Auf der Suche nach mehr Spannung

An diesem Wochenende beginnt in Japan die neue Saison der X League, und den Football-Fans in Japan ist vor allem ein bisschen mehr Spannung zu wünschen als in der letzten. Zugegeben, die letzte Spielzeit hatte frischen Wind in die Liga gebracht. Der X League Champion und japanische Meister hieß zum ersten Mal seit 2009 nicht Obic Seagulls (Aus im Halbfinale gegen den späteren Meister Fujitsu Frontiers), mit IBM BigBlue erreichte ein Team das Liga-Finale, das noch nie so weit gekommen war, und in der West Division wurde mit den Elecom Kobe Finies zum ersten Mal überhaupt ein anderes Team als Panasonic Impulse oder die Asahi Soft Drinks Challengers Erster. Dem gegenüber steht aber, dass ein unerfreulicher Trend der letzten Jahre weiter anhielt: Die Spiele mit knappem Ausgang werden immer weniger, die mit extrem hoher Differenz im Ausgang immer mehr, und damit werden die Spiele insgesamt immer langweiliger.

In den Spielen der beiden Divisionen im Osten Japans, East und Central, die man als Einheit betrachten muss, weil sie jedes Jahr neu zusammengesetzt werden, lag die durchschnittliche Differenz im Ergebnis 2014 bei 40,2 Punkten - fast doppelt so hoch wie in der Saison 2005. Nur drei der zusammen 30 Partien in diesen beiden Divisionen endeten mit einem Score Differenz, aber 14 mit Differenzen von 40 oder mehr Punkten und zwei weitere mit Differenzen von über 30 Punkten. In der West Division bot sich dasselbe Bild. Die durchschnittliche Differenz von 33,47 Punkten war auch hier die höchste des letzten Jahrzehnts und fast doppelt so hoch wie 2005. Nur zwei von 15 Spielen endeten mit einem Score Differenz, aber fünf mit über 40 Punkten und zwei weitere mit über 30 Punkten Differenz.

Das große Leistungsgefälle in der höchsten Spielklasse der X League, der Division 1, ist nicht neu, alarmierend ist aber, dass die Kluft zwischen den stärkeren und schwächeren Teams offenbar immer größer wird. Und besonders unerfreulich ist, dass sich diese Tendenz auch in den Spielen der Second Stage, in der die neun besten und neun schlechtesten Teams nach der First Stage unter sich bleiben, fortsetzt. Die Second Stage gibt es seit der Saison 2009 und sie war geschaffen worden, um zum einen die recht kurze Saison um ein paar Spiele zu verlängern, vor allem aber, um mit den Spielen der neun besten Teams untereinander mehr qualitativ bessere Spiele zu bekommen. Diese Erwartung hatte die Second Stage nie wirklich erfüllt. Mit 22 (Saison 2012), 25 (2009, 2010 und 2013) und 26 (2011) Punkten war die durchschnittliche Differenz in den Spielen der so genannten Super 9 schon in den ersten fünf Jahren ihrer Existenz eigentlich zu hoch, wenn man bedenkt, dass hier die besten Teams der Liga gegeneinander spielen. In der letzten Saison gab es dann sogar einen sprunghaften Anstieg auf etwas über 35 Punkte.

Dazu passend sieht die Verteilung der Spiele nach den Differenzen aus. 2009 gab es zwei Spiele mit einem Score Differenz, zwei Spiele mit zwei Scores Differenz sowie fünf Spiele mit mehr als zwei Scores Differenz. In den folgenden drei Jahren waren es zwei Spiele mit einem Score Differenz, eines mit zwei Scores Differenz und sechs mit mehr als zwei Scores Unterschied. Nach nur noch je einem Spiel mit einem Score und zwei Scores Differenz in der Saison 2013 war das knappste Super-9-Ergebnis 2014 das 23:7 der Lixil Deers gegen die Asahi Soft Drinks Challengers, während die übrigen acht Partien mit Differenzen zwischen 23 und 65 Zählern endeten - ein klares Indiz dafür, dass auch die bessere Hälfte der X League 1 in sich eine Zwei-Klassen-Gesellschaft ist.

Die Ursache für diese Misere ist leicht auszumachen: Das vorhandene Talent verteilt sich in der X League zu ungleichmäßig. Eine handvoll traditionell starker Teams zieht nicht nur ständig die besten Spieler an sich, sondern operiert zugleich mit größeren Kadern als ein Großteil der anderen Teams. Die Folgen beschrieb Kevin Craft, Quarterback von IBM BigBlue, der seit drei Jahren in Japan spielt und 2012 als erster US-Quarterback in der X League Liga-Geschichte geschrieben hatte, schon vor einem Jahr in einem Beitrag des japanischen Football-Magazins Touchdown so: „Der Wettbewerb wird geringer und ich denke, das schadet uns, das schadet der Liga, weil ich glaube, dass das Publikum bessere Spiele sehen will. Und der einzige Weg, bessere Spiele zu bekommen, ist, für gleiche Wettkampfbedingungen zu sorgen“.

Der letzte Satz ist als Forderung aktueller denn je, wie die ersten Ergebnisse der neuen Saison zeigen. Titelverteidiger Fujitsu Frontiers startete am Samstag mit einem 76:7 gegen die Meiji Yasuda Penta-Ocean Pirates in die Spielzeit, und das potenziell beste Team im Westen, Panasonic Impulse, fegte am selben Tag Aufsteiger Fuji Xerox J-Stars nach 62:0-Halbzeitstand mit 90:0 vom Platz. Die Hoffnung darauf, dass zumindest die stärkere Hälfte der ersten Division ein bisschen enger zusammenrückt, ruhen darauf, dass einige Teams (Silver Star, Rise, Challengers), dem Beispiel anderer (Frontiers, BigBlue, Finies) aus den letzten Jahren folgend, ihre Kader mit ein paar US-Spielern potenziell verstärkt haben. Die Kluft zu den Teams der schwächeren Hälfte wird dadurch allerdings eher noch größer, so dass es in den Spielen der First Stage wohl noch viele Ergebnisse wie die beiden eben genannten zu vermelden geben wird.

Hoch - 30.08.2015

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