Wer stoppt die SEC?

RB T.J. Yeldon wird in der kommenden Saison bei National Champion Alabama eine Führungsrolle übernehmen.Der Rest des Landes im Würgegriff der Southeastern Conference (SEC) und ihres derzeitigen Aushängeschildes Alabama, so lässt sich die Situation im College Football nach Alabamas Erfolg im BCS National Championship Game treffend beschreiben. Drei Titel in vier Jahren für Alabama, der siebte National Champion in Folge aus den Reihen der SEC - und ein Ende der SEC-Vorherrschaft scheint nicht in Sicht zu sein. In der Berichterstattung in den Medien nach Alabamas 42:14-Demontage des zuvor ungeschlagenen Ranglisten-Ersten Notre Dame ging es nur noch kurz um das Spiel selbst. Viel zu analysieren gab es angesichts der Überlegenheit von Alabama auch nicht. Stattdessen wurde viel über den Dynasty-Status von Alabama und die Hegemonie der SEC geschrieben. Mit der Prognose, dass man in einem Jahr über einen achten National Champion aus der SEC in Folge schreiben wird und der großen Wahrscheinlichkeit, dass der erneut Alabama heißen könnte, eine Prognose, die zugegebenermaßen nicht allzu viel Mut erfordert.

Wünschen wird sich das außerhalb der Bundesstaaten, in denen die SEC-Mitglieder ansässig sind, natürlich niemand. Die so genannten Dynastien, also Teams, oder wie im Falle der SEC jetzt auch mal einer der regionalen Ligen als Ganzes, sind in erster Linie interessant, wenn es später einmal darum geht, die Vergangenheit einzuordnen, im Hier und jetzt sind sie für die Aktiven (Spieler und Coaches) und die Fans eher schädlich. „Ich denke, es ist keine Frage, dass es besser für den College Football wäre, wenn sich die National Championship ein bisschen mehr verteilen würde“, sagte Bob Bowlsby, der Commissioner der Big Twelve Conference, die mit Texas in der Saison 2005 im Übrigen den letzten National Champion stellte, der nicht aus der SEC kam, in den letzten Tagen einmal, und die klare Mehrheit der am College Football beteiligten und interessierten wird dem gewiss zustimmen. Die Gefahren einer zu großen Dominanz einer einzelnen Conference über einen längerem Zeitraum liegen auf der Hand. Immer mehr Top-Talente aus den anderen Regionen könnten nach der High School in den Südosten abwandern anstatt für die Top-Teams der eigenen Region zu spielen, wodurch die Teams der SEC weiter gestärkt und die aus den mit der SEC rivalisierenden Conferences wie der Big Ten, der Pac-12 oder der Big Twelve geschwächt würden. Ähnliches passiert auch schon bei den Coaches. Der Wechsel von Head Coach Bret Bielema von Wisconsin aus der Big Ten zu Arkansas wird allgemein als Alarmzeichen gewertet. Arkansas war bislang kein Team mit großen Erfolgen im Football und einer daraus resultierenden Anziehungskraft, zumindest nicht für Coaches, die, wie Bielema in den letzten Jahren, in einer der anderen starken Conferences eines der erfolgreichsten Teams führen. Wenn also ein SEC-Team wie Arkansas einer Conference wie der Big Ten einen ihrer besten Coaches abwerben kann, dann ist Gefahr im Verzug.

Die Sorge ist, dass Faktoren wie diese zu einen nachlassenden Interesse der Fans in den anderen Regionen an ihren Teams und Conferences führen, dass die TV-Übertragungen der Spiele der anderen Conferences weniger Zuschauer anziehen könnten. Das wiederum könnte mittelfristig niedrigere TV-Einnahmen für die anderen Conferences bedeuten und für deren Mitglieder weniger finanzielle Möglichkeiten etwa bei der Bezahlung der Coaches oder beim Ausbau der Fooball-Infrastruktur (Trainingsmöglichkeiten, Stadion-Ausbau). Schon jetzt ist die SEC während der Football-Saison auf den TV-Bildschirmen so present wie keine andere Conference, ist die Marke SEC die namhafteste im College Football. Das Kürzel SEC steht nicht nur für großen sportlichen Erfolg sondern für eine ganz spezielle Football-Kultur, und je mehr dieses Bild vor allem in den mit der SEC geschäftlich verbundenen TV-Sendern weiter propagiert wird, desto mehr setzt es sich in den Köpfen der Zuschauer fest. Selbst eine kritische Auseinandersetzung mit der derzeitigen Stärke der SEC transportiert die Botschaft dieser Stärke erst einmal weiter. Anders gesagt: Im Moment ist im College Football alles SEC.

