Steelers draften „Mann ohne Schwächen“

„Dieser junge Mann hat keine Schwächen“, lobte Head Coach Mike Tomlin. Und General Manager Kevin Colbert setzte noch einen drauf: „Er ist der beste und schnellste Linebacker in dieser Draft. Und Schnelligkeit ist in der heutigen NFL durch nichts zu ersetzen.“ Die Rede ist von LB Ryan Shazier von der Universität Ohio State, den die Steelers mit dem 15. Pick der ersten Runde holten und damit die jahrzehntelange Tradition der Steelers-Linebacker fortsetzen soll.

Dabei ist es kein Geheimnis, dass die Steelers zunächst in Richtung Offense dachten. WR Odell Beckham (LSU) stand ganz oben auf ihrer Wunschliste, wurde ihnen aber drei Runden zuvor von den Giants weggeschnappt. Allerdings wurde erwartet, dass die Steelers ersatzweise zu CB Darqueze Dennard greifen würden, der später dann beim Divisionsrivalen in Cincinnati landete. Shazier war dann doch schon eine kleine Überraschung.

Überhaupt wurden die Steelers für die Draft fast ausnahmslos überschwänglich gelobt. Es sei die beste Draft der Steelers seit Jahren, wird in den Medien propagiert. Ob diese Draft der Steelers wirklich so grandios ist, werden die nächsten drei Spieler entscheiden. In der zweiten Runde holten die Steelers Stephon Tuitt von Notre Dame. Mit seinen 1,98 m Körpergröße und annähernd 140 kg Körpergewicht kann er jede erdenkliche Position in der Defensive Line spielen. In Bestform ist er nicht zu stoppen. Fragezeichen gibt es aber bei seinem Einsatzwillen. Zu oft soll er sich bei Notre Dame im Spiel einige Auszeiten gegönnt haben. Ansonsten wäre er wohl auch nicht so spät in die Hände der Steelers gefallen.

Fragezeichen gibt es auch bei RB/WR Dri Archer von Kent State (3. Runde). Er gilt als zu klein (1,76 m) und zu leicht (78 kg), um in der NFL bestehen zu können. Dafür ist er mit 4,26 Sekunden der schnellste Spieler der Draft. Doch die Steelers haben Erfahrung mit Spielern von Kent State. Der legendäre LB Jack Lambert kam von Kent State und galt ebenfalls als zu klein und zu leicht für die NFL. Schließlich landete er in der Hall of Fame.

Ein weiteres Top-Talent ist WR Martavis Bryant von Clemson. Er entspricht zumindest rein körperlich dem heutigen Prototyp des Receiver in der NFL. Doch auch in begleiten Zweifel, die dafür sorgten, dass er bis in die vierte Runde absackte. Er hat nur ein Jahr Spielerfahrung am College und gilt als unreifer und unfertiger Spieler, der es, wenn er noch ein Jahr im College gespielt hätte, wohl bis in die erste Runde geschafft hätte.

Noch erwähnenswert ist DT Daniel McCullers (Tennessee, 6. Runde). McCullers ist mit 205 m und 160 kg ein Berg von einem Mann und wie die zuvor genannten Spieler ein Spieler mit Potenzial aber doch ein Experiment mit ungewissem Ausgang. In zwei Jahren werden wir wissen, wie gut diese Draft der Steelers wirklich war.

Korber - 11.05.2014

Ryan Shazier soll der nächste "große" Linebacker bei den Steelers werden. (© Getty Images)