Am Rande des Abgrunds

Das National Labor Relations Board der USA.Dass die Footballspieler der Northwestern University in der Zukunft das Recht besitzen, eine eigene Gewerkschaft zu gründen und vom National Labor Relations Board als Arbeitnehmer angesehen werden, kann in den nächsten Jahren noch erhebliche Konsequenzen für den gesamten College Football mit sich bringen. In erster Linie werden private Hochschulen von dieser Entscheidung betroffen sein. Für die öffentlich-rechtlichen Anstalten, also zum Beispiel die State Universities wird sich zunächst wenig ändern, da diese nicht unter das US-Bundesrecht, sondern unter die Rechtsprechung des jeweiligen Bundesstaates fallen. Die College Sportler wären dann außerdem krankenversichert und könnten über ihre Gewerkschaft Gehälter und Arbeitsbedingungen kollektiv verhandeln. Kain Colter und sein Rechtsbeistand, der von der Steelworker Union finanziert wurde, haben es somit innerhalb weniger Tage geschafft, dem Märchen vom heldenhaften Amateursportler, der seit fast 150 Jahren nur für die Ehre und das Ansehen seiner Universität kämpft, endgültig die Grundlage zu entziehen. Die Welt ist nun einmal ein Kampf zwischen Geben und Nehmen und jeder Arbeitnehmer kann nur seine Arbeitskraft anbieten, um sich später mit Hilfe seines Lohnes oder Gehaltes zu reproduzieren. Einstürzen kann vor allem die konservative Theorie, dass jeder Sportstudent sich glücklich schätzen sollte, überhaupt eine Universität besuchen zu dürfen, um einerseits seinem Sport nachzugehen, andererseits aber auch um Bildungsangebote wahrzunehmen.

In der Argumentationskette des NLRB befindet sich viel Sprengstoff, der das gesamte College Football Geschäftsmodell zum Einstürzen bringen kann. Die Behörde nannte vor allem zwei Begründungen, warum nach ihrer Meinung der College Footballer ein Arbeitnehmer sei. Die hohe zeitliche Belastung, das 24 Stunden pro Tag Kontrollieren durch Coaches, ein Dress-Code und viele interne Regeln weisen darauf hin, dass die Sportstudenten keine Studenten sind. Als zweiter Grund wurden die hohen Umsätze, die alle FBS Colleges und Hochschulen mit den Sportarten durch den Verkauf von Fernsehrechten, Merchandising und den Ticketverkauf generieren, genannt. Dieses Milliardengeschäft ist ganz klar keine Bildungsaufgabe, sondern eine Art Geschäftsmodell, um den gesamten Studienbetrieb lukrativ zu finanzieren und die Sportler sind hier Mittel zum Zweck, also die Arbeitnehmer, die gemäß Anweisungen Dienstleistungen verrichten. Die Frage der Höhe eines Gehaltes war für das NLRB nicht relevant.

Auch wenn es den Northwestern Sportlern zunächst nicht um höhere Löhne ging, so werden sie sich in Zukunft mit ganz neuen Herausforderungen beschäftigen müssen, die bisher noch gar nicht thematisiert wurden. In erster Linie betrifft es vor allem die US-Steuergesetzgebung und die bisherige Steuerbefreiung für Sportstipendien. Sollten Football- und Basketballspieler zukünftig als Arbeitnehmer angesehen, werden ihre Einkommen zwangläufig steuerpflichtig und damit auch ihre Stipendien. Somit haben sich die Northwestern Athleten möglicherweise zunächst selbst ins Bein geschossen und müssen zukünftig verstärkt auf die Gehaltserhöhungskarte setzen, um überhaupt von Ihresgleichen akzeptiert zu werden. Ohne angemessene Gehälter wären die zukünftigen Stipendiaten die Verlierer, da sie am Ende weniger „Netto“ erhalten, als vor dem Anhörungsverfahren.

Nach aktueller Rechtssprechung definiert die IRS (Internal Revenue Service), also die US-Bundessteuerbehörde, zu versteuerndes Einkommen als eine Kompensation einer zeitlich limitierten Dienstleistung, die eine bestimmte Anzahl von Stunden pro Woche ausmacht.
Falls nun Northwestern Spieler eine Gewerkschaft gründen und sich als Arbeitnehmer vertreten lassen, dann ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass ihre Stipendien besteuert werden müssen. Es ist nicht ganz klar, wie hoch der Steuersatz sein würde, aber amerikanische Steuerberater gehen davon aus, dass bei einem jährlichen 61000 US Dollar Stipendium, rund 15000 US Dollar an Steuer zu bezahlen wären. Dazu kommen dann auch noch zu versteuernde und erhaltene geldwerte Vorteile, wie Fahrgelderstattungen, Transportdienstleistungen und sogar erhaltene Sondertrainerstunden, die bisher jede Universität ihren Sportstudenten zum Beispiel in den Sommerferien anbietet.

Und wie verhalten sich die privaten Universitäten? Northwestern hat gegen die Entscheidung bereits Berufung angekündigt. Das Labor Board in Washington D.C. wird sich damit abfinden, doch sehen die Chancen auf einen Erfolg nicht sehr rosig aus. Zu offensichtlich hat sich das College Football Geschäft in den letzten Jahren in Richtung „Money Making Machine“ entwickelt und die Bundesbehörde wurde zudem vor kurzem mit drei neuen Entscheidern durch den US-Präsidenten Barack Obama besetzt, die als arbeitnehmerfreundlich zu bezeichnen sind. Die nächsten Monate werden also für die Zukunft des College Footballs von immenser Bedeutung sein.

Schlüter - 29.03.2014

Das National Labor Relations Board der USA.

Das National Labor Relations Board der USA. (© NLRB, Washington D.C.)

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