Colts spielen sich für die Playoffs warm

Zum Abschluss der regulären Saison gewannen die Indianapolis Colts gegen die Tennessee Titans ein bedeutungsloses Spiel mit 27:10. Weder Sieg noch Niederlage hätten irgendeinen Einfluss auf die Playoff-Platzierungen gehabt. „Wir kommen hier her, um mit einem Sieg zurückzukehren“, versicherte Colts Head Coach Chuck Pagano vorab.

Im dritten Jahr in Folge beendeten die Colts die reguläre Saison als Meister der AFC South mit einer 11-5-Bilanz. Um das Verletzungsrisiko zu minimieren, nahm Pagano zur Halbzeit die wichtigsten Spieler vom Feld. T.Y. Hilton und Andrew Luck betrachten das Spielgeschehen in der zweiten Hälfte von der Seitenlinie aus. Der Deutsche Outside Linebacker Björn Werner war wegen einer Schulterverletzung gar nicht erst aufgestellt. Auch Inside Linebacker Jerrell Freeman musste verletzungsbedingt passen.

Doch selbst ohne die beiden festen Größen der Indianapolis Front Seven sollte es ein nervenaufreibender Arbeitstag für Titans Quarterback Charlie Whitehurst werden. Die ersten vier Angriffsversuche der Gastgeber endeten punktlos in Punts. Der Spielmacher der Hausherren war am Sonntag von Beginn an auf der Flucht. 34 Dropbacks, 4 Sacks, 15-mal unter Druck, 8-mal zu Boden hieß letztendlich seine trauriges Resüme. Das Trikot war zum Ende des Spiels eher grün als weiß gekennzeichnet.

Head Coach Ken Wisenhunt war in seinem ersten Jahr in Tennessee nicht unbedingt zu beneiden. 15 Spieler fielen diese Saison Verletzungen zum Opfer, u.a. Starting QB Jake Locker. Es ist schwer genug, ein neues Spielsystem zu implementieren. Wenn dann auch noch die besten Spieler im Team nicht zur Verfügung stehen, verwundert eine Bilanz von 2-14 nicht.

Colts Spielmacher Andrew Luck nutzte seine eingeschränkte Spielzeit maximal aus und beendete die erste Halbzeit mit 10/16 Pässen und 2 Touchdowns. Abnehmer der beiden TD-Pässe waren die Tight Ends Coby Fleener und Jack Doyle. Fleener nutzte ein Sneak Play, bei dem die gesamte O-Line nach rechts arbeitete, er sich als einziger links davon schlich und völlig freistehend mit einem 7 Yard Pass bedient wurde. Man mag es kaum glauben, doch der ehemalige Stanford-Spieler führte in dieser Saison alle NFL Tight Ends mit den meisten Yards pro Fang an (15,6), selbst ein Rob Gronkowski muss sich mit 13,7 Yards/Reception dahinter einreihen.

Dem Touchdown auf TE Jack Doyle ging ein 80-Yard-Play auf Reggie Wayne voraus, durch welches Andrew Luck vereinsintern Peyton Manning mit 4761 Passyards in einer Saison toppte. Lucks 86 TD-Pässe in seinen ersten drei Spielzeiten sind die zweitmeisten der NFL-Geschichte hinter Dan Marino.

Kurz vor der Halbzeit verkürzten die Titans durch einen TD-Pass von Whitehurst auf Kendall Wright. Doch ein sehenswerter 76 Yard Kickoff-Return von Josh Cribbs, der im Laufe der Saison zu den Colts stieß, bereite weitere Punkte der Gäste vor. Geburtstagskind Adam Vinatieri (42) verwandelte sein 29. Field Goal der Saison - beinah wäre ihm eine Perfect Season gelungen. Im dritten Viertel endete die Serie von Mr. Zuverlässig, als ein 46-Yard FG links am Goalpost vorbei segelte. Im Schlussviertel verwandelte Vinatieri sein zweites FG des Tages - und brachte es damit in dieser Saison auf sagenhafte 30/31 FGs und 50/50 Extrapunkte - mit 98,8% Trefferquote der beste Wert seiner bisherigen Karriere.

Zwischendurch verwandelte Titans Kicker Ryan Succop ein 31-Yard Field Goal, welches allerdings nur zur Ergebnismakulatur diente. Colts Backup QB Matt Hasselbeck passte im Schlussabschnitt über 8 Yards zum zweiten Score auf Fleener zum Endstand von 27:10. Tennesseee war genau der richtige Aufbaugegner für die Colts. Nach der blamablen 7:42-Vorstellung in der Vorwoche gegen die Dallas Cowboys, konnte auch die Defense etwas Selbstvertrauen tanken. Neben den bereits erwähnten vier QB-Sacks wurden auch vier Fumbles erzwungen. Allerdings wurde davon nur einer erobert. CB Vontae Davis entriss Titans RB Bishop Sankey beim Tackling einfach den Ball aus den Armen.

Mit dem Sieg der Colts am 17. Spieltag und der darauffolgenden Niederlage der Bengals gegen die Steelers stehen nun auch die Wildcard-Partien fest. Am kommenden Sonntag (4.1.2015) empfängt Indy im heimischen Lucas Oil Field die Cincinnati Bengals, gegen die den Mannen in Blau in Woche 7 ein Zu-Null-Sieg gelang.

Wenn Luck so spielt wie gegen die Titans, dann könnte Indianapolis in den Playoffs weit kommen. Allerdings sind die Colts extrem abhängig von ihrer O-Line. Andrew Luck muss ausreichend geschützt werden und Pep Hamiltons Offense darf nicht zu eindimensional agieren. Greg Manuskys Defense muss ebenso auftrumpfen.

Die vier Pro Bowler der Colts (QB Andrew Luck, WR T.Y. Hilton, K Adam Vinatieri, P Pat McAfee) haben bereits ihr Ticket nach Phoenix, Arizona gesichert. Ab nun geht es darum mit dem kompletten Kader am 1. Februar im University of Phoenix Stadium aufzulaufen.

Bjoern Hesse - 29.12.2014

Ohne Dwayne Allen konnte Colts TE Coby Fleener gegen die Titans mit 2 TDs in Erscheinung treten. (© Getty Images)