Und die Befürchtung ist, dass dies bei der Grundlage, dem Erfolg auf dem Feld, auch in Zukunft erst einmal so bleiben wird. Ab 2014 wird es endlich Playoffs, wenn auch zunächst nur zwei Halbfinalspiele, zur Ermittlung der Endspiel-Teilnehmer geben. Darauf einigten sich die Entscheidungsträger des College Footballs im letzten Frühjahr. Der Sinneswandel nach Jahrzehnten der Verweigerung allein schon einer Diskussion über Playoffs war anfangs wohl tatsächlich eine Reaktion auf die sportliche Übermacht der SEC, weil eine unvohergesehene Konstellation dazu geführt hatte, dass im National Championship Game der Saison 2011 zwei SEC-Teams, LSU und Alabama, gegeneinander spielten und am Ende mit Alabama ein Team Meister wurde, das wegen einer Punktspiel-Niederlage gegen LSU nicht einmal die eigene Division der eigenen Conference hatte gewinnen können. Ein Playoff sollte so etwas zukünftig verhindern. Wer das gehofft hatte, wurde schon bald desillusioniert. Vor allem die SEC drängte darauf, dass der Gewinn eines Conference-Titels keine Bedingung für die Qualifikation für die Playoffs sein sollte - mit der Begründung, dass in den Playoffs die vier besten Teams spielen sollten. Und so dürfte die SEC von der Einführung der Playoffs sogar noch profitieren, werden reine SEC-Duelle im National Championship zukünftig noch wahrscheinlicher. Der Blick auf die gerade zu Ende gegangene Saison 2012 zeigt das. Am Ende der Reguar Season landeten sechs SEC-Teams unter den ersten Zehn der BCS-Rangliste, zwei (Alabama und Florida) unter den ersten Vier. Und auch wenn sich die SEC-Teams in der Regular Season gegenseitig Niederlagen beibringen, ist selbst ein Szenario mit drei Halbfinalisten aus der SEC denkbar.

Natürlich muss das alles nicht so kommen, und auch ein „four out of five“ für Alabama in der kommenden Saison ist erst einmal nur ein Gedankenspiel. Zum Glück ist der Sport unberechenbar, und so überlegen Alabama im Finale von Miami auch war, so viel hatte gar nicht gefehlt und das Unternehmen Titelverteidigung wäre fehlgeschlagen. Neben der Niederlage gegen Texas A & M stand Alabama auch bei LSU eine Woche vor dem Spiel gegen die Aggies am Rande einer Niederlage, und auch im SEC Championship Game ging man nur knapp als Sieger vom Platz, weil sich Gegner Georgia in der Schlussminute zu ungeschickt verhielt und nach Erreichen von Alabamas 5-Yard-Linie keine Zeit mehr für einen weiteren Spielzug hatte. Deshalb will Head Coach Nick Saban, dem das ganze Dynasty-Gerede über sein Team ohnehin nicht gefällt, von einer Favoritenrolle seines Teams für die Saison 2013 auch nichts wissen. „Die Mannschaft der nächsten Saison beginnt bei 0-0“, sagte er am Tag nach dem Erfolg gegen Notre Dame. Damit hat er zum einen natürlich recht, um anderen weiß er, dass er - mal wieder - eine Reihe wichtiger Spieler ersetzen muss, und die Erfahrung von 2010 zeigt, dass die „Erbfolge“ selbst bei einem so starken Kader wie dem von Alabama nicht immer und nicht auf allen Positionen gleichermaßen gelingt. Aus der aktuellen Meistermannschaft gehen regulär unter anderem C Barrett Jones und G Chance Warmack in der Offensive ab, DT Jesse Williams, ILB Nico Johnson und FS Robert Lester in der Defensive. Dazu kommen die vorzeitigen Abgänge von OT D.J. Fluker, RB Eddie Lacy und CB Dee Milliner.

Die „Gegenrechnung“ sieht so aus: Geschlagen oder in die Gefahr gebracht, zu verlieren, wurde Alabama in der Saison 2012 nur von anderen SEC-Teams. Im Übrigen ein typisches Bild. Alle sechs Top-Ten-Teams aus der SEC (neben Alabama und dem schon erwähnten Florida noch Georgia, LSU, Texas A & M und South Carolina) kassierten ihre Regular-Season-Niederlagen nur in Spielen untereinander. Selbst die Top-Teams aus anderen Conferences, etwa Florida State (ACC) gegen Florida oder Clemson (ACC) gegen South Carolina, zogen gegen sie den Kürzeren. Und den namhaften Abgängern stehen genügend gleichgute verbliebene Stammspieler gegenüber. Der Angriff wird weiterhin von QB AJ McCarron geführt und junge Spieler wie RB T.J. Yeldon und WR Amari Cooper haben 2012 in ihrer ersten College-Saison bereits Hauptrollen gespielt und werden gewiss nicht schlechter werden. Und auch in der Abwehr sind mit OLB Adrian Hubbard und CB Ha’Sean Clinton-Dix bereit, Führungsrollen zu übernehmen. Auf ein sportliches Nachlassen sowohl von Alabama als auch der SEC insgesamt brauchen die anderen Conferences also nicht zu hoffen. Wenn sie aus dem Schatten der SEC treten wollen, dann muss eines ihrer Teams endlich wieder einmal gut genug sein, um das National Championship Game zu gewinnen, am besten natürlich gegen ein Team aus der SEC. Das wäre dann allerdings ein Novum. Bislang hat noch nie ein SEC-Team im BCS National Championship Game gegen ein Team aus einer der anderen Conferences verloren.


Hoch - 15.01.2013

RB T.J. Yeldon wird in der kommenden Saison bei National Champion Alabama eine Führungsrolle übernehmen.

RB T.J. Yeldon wird in der kommenden Saison bei National Champion Alabama eine Führungsrolle übernehmen. (© Getty Images)

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