Die Bowlseason steht vor der Tür

Durch die Kooperation mit der ACC stehen Notre Dame viele Türen offen.Im FBS-College Football Geschäft besteht die reguläre Saison aus zwölf Matches, die sowohl innerhalb der Conference gespielt, als auch aufgrund von bilateralen Verträgen zwischen zwei Universitäten, die nicht Mitglied einer Conference sind, ausgetragen werden. Das Verhältnis zwischen Conference und Non-Conference Spielen beträgt im Durchschnitt jedes Jahr 8:4. Nach der regulären Saison werden seit diesem Jahr die besten vier Teams an den College Football Playoffs teilnehmen, während der Rest der über 125 FBS-Teams auf Einladungen zu den rund 32 Bowlspielen hofft. Die Mindestvoraussetzung, überhaupt an den mehr oder weniger sportlich wichtigen Bowlspielen teilnehmen zu können, besteht darin, dass mindestens sechs Begegnungen der regulären Saison gewonnen wurden. Die Optionen, die sich dann für jede qualifizierte College Mannschaft ergeben, sind vielfältig und besitzen viele Variationen, die football-aktuell.de am Beispiel der Konstellation ACC/Notre Dame näher erläutern möchte, schließlich ist der „Modus“ und das Ligensystem des deutschen, beziehungsweise europäischen Footballs nicht mit den Verhältnissen zu vergleichen, die sich in den Vereinigten Staaten seit rund 145 Jahren entwickelt haben und auch heute noch ständig modifiziert werden. Die Bowlpaarungen sind im Regelfall das Ergebnis von Vereinbarungen zwischen zwei oder mehrerer Conferences. Es kann aber auch möglich sein, dass der Veranstalter als eine privatrechtliche Gesellschaft fungiert, die bestrebt ist, interessante Gegner für seinen Bowl zu verpflichten und hierfür auch öffentliche Subventionen von der Gemeinde vor Ort erhält, da ein zusätzliches ausverkauftes Footballstadion stets den Tourismus einer Region zusätzlich befruchtet.

Notre Dame hatte sich bereits Ende Oktober als traditionsreiches Independent Team für eine Bowlteilnahme qualifiziert, als es North Carolina mit 50:43 schlug. Eine Teilnahme an den Playoffs erschien aber nach der knappen Niederlage gegen Florida State und der hohen Niederlage im November gegen Arizona State nicht mehr möglich, so dass das Playoff Selection Committee die Fighting Irish im Laufe der folgenden Wochen immer tiefer abstufte. Entsprechend ist mangels fachlicher Eignung eine Teilnahme am Rose Bowl, beziehungsweise am Sugar Bowl am Neujahrestag 2015 nicht möglich, da diese beiden traditionsreichen Wettkämpfe erstmals als Halbfinalspiele veranstaltet werden. Die beiden Gewinner der Halbfinalpartien treffen sich am 12. Januar 2015 in Arlington, Texas, um den neuen College Football National Champion untereinander auszuspielen. Durch die Kooperation mit der ACC, die 2014 aus Sicht der Notre Dame Footballabteilung mit durchschnittlich fünf Spielen gegen ACC Teams gestartet wurde, boten sich aber trotzdem in der Postseason 2014/15 genau 17 verschiedene Möglichkeiten an, um für ein Bowlspiel nominiert zu werden.

Eine interessante Option war zunächst der Orange Bowl. In den nächsten zwölf Jahren wird das Sportevent im Rahmen einer festgelegten Rotation vier Playoff Semifinalspiele austragen. Zum Jahresbeginn 2015 sieht die Konstellation aber noch ganz anders aus. Entweder wird vertragsgemäß ein Big Ten, ein SEC oder ein ACC Team oder eben Notre Dame im Orange Bowl antreten. Sollte sich eine ACC-Mannschaft für ein Semifinale qualifizieren, dann wird das nächstplatzierte ACC Team oder Notre Dame gegen den Big Ten oder SEC Vertreter um den begehrten Pokal kämpfen.

Als nächste Option bot sich eine Teilnahme an den drei wichtigen Bowls an, deren Teilnahmerecht vom Playoff Selection Committee vergeben wird. Es handelt sich um den Cotton, Fiesta und Peach Bowl. Die teilnehmenden Teams rekrutieren sich aus der Gruppe der nachfolgenden sechs Ranglistenplätze, die den vier Playoff Teilnehmern folgen. Notre Dame hätte entsprechend gute Karten gehabt, für eines dieser drei Bowlspiele nominiert zu werden, wenn die Niederlage gegen Arizona State und die folgenden sportlichen Desaster ihnen nicht einen Strich durch die Rechnung gemacht hätten.

Als dritte Möglichkeit lohnt sich ein Blick in die Vertragsunterlagen, die die Universität mit der ACC abgeschlossen hat. Abhängig von den jeweiligen Erfolgen der regulären Saison hat das Athletic Department mit der Atlantic Coast Conference ein umfangreiches Vertragswerk ausgearbeitet. Die Grundlage der Überlegungen beinhaltet, dass Notre Dame immer als ein Vertreter für gleichwertiges ACC Team „einspringen“ darf, sofern die Irish nicht für einen höherwertigen Bowl nominiert werden. Sollte Notre Dame mit einer 8-4 Bilanz die reguläre Saison abschließen, dann könnte die Hochschule ein ACC Team mit acht bis neun Siegen bei einem Bowl vertreten.

