Heißer Ritt in Denver

Avanciert das Divisional-Playoff-Game in Denver zum letzten Rodeo für Colts WR Reggie Wayne?Am Sonntagabend trifft sich in Denver das Who-is-Who der dienstältesten aktiven NFL-Akteure mit den meisten Playoff-Spielen in den Knochen: Colts Kicker Adam Vinatieri (42 Jahre, 29. Playoff-Games), Broncos QB Peyton Manning (38 J., 24. PG) und Colts WR Reggie Wayne (36 J., 20. PG). Im Februar 2007 gewannen alle drei gemeinsam Super Bowl XLI in Miami, alle drei punkteten gegen die Chicago Bears. Auf alle drei möchte ich in dieser Broncos-Colts Vorschau etwas genauer eingehen.

Im Mile High Stadium von Denver werden sich die drei alten Bekannten allem Anschein nach zum letzten Mal in dieser Konstellation gegenüberstehen. Manning, der zum 14. mal in eine Postseason geht. Wayne, der nach der Saison voraussichtlich seine Karriere beenden wird. Vinatieri, der wie guter Wein mit dem Alter immer besser wird und nicht an die Footballer-Rente denken will.

Das K.O.-Duell Broncos (Wildpferde) gegen Colts (Fohlen) verspricht ein heißer Ritt zu werden. Zum zweiten Jahr in Folge steht Indianapolis mit QB Andrew Luck in der Runde der letzten Acht. Im letzten Januar waren die Patriots noch eine Nummer zu groß. In den Playoffs lautet Lucks Auswärtsbilanz 0-2. Die Colts mit ihm an den Zügeln spielten in der regulären Saison bisher 1-1 gegen Denver. Im Dezember zeigte Indy nicht unbedingt den besten Football, doch in der Wildcard-Runde gegen die Cincinnati Bengals dominierten sie zumindest die zweite Halbzeit.

Peyton Manning glänzte im Dezember auch nicht durchgehend mit den gewohnt überragenden Leistungen (3 TDs - 6 INTs). Muss er auch nicht, da mit Running Back C.J. Anderson die Kräfte im Broncos Angriff besser verteilt werden können. Denver ist bei weitem nicht mehr so passlastig wie noch im Vorjahr, als man in den Super Bowl einzog. Vielleicht wird das der große Vorteil der Heimmannschaft sein. Mit dem Laufspiel können sie die Uhr kontrollieren. Ein enormer Vorteil, sollte man ähnlich schnell wie im Saison-Eröffnungsspiel gegen die Colts in Führung gehen. Anfang September lag Denver zur Halbzeit mit 24:0 in Front, in der zweiten Hälfte kämpfte sich Indy zurück, es sollte nicht reichen, Denver gewann 31:24. Doch der Eindruck währte, dass die Broncos hier nochmal mit einem blauen Auge davon gekommen sind.

Für die Colts war der AFC South Titel kein Problem gegen - mal abgesehen von den Houston Texans - schwache Divisiongegner. Indianapolis’ Hauptproblem in dieser Saison: Gegen die großen Teams waren sie stetig unterlegen (Denver, Pittsburgh, New England, Dallas). Auf dem Weg nach Phoenix müssen die Fohlen nun zwei extrem hohe Hindernisse nehmen mit Denver und eventuell New England. Die Colts können am Sonntag beweisen, dass sie im Vergleich zum Vorjahr weiter gereift sind. Der X-Faktor heißt eindeutig Andrew Luck. Mit ihm am Steuer könnte Indy zum ersten Mal seit 2009 wieder in das AFC Championship Game einziehen.

Der „Sheriff“ wird sicherlich etwas dagegen haben. Aber es ist schon bemerkenswert, wenn man überlegt, dass die Colts-Fans 14 Jahre lang Peyton Manning bewundern durften und nach einer Halswirbel-OP mit anschließender 2-14 Saison fällt ihnen der nächste Peyton Manning in den Schoß. Das Hufeisen bringt scheinbar doch Glück.

