Alle Augen auf die Bucs

Lovie Smith (links), Head Coach der Tampa Bay BuccaneersWenn der Super Bowl beendet ist und sich die besten College-Spieler in Indianapolis beim jährlichen NFL Scouting Combine einfinden, ist der NFL Draft noch etwa zwei Monate entfernt. Die Tampa Bay Buccaneers, als schwächstes Team der Vorsaison, haben den ersten Pick im Draft - und stehen damit schon jetzt im Scheinwerferlicht.

Mit einer Bilanz von nur zwei Siegen und 14 Niederlagen waren die Buccaneers 2014 weit hinter allen Erwartungen und Hoffnungen zurück geblieben. Head Coach Lovie Smith hatte in seiner ersten Saison in Tampa nicht für die erwünschte Trend-Wende sorgen können.

Die Probleme der Buccaneers drehten sich besonders um die Quarterback-Position, wobei jedoch in fast allen anderen Mannschaftsteilen ebenso großer Verbesserungsbedarf besteht.

Bloß zwei Teams (Oakland und Jacksonville) haben weniger offensive Yards erzielt; durch die Luft erreichten die Bucs nur Platz 25 in der Liga, ihr Laufspiel war das viert-schlechteste der NFL. Auch in der Pass-Defensive sah es größtenteils schlecht aus, nur das Laufspiel der Gegner konnte die Defense rund um Mega-Star Gerald McCoy halbwegs unter Kontrolle halten.

Auf beiden Seiten des Balles haben Coach Smith und General Manager Jason Licht also bis zum Saisonstart alle Hände voll zu tun. Das Scouting Department in Tampa Bay arbeitet auf Hochtouren, um alle Spieler so genau zu beurteilen wie irgend möglich. Werte wie etwa aus dem ominösen 40-Yard-Sprint oder dem Bench Press werden an diesem Wochenende beim Combine streng beäugt. Viel wichtiger sollte idealerweise aber das Game Tape sein, wenn die Spieler in ihren Colleges also Mann-gegen-Mann auf dem Feld standen. Beim Combine werden die Übungen ohne Pads und Helm und vor allem ohne Gegenspieler und Kontakt durchgeführt.

Dass sich aber auch Coaches, Manager und sogar die Besitzer der Clubs in das eiskalte Indy (Temperaturen deutlich unter dem Gefrierpunkt) begeben, hat weniger mit den Übungen und gesundheitlichen Untersuchungen der Spieler zu tun. Es sind die genau 15 Minuten dauernden Interviews, die jedem Verein mit den Spielern geboten werden.

Dass die Buccaneers einen neuen QB brauchen, ist praktisch ein offenes Geheimnis. Erst vor wenigen Tagen entließen sie den erfahrenen Josh McCown. 2013 hatte McCown unter Lovie Smith in Chicago seinen zweiten Frühling erlebt und sollte diesen Erfolg in Tampa wiederholen. Das ging daneben. Es bleibt zurück: Mike Glennon, der in sein drittes Jahr in der NFL geht.

In seinem Debüt-Jahr zeigte Glennon Talent und durchaus das nötige Potenzial, als Starter eines NFL-Teams aufzulaufen. Wegen der Erfahrung McCowns musste er 2014 jedoch auf der Bank platznehmen. Ob Glennon, den Smith noch im vergangenen Herbst (als McCown derStamm-Quarterback war) als die „Zukunft der Franchise“ bezeichnete, im kommenden September wirklich die Zukunft auf der Position sein wird, ist fraglich. Einerseits weil seine Leistungen zwar passabel, aber eben auch nicht außerirdisch gut waren. Andererseits weil die Bucs mit dem ersten Pick eine Gelegenheit haben, jeden möglichen Spieler zu draften.

Viele vermuten, dass Jameis Winston der künfitge QB sein wird. Auf dem Feld zeigte er bei Florida State immer wieder seine herausragenden Qualitäten, abseits des Feldes sorgte er vermehrt für negative Schlagzeilen. Genau deshalb ist das Gespräch mit Winston für Tampa Bay so ungemein wichtig: Kann er das Gesicht der Franchise werden? Kann er den Verein im besten Fall in den Super Bowl führen? Oder werden die Ablenkungen und die immense Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit letztlich zu viel für den 21-Jährigen? Eine andere Möglichkeit ist Marcus Mariota von Oregon. Er hat statistisch gesehen weniger Fehler gemacht als Winston, jedoch auch in einem sehr Quarterback-freundlichen System gespielt. Es wird befürchtet, dass Mariota zumindest zu Beginn seiner Karriere in genau diesem System wird spielen müssen, um nicht unterzugehen.

Natürlich muss es nicht zwingend ein Quarterback sein. Es gibt auf etlichen Positionen Spieler, die ebenso wichtig für das Team sind. Da wäre etwa Defensive End Leonard Williams, der den Pass Rush stärken und damit gegnerische Quarterback gehörig unter Druck setzen könnte. Randy Gregory und Dante Fowler Jr. sind Linebacker, die eine Lücke schließen könnten, die sich mit etlichen Abgängen öffnen wird.

Auf der Wide Receiver Position haben die Bucs im vergangenen Jahr mit Mike Evans den Jackpot erzielt, Evans könnte einer der ganz großen Stars der Liga werden. Ihm gegenüber stand bislang Vincent Jackson, der als gestandener Spieler zwar eine wichtige Führungspersönlichkeit ist, mit hohem Gehalt und zunehmenden Verletzungssorgen jedoch langsam an sportlichem Ertrag einbüßt. Mit Amari Cooper, Kevin White, DeVante Parker und auch Dorial Green-Beckham ist die Position auch in diesem Jahr wieder stark besetzt. Als Nummer 1-Pick wäre dieses Quartett jedoch überbewertet.

Es ist nicht einfach, die Strategien der anderen Mannschaften einzuschätzen, für die Buccaneers wird es jedoch nicht zu vermeiden sein, sich auch damit zu beschäftigen.

Denn sollten sie wirklich von Glennon überzeugt sein, hätten sie eine Anzahl weiterer Optionen. Nicht nur stünden Williams, Gregory und Fowler als berechtigte Nummer 1-Picks zur Verfügung. Auch in der Offensive Line wird Verstärkung gebraucht, genau wie auf der Safety-Position. Wie bei den Receivern jedoch sind die besten Spielern auf den zuletzt genannten Positionen nicht ausreichend wirkungsvoll, um sie an erster Stelle zu draften.

Ein Trade des ersten Picks ist gewagt, aber möglich.

Der erste Pick des Drafts gilt als der wertvollste, weil alle Spieler noch zur Verfügung stehen. Wenn jedoch in der Chef-Etage der Buccaneers Geschäftsstelle kein Spieler so geschätzt wird, dass er würdig erscheint, würden sich mit aller Wahrscheinlichkeit andere Vereine finden, die im Draft vorrücken wollen, um ihren Wunschspieler zu erhalten. Dadurch würde die Buccaneers zwar nach hinten durchgereicht, könnten dafür allerdings eine ganze Reihe an zusätzlichen Picks erhalten. Dieses Spiel mit dem Feuer kann aufgehen, muss aber nicht.

Entscheidungen müssen Smith, Licht und Co. ohnehin erst bis Ende April treffen. Doch die Optionen sind schon jetzt deutlich zu erkennen und es gibt nicht wenige davon.

Mattis Oberbach - 21.02.2015

Lovie Smith (links), Head Coach der Tampa Bay Buccaneers

Lovie Smith (links), Head Coach der Tampa Bay Buccaneers (© Getty Images)

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