Der bedeutendste Bowl, der von der ACC organisiert wird, ist zweifelsfrei der Florida Citrus Sports Bowl. Gesetzt ist die leistungsstärkste Mannschaft der ACC, dass dem Team folgt, welches theoretisch die Playoffs erreichen wird, wenn es nicht für einen höherwertigen Bowl eingeladen wird. Sollte der Orange Bowl nicht als ein Playoff Bowl veranstaltet werden, also wie es am Neujahrestag 2015 sein wird, dann würde ein ACC Team als Gastgeber des Citrus Bowls gegen ein SEC Team antreten und Notre Dame hätte die Möglichkeit, die Optionskarte zu ziehen und als quasi ACC Vertreter an diesen Bowl teilzunehmen. Ein ähnliches Szenario existiert für den Russell Athletic, den Music City (ACC vs. SEC), den Taxlayer (ACC vs. SEC), den Belk (ACC vs. SEC), den Hyundai Sun (ACC vs. Pac-12) und den Era Pinstripe Bowl in der New Yorker Bronx (ACC vs. Big Ten), den die Irish bereits Anfang 2014 gegen Rutgers gewannen. Ein ACC Team begrüßt zum Beispiel in Orlando, Florida, ein Big 12 Team im Rahmen des Russell Athletic Bowls und Notre Dame hätte jedesmal das Recht, diese Veranstaltung für sich als ACC Vertreter zu reklamieren. Dieses geschah auch vor ein paar Tagen und die Irish (7-5) werden zum ersten Mal in ihrer Geschichte am Franklin American Mortgage Music City Bowl in Nashville, Tennessee, gegen LSU (8-4) am 30. Dezember teilnehmen.

Wäre diese letztlich gezogene Option nicht erreichbar gewesen, so hätten weitere Türen offen gestanden. Die ACC hat sich im Laufe der letzten Jahre auch die Teilnahme an zweitklassigen Veranstaltungen, den so genannten „Tier Two Bowls“ gesichert. Hierzu zählt der Military (ACC vs. AAC), der Independence (ACC vs. SEC) und der Quick Lane Bowl (ACC vs. Big Ten). Beim Bitcoin St. Petersburg und dem Birmingham Bowl besitzt die ACC zudem noch das Recht, bei Bedarf als Lückenfüller zu agieren. Wenn die American Athletic Conference oder die Conference USA nicht die geforderte Qualität liefern kann, darf ein ACC Vertreter einspringen.

Bleibt somit noch abschließend die Frage zu beantworten, warum die ACC im September 2012 ein solches Kooperations-Vertragswerk vereinbarte, welches vor allem Notre Dame scheinbar nützt. Der Präsident der Universität Rev. John I. Jenkins und der Athletic Director Jack Swarbrick einerseits, beziehungsweise der ACC Commissioner John Swofford teilten damals auf einer Pressekonferenz die Inhalte der Vereinbarung mit. „Ich glaube, dass es kaum eine bessere Situation für uns geben kann. Die ACC wird es uns ermöglichen, die Tradition der Football Unabhängigkeit weiter zu pflegen und gleichzeitig können unsere anderen Sportarten der Conference beitreten, so dass die ACC perfekt zu uns passen wird“, erklärte Jenkins. Die ACC sprang 2012 über ihren eigenen Schatten und ist mit der Nichtvereinnahmung der Footballer von ihrer eigenen Doktrin, nur komplette „Vollmitglieder“ zu akzeptieren, vorerst abgewichen. Die ACC berücksichtigte dabei den Wert der nationalen Marke Notre Dame und ihre Kraft der Marktdurchdringung auf dem amerikanischen Kontinent, von denen die ACC auch profitieren kann. Das bedeutet in erster Linie eine zusätzliche Präsenz im US-Fernsehen, da CBS bekanntlich einen laufenden Exklusiv TV-Vertrag für Notre Dame Heimspiele besitzt und natürlich auch Mehreinnahmen durch die Vollmitgliedschaft der anderen Notre Dame Sportarten in der ACC, die nicht zu verachten sind. Das vorsichtige Agieren der Partner kann entsprechend genutzt werden, um sich besser kennenzulernen und auch um Zeit zu gewinnen, die mittlerweile vollzogenen Marktveränderungen zu analysieren. Durch die Etablierung der Playoffs, deren Konzept möglicherweise in den nächsten Jahren noch auf vier Viertelfinalspiele ausgebaut werden kann, sind die verbleibenden unabhängigen College Football Teams gezwungen, sich einer Conference anzuschließen, oder zumindest mit ihnen kooperieren, um attraktive Paarungen mit starken Gegnern nachzuweisen, die zwangsläufig vom Selection Committee im Erfolgsfall durch eine gute Platzierung im Ranking gewürdigt werden. Dieser neue Lehrsatz ist auch bei der ACC und in South Bend bekannt und bedeutet nichts anderes, dass die ACC nur abwarten und mit seinem potenten Partner pfleglich umgehen muss, um am Ende des Tages einen reichen Ertrag zu ernten.

Schlüter - 12.12.2014

Durch die Kooperation mit der ACC stehen Notre Dame viele Türen offen.

Durch die Kooperation mit der ACC stehen Notre Dame viele Türen offen. (© Getty Images)

Leser-Bewertung dieses Beitrags:

zur mobilen Ansichtmehr News ACCwww.theacc.commehr News Notre Dame Fighting Irishfightingirish.comSpielplan/Tabellen ACCLeague Map ACCSpielplan/Tabellen Notre Dame Fighting Irish
RegistrierenKennwort vergessen?

Login:

Kennwort:

dauerhaft: