Preview 2015: Die Playoff-Kandidaten

Das alljährliche Spekulieren über die Favoriten für die kommende Saison macht in diesem Jahr weniger Spaß als sonst, weil die Fronten selten so klar waren, wie in diesem Jahr. Wer den letztjährigen National Champion Ohio State nicht als Top-Favoriten sieht oder prognostizieren würde, dass der Titelverteidiger nicht mal die Playoffs erreichen wird, der würde unweigerlich als ahnungslos belächelt. Da aber vier Playoff-Plätze zu vergeben sind, gibt es noch genug, worüber man spekulieren und diskutieren kann. Nachfolgend ein Blick auf die Teams, die in der Kombination von letztjährigem Abschneiden, verbliebenen Leistungsträgern und zu absolvierendem Programm die besten Chancen zu haben scheinen, einen der vier Plätze zu ergattern.

Ohio State

Die Buckeyes sind, wie gesagt, der klare Favorit, und nach derzeitigem Stand kann man dieser Einschätzung schwer widersprechen. Eine wirkliche Schwachstelle haben sie nicht. Mit Ausnahme der Wide Receiver besitzt man in allen Teilbereichen Spieler, die zum Besten gehören, was der College Football derzeit zu bieten hat, und als Folge des Verletzungspechs der letzten Saison kann Head Coach Urban Meyer vor allem auf der Quarterback-Position aus dem Vollen schöpfen wie selten ein Head Coach zuvor. Außerdem gilt der Kader auch in der Tiefe als so gut, dass praktisch jeder Ausfall ohne Probleme kompensiert werden könnte. Mal abgesegen davon, dass Ohio State in diesem Punkt keine Hilfe nötig hätte, stellt auch das zu absolvierende Programm das Team vor keine größeren Herausforderungen. Die beiden potenziell stärksten Gegner, Michigan State und Penn State, müssen in Columbus antreten, und der Rest der Partien fällt für einen Titelverteidiger in die Rubrik „Pflichtaufgabe“. Die größte Gefahr könnte der Mannschaft im letzten Punktspiel Ende November beim Erzrivalen Michigan drohen. Die Wolverines sind derzeit zwar vom Potenziel her deutlich schwächer als die Buckeyes, aber mit dem neuen Head Coach Jim Harbaugh wird Michigan in dieser Saison vermutlich ganz anders auftreten als in den letzten Jahren, und ein Sieg ausgerechnet gegen das zurzeit vermeintlich so übermächtige Ohio State wäre für Michigan das ideale Sprungbrett für die Rückkehr zu einstiger Größe. Für Ohio State hätte eine Niederlage in diesem Spiel vermutlich keine Folgen. Vorausgesetzt, man bleibt zuvor ohne Niederlage, würde man mit einem Sieg im Big Ten Championship Game eine Woche später immer noch in die Playoffs einziehen können.

TCU

Die Horned Frogs bieten nahezu die gesamte erste Garnitur des nach Yards fünftbesten und nach erzielten Punkten pro Spiel zweitbesten Angriffs der letzten Saison auf, inklusive Trevone Boykin, einem der zurzeit potenziell besten Quarterbacks im College Football, und das sollte eine eventuelle Schwächung der Abwehr durch den Abgang einiger wichtiger Spieler ausgleichen können. Das zu absolvierende Programm ist weniger hart als das vieler anderer Teams mit Playoff-Ambitionen, dafür ist der Aufbau des Spieplans günstig. Die beiden nach derzeitigem Stand schwersten Spiele stehen an den letzten beiden November-Wochenenden an, erst bei Oklahoma und dann auf eigenem Platz gegen Baylor. Wenn man zuvor nicht verliert und die Regular Season mit Siegen in diesen beiden Partien abrundet, müsste TCU ein Platz in den Playoffs sicher ein.

Baylor

Mit 17 verbliebenen Stammspielern von 2014 und einem Angriff, der immer zur Spitze gehört, ganz gleich, wer auf den so genannten Skill Positions spielt, sind die Bears einer der Top-Playoff-Kandidaten. Selbst mit einem neuen Stamm-Quarterback (Seth Russell) erwartet niemand, dass sie entscheidend an Feuerkraft verlieren werden. An ihrer Titel-Tauglichkeit scheiden sich allerdings die Geister. Weil es sich Baylor seit Jahren in den Non-Conferences Games ein bisschen zu leicht macht, gilt das Programm des Teams als zu „soft“, auch in diesem Jahr wieder, und die Abwehr hat meist nicht das Niveau eines ernstzunehmenden Titelanwärters. So führt der Weg in die Playoffs für Baylor wohl nur über eine Regular Season ohne Niederlage, und das heißt, dass man auch das in der eigenen Conference (Big Twelve) stärker einzuschätzende TCU schlagen muss.

