College Football ringt um seine Zukunft

Deregulierung ist ein Zauberwort, dass den College Football seit einigen Monaten bewegt und zumindest bis in das Jahr 2016 weiter beschäftigen wird. Speziell geht es um den Modus, ob und wie Conference Championship Game ausgespielt werden sollen. Eine NCAA Regel sagt bisher aus, dass eine Conference mindestens zwölf Teams unter ihrem Dach vereinigt haben muss, um ein solches Meisterschaftsspiel austragen zu dürfen. Die Big 12 darf es nicht, da sie seit 2011 nur noch aus zehn Teams besteht und kürt ihren Meister im klassischen Round-Robin-System. Unterstützt wird die Big12, die als einzige Power Conference letztes Jahr kein Team in die Playoffs platzieren konnte, von der ACC, die sich frühzeitig für die Deregulierung ausgesprochen hat: „Die ACC will nicht ihre Strukturen ändern, aber viele möchten, dass jede Conference selbst entscheiden darf, wie ihre Struktur auszusehen hat“, so der Big 12 Commissioner und NCAA Football Oversight Committee Vorsitzende Bob Bowlsby, der nichts anderes meint, als das jede Conference ihre individuellen Möglichkeiten ausschöpfen sollte, um das Playoff Selection Committee so zu beeindrucken, dass es ihre Teams in ihrer Ranking Tabelle möglichst weit vorne platziert. „Bei uns glauben vor allem Einige, dass es zukünftig möglich wäre, in drei Divisionen zu spielen und damit mehr Spielraum für das Wiederaufleben alter Rivalitäten außerhalb der Conference Spiele wieder aufleben zu lassen“, ergänzt der ACC Commissioner John Swofford und denkt damit zum Beispiel auch an eine Initiative von ehemaligen Absolventen von North Carolina und Wake Forest, die sich dafür eingesetzt haben, dass es ab 2019 wieder Neuauflagen dieses internen Staaten-Duells geben soll, diese Rivalry aber vor Jahren aufgrund der Divisionsspiele innerhalb der ACC abgeschafft wurde. Problematisch empfindet Bowlsby zurzeit nur die Geschwindigkeit, mit dem dieser Ausschuss arbeitet. Er besteht aus vier Mitgliedern des NCAA-Rates, sieben Mitgliedern der Conferences und einem Athleten. Vertreten sind allerdings nur Repräsentanten der 128 Football Sub Division Universitäten. Die FCS, Division II oder III Manager wurden, anders als beim Basketball, nicht mit hinzugezogen. Die Mitglieder wurden zudem nach einem wochenlangen Tauziehen nach bestimmten Proporzansichten ausgewählt, schließlich wollte sich jede Interessensgruppe angemessen vertreten wissen. College Football Trainer wurden größtenteils übergangen, allerdings hatten sie die Möglichkeiten, Regeländerungswünsche einzureichen, was in punkto der umstrittenen zehn Sekunden Regel auch über die American Football Coaches Association, die wiederum als Berater für diese Regelkommission tätig ist und von Bret Bielema (Arkansas) und Nick Saban (Alabama) auch getan wurde. Dazu kommen mehr oder wenige konträre Ansichten aller Beteiligter. „Es gibt unterschiedliche Ansichten über das Ziel, wie zukünftig der College Football in den USA wirklich aussehen soll. Deregulierung ist dabei nur eine Überschrift. Mich interessieren mehr die Details und die Zielrichtung. Am Ende des Prozesses könnten auch 20 regionale Conferences gebildet werden, die gut über das Land verteilt, aus jeweils vier Divisionen à fünf Teams Divisionen bestehen. Wenn sich so etwas realisieren würde, würde ich sagen, warum nicht? Die Kreativität sollte eine Chance erhalten.“

Die Bildung von Divisionen ist übrigens keine sehr alte Erfindung des College Footballs in den Vereinigten Staaten. 1992 war es die SEC, die nach ihrer Vergrößerung auf zwölf Teams, zwei Divisions gründete. Die Big12 folgte 1996, die ACC erst 2005. Die Pac-12 und die Big Ten schufen Divisionen sogar erst 2011. Im gleichen Jahr musste die Big12 ihre beiden Divisionen wieder abschaffen, da zwei Mitglieder diese Conference verließen. Der Nachweis, dass Divisionen für stabile Strukturen gesorgt haben, lässt sich bis heute also nicht erbringen. Divisionale Modelle besitzen allerdings den Vorteil, dass sich am Ende der regulären Saison kleine sportliche Dramen entwickeln können, wenn es um die Divisionsmeisterschaft geht, die dann wiederum den Einzug in das Conference Meisterschaftsspiel bedeutet. College Football Fans mögen diese Dramen besonders, da sich damit schlechte Leistungen, die zu Beginn der Saison gezeigt wurden, wieder kompensieren lassen. Der Wettbewerb wird somit in die Länge gezogen. Kansas State hat so eine Erfahrung schon mehrfach durchlebt und Head Coach Bill Snyder erinnert sich gerne an die Saison 2003 zurück. Ein paar Spiele wurden zu Beginn der Saison verloren, die allerdings nicht gegen Divisionsgegner ausgetragen wurden. Sieben Wochen später war Kansas State wieder im Geschäft und gewann den Big 12 Titel gegen Oklahoma, die bislang in den Ranking Tabellen als die landesweite Nummer Eins geführt wurden und seitdem ist Snyder ein Fan der Divisional Games, die Kansas State nicht nur 2003 am Leben erhielten. Attraktiv sind diese Spiele, wenn es um die Zuspitzung des sportlichen Geschehens geht, vor allem für Fernsehsender. Die so genannten „Must-See-Matchups“ erreichen Spitzenwerte, wenn es um Einschaltquoten geht. Die Partien Clemson gegen Florida State erreichten somit in den letzten Jahren landesweite Beachtung, da ihre Fans, die über das ganze Land verteilt leben, elektrisiert auf diese Partie warten. Szenarien, die sich regelmäßig in der deutschen Fußball Bundesliga abspielen und es zulassen, dass Bayern München fünf oder mehr Spieltage vor Saisonende bereits als Meister feststeht, wären der sichere Tod des heute sehr gut verdienenden FBS College Footballs in den USA.

