Kickoff Return, 70 yds), PAT Jan Hilgenfeldt
3| 06:31| 48:07| Trevar Deed (Lauf, 1 yd), PAT Jan Hilgenfeldt
3| 08:10| 55:07| Jan Hilgenfeldt (Pass Jake Medlock, 27 yds), PAT Jan Hilgenfeldt
3| 12:00| 55:14| Tarik Bentoua (Blocked Punt Return, 30 yds), PAT Jan Eisenbraun

Peter Lorenz - 21.09.2015

(© Stuttgart Scorpions Rentsch)

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