Ein Schlüsselspieler für die Colts ist immer noch Altmeister Reggie Wayne. Er ist zwar nicht mehr der dominierende Passempfänger im Colts Angriff, in dieser Rolle hatte ihn in den letzten beiden Jahren T.Y. Hilton beerbt, doch seine Leader-Rolle bleibt unbestritten. 10 Jahre lang spielte Wayne gemeinsam mit Manning im weiß-blauen Colts-Dress und fing mit 67 Stück die zweitmeisten Manning-Touchdowns hinter Marvin Harrison (112 TDs). Das Aufeinandertreffen der beiden zukünftigen Legenden wird sicherlich das letzte Mal auf dem Spielfeld sein.

Wayne hat mittlerweile vereinsintern selbst den ehrwürdigen Manning in der Kategorie „meiste Colts-Spiele“ überholt. Er geht am Sonntagabend in seine 212. NFL Partie. 144 Spiele hatte davon er gewonnen, eine unglaubliche Siegesrate von 68 Prozent. Indy’s Receiver befindet sich mittlerweile mit 93 Playoff-Receptions vor Michael Irvin (87) und hinter Jerry Rice (151) auf Rang Zwei der ewigen Bestenliste. Er ist ein zäher Gaul. Seit mittlerweile drei Monaten spielt er mit einem teilweise angerissenen Trizeps, darum die Schiene am linken Arm. Sein Kommentar: „Ich spiele mit dem Schmerz. Wir alle haben Verletzungen.“

Am vergangenen Wochenende äußerte sich der Berliner OLB Björn Werner in einem Tagesspiegel-Interview leicht amüsant zur gleichen Thematik: „Es gibt nur einen Tag im Jahr, an dem du körperlich unversehrt und bei hundert Prozent bist. Das ist zu Beginn des Trainingslagers. Danach geht es nur bergab (lacht).“

Einer der wenigen Spieler ohne Wehwehchen ist Colts Kicker Adam Vinatieri, für den es scheinbar selbst mit 42 Jahren nur bergauf gehen kann. 2014 erzielte er um ein Haar eine „Perfect Season“, was zuvor nur drei Leuten gelang - Gary Anderson 1998, Jeff Wilkins 2000 und Mike Banderjagt 2003. Bis zum dritten Quarter gegen die Titans in Woche 17 blieb Vinatieri fehlerfrei, ehe sein 30. FG-Versuch leicht links neben den Pfosten segelte. Seine Bilanz liest sich trotzdem beeindruckend mit 30/31 FGs und 50/50 PATs. Kein Wunder, dass er zusammen mit Patriots Kicker Stephen Gostkowski in den Pro Bowl gewählt wurde.

Seit 19 Jahren strickt Vinatieri an seiner eigenen NFL Legende. Als ungedrafteter Free Agent ging er 1995 nach Europa, um sich bei den Amsterdam Admirals für die NFL zu empfehlen. Bill Belichik sah das Talent und machte ihn zum Patriot für die nächsten 10 Jahre. Vier mal zog „Mr. Clutch“ mit den Pats in den Super Bowl ein, errang drei Titel, zwei Spiele wurden durch seine Kicks entscheiden. Der Mann pinkelt Eiswürfel. Nach dem Indianapolis-Wechsel 2006 ging es nahtlos weiter mit dem vierten Super-Bowl-Ring. Ein Ende scheint noch lange nicht Sicht.

Auch wenn die Broncos mit dem Heimvorteil im Rücken als haushoher Favorit in das Spiel geht, so muss es doch erstmal gespielt werden. Andrew Luck und die Colts haben eine Außenseiterchance, wenn sie ein perfektes Spiel abliefern und RB Dan „Boom“ Herron in Denver einschlägt, so wie gegen die Bengals in der Wildcard Runde (141 Total Yards, 1 TD). Die deutschen Fans können den heißen Ritt am Sonntagabend ab 22:40 Uhr im Livestream auf www.ran.de verfolgen. Ab 23:15 Uhr läuft die Übertragung dann auch parallel in Sat.1.

Bjoern Hesse - 09.01.2015

Avanciert das Divisional-Playoff-Game in Denver zum letzten Rodeo für Colts WR Reggie Wayne?

Avanciert das Divisional-Playoff-Game in Denver zum letzten Rodeo für Colts WR Reggie Wayne? (© Getty Images)

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