Ohio State der große Gewinner

Ohio States J.T. BarrettViele Verlierer und ein großer Gewinner, das ist mit Blick auf die am Ende der Regular Season zu vergebenden vier Playoff-Plätze das Fazit des elften Spieltages. Für alle Teams mit Playoff-Ambitionen, die am Samstag ihre zweite Niederlage kassierten, ist das Thema erledigt - zuindest nach derzeitigen Stand. Das kann sich an den kommenden vier Wochenenden natürlich noch ändern. In dieser an Überraschungen reichen Saison ist nicht auzuschließen, dass der letzte Playoff-Platz an ein Team mit zwei Niederlagen geht, aber diesen Super-GAU für das Playoff Selection Committee möchte man sich jetzt lieber noch nicht ausmalen und so haben sich Auburn mit dem 38:41 gegen Texas A & M, Kansas State mit der klaren 20:41-Niederlage bei TCU, Michigan State mit der 37:49-Heimpleite gegen Ohio State und Notre Dame mit dem 31:55-Debakel bei Arizona State wohl aus dem Kreis der Playoff-Kandidaten verabschiedet.

Jetzt konzentriert sich erst einmal alles auf die beiden noch ungeschlagenen und sieben mit einer Niederlage belasteten Teams aus den so genannten Power 5 Conferences. Dieses Feld wird sich zwangsläufig weiter verkleinern. Bereits am kommenden Samstag treffen in der SEC Mississippi State und Alabama direkt aufeinander, in der Pac-12 würden, sofern sie bis dahin alle restlichen Spiele gewännen, Oregon und Arizona State im Conference Championship Game gegeneinander spielen, und die gleiche Konstellation gäbe es im Falle von Ohio State und Nebraska in der Big Ten Conference. Damit ist aber immer noch ein Szenario mit sechs weitgehend gleichwertigen Kandidaten für die vier Playoff-Tickets möglich - ein Alptraum für das Selection Committee, aber dass dessen letztes Votum am 7. Dezember ohne Streit und lange Gesichter über die Bühne gehen wird, war von vornherein nicht zu erwarten. Die spannende Frage wird sein, ob die zwölf Mitglieder des Committees, mit Ausnahme der einstigen US-Außenministerin Rice allesamt Personen, die im „System College Football“ groß geworden und von ihm geprägt sind, tatsächlich in der Lage sein werden, die Saison-Gesamtleistung der Teams unabhängig vom Namen und Standing der Kandidaten zu bewerten. Zweifel sind erlaubt.

Der letzte Gedanke ist eine passende Überleitung zum großen Gewinner dieses Spieltages. Der heißt Ohio State. Die Buckeyes hatten wegen ihres leichten Programms von vornherein geringere Chancen auf das Erreichen der Playoffs als die Top-Teams aus den vier anderen starken Conferences. Als sich dann kurz vor der Saison QB Braxton Miller schwer verletzte und man ohne ihn in der Anfangsphase der Saison eine Heimniederlage gegen Virginia Tech, ein Team, dass am Ende vielleicht nicht mal eine positive Bilanz erreicht, erlitt (O-Ton Head Coach Urban Meyer: „Diese verdammte Niederlage im zweiten Spiel“.), sanken die Chancen auf ein Minimum. Nach dem Sieg bei Michigan State, dem einzigen hochkrätigen Gegner im Programm, sieht die Situation des Teams, das mit zunehmender Saisondauer immer besser wird, ganz anders aus. Der eigene Sieg plus die Niederlagen dreier weiterer Teams aus den ersten Zehn des aktuellen Playoff-Rankings werden Ohio State weit nach vorn bringen, voraussichtlich bis auf Platz sieben oder acht. Dazu kommt, was jetzt noch vor den Buckeyes liegt. Die letzten drei Spiele vor dem wahrscheinlichen Einzug ins Big Ten Championship Game (bei Minnesota sowie gegen Indiana und Michigan) gehören in die Kategorie „Pflichtaufgabe“, und auch im Conference-Finale gegen den Sieger des Dreikampfes Nebraska-Wisconsin-Minnesota in der West Division wird man klarer Favorit sein. Eine 12-1-Abschlussbilanz inklusive Big-Ten-Titel würde für Ohio State zwar noch nicht zwangsläufig zur Playoff-Teilnahme reichen, sofern aus den anderen Top-Conferences (SEC, Pac-12, Big Twelve und ACC) noch mindestens vier Teams mit maximal einer Niederlage in der Bilanz übrig bleiben, weil alle nach derzeitigem Stand möglichen Kandidaten „nüchtern“ betrachtet mehr starke Gegner besiegt und ihre Niederlagen gegen höherwertigere Konkurrenten kassiert hätten. Aber bei einer Entscheidung nach dem Prinzip „Beauty Contest“ profitieren taditionelle Top-Teams wie Ohio State immer von ihrem großen Namen, das hat man in den vergangenen Jahrzehnten bei der Kür des National Champions beziehungsweise der Besetzung des BCS National Championship Games oft genug erlebt.