Das Grundproblem von jeglichen Veränderungen besteht allerdings darin, dass sich jede heute bekannte Football FBS Conference von anderen klar in punkto Leistungsfähigkeit, Substanz, Größe, regionaler Verbreitung, Struktur und Einzelinteressen unterscheidet und sie sich damit nur schwer untereinander vergleichen lassen. Verbunden sind sie miteinander aufgrund ihrer gegenseitigen Expansionsgelüste, die mal mehr, mal weniger zu schubweisen Abwanderungen führen. Am Ende einer regulären Saison sagt zudem eine mehr oder weniger autonome Playoff Selection Committee, wer zu den vier auserwählten besten Teams des Landes gehört, die in die Playoffs einziehen dürfen. Für alle anderen tiefer platzierten Teams heißt es danach an den mehr oder weniger wichtigen Post-Season Bowls teilzunehmen und noch etwas Geld und Ehre für ihre Hochschulen zu verdienen. 2014 haben sich SEC und ACC zum Beispiel dafür ausgesprochen, dass jedes Mitglied acht Spiele innerhalb der Conference spielen soll. Pac-12 und Big Ten werden ab 2016 neun interne Matches je Team austragen. Dazu kommt, dass die ACC eine „Spielgemeinschaft“ mit Notre Dame beschlossen hat, die nur deswegen möglich wurde, weil seinerzeit einige ACC Mitglieder dagegen waren, neun Conference Games zu spielen, da diese wiederum ihre traditionsreichen Rivalitäten gegen SEC Teams nicht aufgeben wollten. So würde Miamis Athletic Director Blake James niemals das Spiel gegen Florida State aufgeben. „Mehr Conference Spiele zu Lasten eines solchen Kassenschlagers wären für uns völlig indiskutabel.“

Somit lässt sich das Lager der Bewahrer und der Erneuerer nicht klar voneinander abgrenzen. Die einen wollen 13, die anderen maximal 12 Spiele in der Football Saison, die einen schwören auf ihre jahrzehntealten Rivalries, andere möchten gerne mehr Divisional Games. Dazu gesellen sich die fünf Power Conferences und ein paar Independence Teams, die in den letzten Jahren immer mehr Einfluss erhalten haben und sich kaum dafür interessieren, was die restlichen Gruppierungen innerhalb der Division I denken. Der Hochschulsportverband NCAA versucht allen gerecht zu werden und vor allem seine originäre Aufgabe als Gralshüter der Regelwerke gerecht zu werden, wird aber vor allem von ihren wichtigsten Mitgliedern, den Universitäten immer wieder ausgebremst, die stets abwägen müssen, ob denn nun für sie die schulische Ausbildung, beziehungsweise Forschung und Lehre wichtiger ist, als die Interessen des Sports, der wiederum einen Großteil dazu beiträgt, den Lehrbetrieb mitzufinanzieren und bei sportlichen Erfolgen die Geldbörsen der ehemaligen Absolventen öffnet, wenn ihr Footballteam um Prestige und Meisterschaften mitspielt. Über diesem Geschäftsmodell schwebt allerdings eine weitere Gewalt. Nicht jeder Spieler versteht, warum er seine Knochen für die Ehre riskieren soll, wenn in diesem System andere abkassieren und die Chance, später einmal von der NFL gedraftet zu werden, sehr klein ist. Von hundert College Football Spielern werden durchschnittlich nur 1,6 Sportler den Sprung in die NFL schaffen. Die vollständige Übernahme der Studienkosten und die Absicherung gegen Sportverletzungen gilt innerhalb der fünf Power Conferences als Konsens, wird aber auch dafür sorgen, dass ein kleiner Teil der Profite zu den Studentenathleten zurück fließen wird und dass der Abstand zu den weniger gut verdienen Hochschulen und kleineren Conferences noch größer wird. Deregulierung führt nicht immer zu dauerhaft funktionierenden Märkten. Heute wissen wir, dass die Zerschlagung des AT&T-Konzerns 1984, der durch die Regulierung des amerikanischen Telekommunikationsmarktes zum Monopolisten geworden war, zu vielen einzelnen Gesellschaften geführt hat, die miteinander im Wettbewerb standen. Inzwischen sind aber durch gegenseitige Aufkäufe aus dem ursprünglichen Kreis nur noch drei davon übrig geblieben.

Schlüter - 01.05.2015

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