Chuck Muncie verstorben

Im Alter von 60 Jahren ist Dienstagfrüh Chuck Muncie verstorben. Der ehemalige Running Back der San Diego Chargers und New Orleans Saints, der mit seiner charismatischen Hornbrille zur Legende wurde, erlag einem Herzinfarkt. Mit eindrucksvollen Körpermaßen - gut 100 Kilo verteilt auf 1,91 Meter - und der Schnelligkeit eines Sprinters ausgestattet, gehörte Muncie von 1976 bis 1984 zu den gefürchtetsten Ballträgern der NFL. "Chuck war einer dieser Running Backs, die es nur alle acht oder zehn Jahre gibt", glaubt sein früherer Mitspieler Archie Manning. "Er hätte einer der besten aller Zeiten sein können, so groß und so schnell wie er war." Nur: Muncie zählte auch zu den kontroversesten Akteuren seiner Ära. Langjähriger Drogenmissbrauch machte dem dreifachen Pro-Bowl-Teilnehmer zu schaffen und zerstörte letztendlich seine Karriere. Sein Drogenkonsum begann bereits zu College-Zeiten an der University of California in Berkeley, eine für ihre Drogenexzesse bekannt gewordene Hippiehochburg. "In den 70ern drehte sich alles ums Herumexperimentieren", erzählte Muncie vor einigen Jahren in einem Interview mit der Los Angeles Times. "Berkeley war damals ein anderer Ort als er heute ist. Es war eine andere Zeit, wir wussten nichts über die Folgen von Drogenkonsum, deshalb ist es nicht mit heute zu vergleichen."

Unvergleichlich waren auch seine sportlichen Leistungen in Berkeley: Sechs Schulrekorde stellte Muncie auf, darunter 1.460 Lauf-Yards und 15 Touchdowns in der Saison 1975. Nach einem zweiten Platz bei der Wahl zur Heisman Trophy 1975 wurde der Ausnahmeathlet in der NFL Draft 1976 von den Saints an dritter Stelle verpflichtet. Bei den "Ain'ts", wie das chronisch erfolglose Team zynisch genannt wurde, gehörte Muncie zu den wenigen Aushängeschildern. 1979 etablierte sich Muncie mit 238 Läufen für 1.198 Yards und elf Touchdowns in der Running-Back-Elite der NFL. Wirklich glücklich wurde Muncie in New Orleans trotzdem nie: Der Afroamerikaner fühlte sich im konservativen Süden nicht wohl, die notorische Erfolglosigkeit der Saints war da nur die Spitze des Eisberges. Muncie forderte einen Trade und nach langem Hin und Her lenkten die Saints während der Spielzeit 1980 ein. Zurück ins freigeistige Kalifornien. Mit seinem neuen Team, den San Diego Chargers, erreichte Muncie 1980 und 1981 das AFC Championship Game. In dem spektakulären Passangriff von Head Coach Don Coryell, ehrfürchtig "Air Coryell" genannt, war Muncie nicht mehr der fokale Punkt. Die Gegner konzentrierten sich zumeist auf das Hall-of-Fame-Gespann QB Dan Fouts, TE Kellen Winslow und WR Charlie Joiner. So feierte Muncie 1981 mit 1.506 Gesamt-Yards und 19 Touchdowns seine beste Saison als Profi. Seine letzte produktive Saison war 1983 mit 886 Lauf-Yards und 12 Touchdowns. Von da an ging es steil abwärts. Die Drogenverstöße begannen sich zu häufen und nachdem er zu Saisonbeginn 1984 positiv auf Kokain getestet wurde, verhängte NFL Commissioner Pete Rozelle eine einjährige Sperre. Nicht nur deswegen fiel Muncie in San Diego in Ungnade: "Chuck war ein ständiges Ärgernis", erinnert sich ein Chargers-Kollege. "All seine Lügen und Ausreden. Er hat in seinem ganzen Leben nicht drei Tage trainiert. Aber das haben wir hingenommen, weil er sonntags brillant war."

1985 wurde Muncie unter strengen Auflagen von der NFL rehabilitiert und wechselte zu den Minnesota Vikings. Für die bestritt er jedoch keine einzige Partie. "Mein Leben auf die Reihe zu bekommen hatte für mich damals oberste Priorität", so Muncie. Doch auch ohne die Strapazen der NFL bekam Muncie sein Leben zunächst nicht in den Griff. Ende der 80er Jahre musste er wegen Drogenhandels sogar eine 18-monatige Gefängnisstrafe absitzen. Erst danach bekam er die Kurve. 1997 gründete er die 'Chuck Muncie Youth Foundation', mit der er sich seitdem für sozial benachteiligte Jugendliche engagierte. Harry Vance Muncie, der in neun NFL-Spielzeiten 1.561 Läufe für 6.702 Yards und 71 Touchdowns verzeichnete, wurde am 17. März 1953 in Uniontown (Pennsylvania) geboren.

Thoben - 14.05.2013

Chuck Muncie (© Getty Images)