USC

Die Trojans sind das zurzeit am stärksten einzuschätzende Team in der hinter der SEC zweitstärksten Conference (Pac-12). Sollte sich diese Einschätzung bestätigen und USC mit maximal einer Niederlage Pac-12 Champion werden, wäre die Playoff-Teilnahme wohl so gut wie sicher. 14 Stammspieler aus dem Vorjahr, eine Fülle vielversprechender Nachrücker und einer der potenziell besten Quarterbacks (Cody Kessler) sind eine gute Ausgangsposition für den Angriff auf die Playoff-Plätze. Alle anderen Kandidaten in der Pac-12 haben mehr potenzielle Schwachstellen als USC. Wegweisend wird vermutlich schon der erste Monat der Saison werden, wenn man innerhalb einer Woche gegen zwei der drei stärksten Gegner in der Pac-12 - zunächst gegen Stanford und dann bei Arizona State - spielt.

In Lauerstellung

Hinter diesen vier Teams gibt es eine ganze Reihe von Teams, die im Verlauf der Saison im Kampf um die Playoff-Plätze mitspielen werden. Gemeinsam haben die, dass sie alle teils recht massive personelle Verluste kompensieren müssen, und da bleibt abzwarten, wie das im Einzelfall gelingt. Aus der SEC wären vor allem Alabama und Auburn zu nennen. Die Playoffs wird wahrscheinlich nur einer von Beiden erreichen können, weil nur der Sieger des direkten Regular-Season-Duells Conference Champion werden kann und man ohne den vorherigen Gewinn der eigenen Conference kaum Chancen auf das Erreichen der Playoffs hat. Alabama muss fast die gesamte erste Besetzung von 2014 im Angriff ersetzen, hat in der starken SEC West Division das gewohnt harte Programm vor sich, dazu ein Auswärtsspiel beim besten Team der East Division (Georgia) und einen harten Auftakt mit Spielen gegen Wisconsin und Mississippi innerhalb der ersten drei Partien. Auburn muss weniger Stammspieler ersetzen, darunter aber den Quarterback und einen Großteil der Offensive Line. Und der wirkliche Schlüssel zur Rückkehr in die Spitze ist die Frage, ob der neue Defensive Coordinator Will Muschamp die in der letzten Saison oft zu anfällige Abwehr stabilisieren kann. Ein dritter Playoff-Kandidat in der SEC ist Georgia. Bei den Bulldogs ist nicht die Anzahl der Abgänge das Problem, vielmehr die Verteilung. Ein neuer Stamm-Quarterback muss zuleich mit weitgehend unerfahrenen Receivern arbeiten. In der East Division der SEC ist man trotzdem der Favorit. Unglücklicherweise will es die Rotation des Spielplans so, dass man in dieser Saison in den Punktspielen sowohl gegen Alabama als auch gegen Auburn spielen muss. Solange man wenigstens eines dieser beiden Spiele gewinnt, ist für die Bulldogs in Sachen Playoffs alles drin.

Aus der Pac-12 wird Oregon erneut vorn mitmischen. Wie weit vorn, wird davon abhängen, wie sich die Quarterback-Situation nach dem Abgang von Marcus Mariota entwickelt. Zugegeben, der Mariota-Nachfolger (Jeff Lockie oder Vernon Adams) ist umgeben von sehr guten Running Backs, sehr guten Receivern und genügend erfahrenen Leuten in der Offensive Line, aber bei Oregon hängt der Erfolg stärker vom Angriff ab als bei den meisten anderen Playoff-Kandidaten und da kann schon ein leichter Rückgang in der Produktivität dafür sorgen, dass man in „engen“ Spiele den Kürzeren zieht. Die Abwehr jedenfalls war letzte Saison, wie das Finale gegen Ohio State gezeigt hat, für ein Team, das Meister werden will, nicht gut genug, und die vor allem im Backfield stark verjüngte Truppe muss erst noch zeigen, ob die Abwehr in diesem Jahr insgesamt stabiler ist als 2014.

Die ACC ist die einzige der Power Five Conferences, die in diesem Jahr keinen unmittelbaren Playoff-Kandidaten hat. Der National Champion von 2013, Florida State, der sich schon in der letzten Saison von einem knappen und oft genug auch glücklichen Sieg zum nächsten gehangelt hat, ehe eine Serie von 29 Siegen in Folge im Playoff-Halbfinale gegen Oregon krachend zu einem Ende kam (20:59), muss QB Jameis Winston, seine beiden wichtigsten Anspielstationen und vier Stammspieler in der Offensive Line ersetzen und die letzte Saison nur selten souveräne Abwehr stabilisieren. Der vermeintlich größte Konkurrent der Seminoles, Clemson, verlor fast die komplette Stammbesetzung der statistisch besten Abwehr der letzten Saison und eine Fülle von Spielern, die als Nummer zwei auf ihren Positionen zu regelmäßigen Einsätzen kamen.

Hoch - 16.08.2015

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