Droht ein Jugendwahn bei den Steelers?

Steelers Defensive Coordinator Dick LeBeau ist kein Freund von Rookies. Seit 15 Jahren hat es kein Rookie der Steelers zu Saisonbeginn in die Startformation der Defense geschafft; nun könnten es gleich zwei Spieler werden. DT Stephon Tuitt (2. Runde, Notre Dame) gab in der 16:20-Niederlage gegen die New York Giants eine starke Bewerbung ab. Seine Kontrahenten aus der Offensive Line konnten ihn nur selten aus dem Weg räumen und gerade bei Läufen zur Außenseite zeigte er seine, für einen Spieler seiner Statur, außergewöhnliche Beweglichkeit. Der andere Spieler wird vermutlich LB Ryan Shazier (1. Runde Ohio State) werden, der gegen die Giants aber wegen einer leichten Knieverletzung aus Sicherheitsgründen geschont wurde.

Aber auch andere Rookies konnten glänzen. RB/WR Dri Archer ließ seine enorme Schnelligkeit aufblitzen, als er einen kurzen Pass von Ben Roethlisberger in ein 46-Yard-Raumgewinn verwandelte. Es zeigte sich aber auch, dass er als Running Back vermutlich nicht so oft eingesetzt werden wird. Einmal sollte der nur 78 kg leichte Archer im Backfield für seinen Quarterback blocken und wurde schlicht über den Haufen gerannt. Am gefährlichsten ist er halt doch als Receiver im offenen Feld.

DT Daniel McCullers und LB Jordan Zumwalt (beide 6. Runde) kamen in der zweiten Halbzeit zu längeren Einsatzzeiten und beide nutzten ihre Chance. McCullers (2,01 m, 160 kg) stellte das erwartet schwere Hindernis für die Offensive Line der Giants dar. Im weiteren Verlauf wurde er deshalb von zwei oder sogar drei Spielern geblockt. Diesen dadurch entstandenen Raum nutzte Zumwalt weidlich aus. Er war überall dort zu finden, wo die Aktionen stattfanden.

Zwar rein statistisch kein Rookie mehr, faktisch aber schon, ist LB Sean Spence. Er kam 2012 zu den Steelers und verletzte sich im letzten Vorbereitungsspiel 2012 gegen die Carolina Panthers. Mehrere Bänderrisse und eine gebrochene Kniescheibe ließen Zweifel aufkommen, ob er je wieder Football wird spielen können. Er versäumte die Spielzeiten 2012 und 2013 komplett, ohne je eine Saisonspiel für die Steelers bestritten zu haben. Gegen die Giants war es deshalb sein ersten Auftritt seit zwei Jahren und er überzeugte restlos. „Es war schon toll, dass er überhaupt wieder spielen kann. Seine Leistung heute war unglaublich. Er hat etliche wichtige Plays gemacht. Ich freue mich für ihn“, lobte ihn LB-Kollege Jarvis Jones.

Was man nach dieser Partie überhaupt von allen eingesetzten Linebacker der Steelers sagen kann. Derzeit haben die Steelers noch 13 Linebacker an Bord. LeBeau wird eine schwere Auswahl haben.

Etwas Schatten gab es aber auch. Der mit viel Vorschusslorbeeren bedachte WR Martavis Bryant (4. Runde, Clemson) blieb deutlich hinter den Erwartungen zurück. Zu selten konnte er die Defensive Backs der Giants abschütteln und sich freilaufen. Zwei fallengelassene Pässe und ein verursachtes Fumble vervollständigen das Bild. Er wird sich deutlich steigern müssen.

Und wenn wir beim Schatten sind, darf die Offensive Line, wieder einmal, nicht unerwähnt bleiben. Während die fünf Starter eine ordentliche Partie ablieferten, fiel der zweite Anzug der Steelers doch deutlich ab. Weder schufen sie gegen die zweite Garnitur der Giants Räume für die Running Backs, noch gelang es ihnen die Back Up Quarterbacks Bruce Gradkowski und Landry Jones vor den heranstürmenden Verteidigern ausreichend zu schützen. Auch mit dem neuen Offensive Line Coach Mike Munchak lösen sich die alten Probleme der Steelers nicht einfach so auf.

Korber - 10.08.2014

Stephon Tuitt, hier noch bei Notre Dame, meldete Ansprüche auf einen Stammplatz an. (© Getty Images)