Bears halten Colts im Zaum

Es ist nur die Preseason, dennoch verlief das gestrigen Spiel zwischen den Chicago Bears und Indianapolis Colts unerwartet deutlich in Richtung der Gastmannschaft. Mit Ausnahme einer einzigen Offensivserie der Colts dominierten die Bears und gewannen so überzeugend mit 23:11.

Jay Cutler stach besonders heraus. Obwohl der Quarterback ohne Alshon Jeffery, der noch verletzungsbedingt fehlte, und natürlich Kevin White auskommen musste, komplettierte er acht seiner neun Pässe für 77 Yards. Seine zwei beeindruckendsten Spielzüge wurden dabei sogar wegen Widrigkeiten der Offensive Line aberkannt, beim ersten warf er einen perfekten 42 Yard Pass, beim zweiten rannte er selbst fast für einen Touchdown und ließ sich dabei von keinem Colts Defender stoppen.

Auch Andrew Luck konnte überzeugen, passte für 71 Yards und lief selbst einmal in die Endzone. Auf Hilfe konnte der Star von Indianapolis dabei nicht hoffen, seine Receiver ließen mehrere Pässe fallen und die Offensive Line konnte ihre Gegner überhaupt nicht stoppen - Pernell McPhee, der Neuzugang bei den Bears, war kaum aufzuhalten, und auch Jared Allen sorgte für einen Sack.

Als die ersten Mannschaften Mitte des zweiten Viertels vom Platz gingen, stand es so 9:8 für Chicago, ein kurioses Zwischenergebnis, welches durch drei Field Goals von Robbie Gould und einem Touchdown plus Zweipunktversuch der Colts zustande kam.

Jimmy Clausen, der Ersatzmann von Cutler, konnte seine gute Performance aus der Vorwoche derweil nicht fortsetzen. So warf er kurz vor der Halbzeit eine haarsträubende Interception, die in ein Field Goal von Adam Vinatieri mündete.

Im dritten Spielabschnitt konnte der 27-Jährige seinen Fehler zumindest wieder gut machen, nach knapp neun Minuten in der Halbzeit fand Clausen den Receiver Joshua Bellamy für den zwölf Yard Touchdown. Dies wurde von Jeremy Langford vorbereitet, der sein Team zuvor durch einen explosiven Lauf in die Red Zone beförderte. Die Viertrundenwahl der diesjährigen Draft überraschte mit einer dominanten Leistung, bei der er nur neun Läufe benötigte, um 80 Yards zu erreichen. Seinen erfolgreichen Tag schloss der Running Back noch mit einem zwei Yard Lauf für sechs Punkte ab, um auf das finale 23:11 zu erhöhen.

Mit dem gestrigen Sieg haben die Bears damit den zweiten Sieg im zweiten Match eingefahren. Dass dies natürlich unbedeutend ist, wird die Freude darüber kaum schmälern, denn im Gegensatz zur letzten Woche spielten sie auch von Beginn an gut. Dennoch bleiben weiterhin Fragezeichen bestehen: Die Position des Right Tackles könnte zu Problemen führen, weder Jordan Mills noch Charles Leno Jr. wissen bisher zu überzeugen, und auch die Cornerbacks spielen bisher katastrophal, allen voran überraschend der Sophomore Kyle Fuller. Es bleibt zu hoffen, dass die Lücken hier noch geschlossen werden können. Indianapolis muss währenddessen hoffen, dass sich ihre Offensive Line verbessern wird, denn die derzeitige Besetzung war gestern vollkommen überfordert.

Noch zwei Wochen bleiben den beiden Teams, ihre Probleme möglichst passabel zu lösen. Nächste Woche wird dabei besonders wichtig sein, das dritte Spiel der Vorbereitungsphase ist bekanntlich das Aussagekräftigste, denn hier spielen die Starter mindestens die erste Hälfte. Die Colts werden dafür nach St. Louis reisen, für Chicago geht es währenddessen nach Cincinnati. Beide Spiele finden in der Nacht von Samstag auf Sonntag um 1.30 Uhr bei den Bears beziehungsweise um zwei Uhr bei den Colts statt.

Kai Weiß - 23.08.2015

Jay Cutler zeigte gestern mehrmals, dass er nicht der lustlose Anführer ist, als den ihn die US-Medien oft darstellen wollen. (© Getty Images)