Zurück zur Aktualität. Der nächste Spieltag bietet von den Ansetzungen her mit Blick auf die Playoff-Situation nicht viel. Nur ein Spiel ragt heraus, die Partie Alabama gegen Mississippi State in Tuscaloosa. Die Ausgangslage ist dabei für die Beiden unterschiedlich. Rekordmeister Alabama, der am Samstag bei LSU um eine zweite Niederlage nur mit einer Portion Glück herumkam, muss gewinnen. Im Falle einer Niederlage wäre nicht mal mehr das SEC Championship Game erreichbar, und wenn ein Team mit zwei Niederlage überhaupt noch mal für die Playoffs in Betracht käme, dann nur als Champion einer der Top-Conferences. Für Mississippi State, das bei einem Sieg zwar noch nicht endgültig aber so gut wie im SEC Championship Game stünde, wäre eine Niederlage noch nicht das Aus, weder in Sachen Conference-Titel, noch in Bezug auf das Erreichen der nationalen Playoffs, allerdings bräuchte man dann Schützenhilfe, um in das Conference-Finale einzuziehen. Alabama müsste sein letztes SEC-Spiel gegen Auburn Ende November verlieren und Mississippi State seine letzten beiden SEC-Partien gegen Vanderbilt und beim Lokalrivalen Mississippi gewinnen. Die Bulldogs sind zudem das einzige Team, für das es selbst ohne das Erreichen und den Gewinn des Finales der eigenen Conference zum Einzug in die Playoffs reichen könnte. Bei einer knappen Niederlage bei Alabama und einer 11-1-Bilanz wäre das Saisonergebnis angesichts der vielen Erfolge gegen starke Gegner immer noch höher einzuschätzen als das der meisten anderen Playoff-Kandidaten mit einer Niederlage, auch wenn die dann als Conference Champions daherkämen.

Besser wäre es natürlich, selbst auf dem Feld für klare Verhältnisse zu sorgen und sich nicht von der persönlichen Meinung der Mitglieder des Selection Committees abhängig zu machen. An einem SEC Champion Mississippi State, ganz gleich, ob ungeschlagen oder mit einer Niederlage in der Bilanz, käme bei der Vergabe der Playoff-Plätze niemand vorbei. Das Zeug dazu hat die Mannschaft natürlich, aber in den letzten SEC-Spielen gegen Arkansas Anfang November und bei Kentucky Ende Oktober zeigte die Mannschaft schon leichte „Abnutzungserscheinungen“, und das härteste Restprogramm unter den unmittelbaren Playoff-Anwärtern stellt die Substanz des Kaders der Bulldogs auf eine harte Probe. Gegen Arkansas fehlte dem Angriff die Durchschlagskraft der ersten beiden Saisonmonate, gegen Kentucky war die Abwehr nicht immer sicher. Zu erwarten ist ein harter Fight mit nicht allzu vielen Punkten, bei dem der bessere Mann auf der Quarterback-Position den Unterschied zugunsten von Mississippi State ausmachen sollte.

Hoch - 10.11.2014

Ohio States J.T. Barrett

Ohio States J.T. Barrett (© Getty Images)

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