Lübeck ist der neue Löwenbändiger

Lübecks RB Mike Davis erwies sich erneut als Wirbelwind. Hätte man den Lübeck Cougars im November 2011 erzählt, sie würden ein halbes Jahr später den deutschen American Football Rekordmeister im eigenen Stadion mit 27:24 schlagen, hätten sie sicherlich ungläubig mit dem Kopf geschüttelt. Doch am Samstagabend präsentierte sich die Welt bei den Hanseaten in den allerschönsten Farben und ein wenig Footballgeschichte wurde im Stadion Buniamshof geschrieben. Der Aufsteiger aus Schleswig-Holstein besiegte die Lions aus Braunschweig mit 27:24 und punktete erstmals in der GFL.

Dass die Lübecker als Sieger vom Platz gehen wollten, sahen die Zuschauer bereits in der Anfangsphase der Partie. Mike Davis Rushes sicherten erste Raumgewinne und war als wichtiger Pacemaker nur schwer zu stoppen. Braunschweigs Defense wehrte allerdings den ersten Angriffsversuch der Gastgeber ab, stolperte jedoch wie auch schon während der beiden vorherigen Niederlagen über sich selbst. Nach dem fälligen Cougars Punt nahm Ronald Sears den Ball zum Return auf, ließ ihn während des ersten Kontaktes mit der Lübecker Defense wieder fallen und brachte somit die Offense des Gegners wieder auf das Feld. Die Folge war ein hoher Pass auf den Australier Locklan Gilbert, der auch sicher catchte und den ersten Touchdown der Lübecker erzielte. Ein folgender Onside-Kick der Gastgeber wurde zwar von den Lions gesichert, doch ließ sich bereits zu diesem Zeitpunkt erahnen, dass Lübeck auch in den nächsten Spielminuten weiter frech, wie es ihr Head Coach Mark Holtze forderte, aufspielen würde.

Auf Braunschweiger Seite empfiehl sich andererseits vor allem RB Jabari Johnson als sichere Bank für Raumgewinne und Chancengleichheit. Der Lohn der Mühe war schließlich ein erster Field-Goal-Versuch, den Tobias Göbel auch über 33 Yards zum 7:3 verwandelte. Diese Ausbeute erschien zwar ehrenhaft, sollte aber die Lions zunächst nicht an den Gastgebern vorbeiführen. Diese kultivierten schließlich ihr Angriffsspiel und holten zum großen Schlag aus. Hill feuerte zunächst einen Pass auf Mike Kresowaty ab, um anschließend von der 30 Yards Line erneut Gilbert Locklan, nach einem angetäuschten Laufspielzug, über die Luft zu bedienen. Die Lions Passabwehr ließ dieses Schauspiel ebenfalls geschehen und die 14:3 Führung der Schleswig-Holsteiner war zu diesem Zeitpunkt keinesfalls unverdient. Die Lions versuchten andererseits erneut Jabari Johnson in Szene zu setzen, der seine Coaches auch nicht enttäuschte. Zwei kräftige Rushes führten schließlich vor dem ersten Seitenwechsel zum psychologisch wichtigen Touchdown und zum 14:10, so dass die Cougars nicht auf und davon marschieren konnten. Dass dieser Zwischenstand auch das Pausenergebnis bedeutete, lag dann aber wieder mehr an den Gästen. Philip Stursberg sorgte mit seinen harten Sacks, dass Braunschweigs QB Michael Herick nicht die Endzone erreichte und ein paar Strafen zuviel warfen die Niedersachsen wieder zurück. Auch ein nicht verwandelter Field-Goal-Versuch sorgte in den Gesichtern der Braunschweiger für erkennbare Fragezeichen.

Diese hellten sich erst im dritten Viertel wieder ein wenig auf. Jabari Johnson brachte nach einem gelungenen Herrick Pass auf Jacob Schridde, Braunschweig erstmals in Führung und konnte somit die Lions Fans zeitweilig mit ihrer Mannschaft wieder versöhnen. Der folgende Lübecker 85 Yards Kickoff Return von Mike Davis beendete allerdings ruckartig die Hoffnungen der Gäste, die Stadt als Sieger zu verlassen. Dieses gekonnt und überraschende Big Play des Aufsteigers nutzte wenige Sekunden später RB Franz Teuber, um die fünf letzten Yards auf Anhieb zu überwinden und die Berglöwen trotz einer nicht verwandelten Conversion mit 20:16 erneut in Führung zu bringen.

Lübeck zauberte auch im dritten und vierten Viertel munter weiter und empfahl sich für die nächsten Aufgaben. Ein 20 Yards Interception Return Touchdown des Rückkehrers Sean Averhoff erhöhte sogar den Abstand und ließ das Zusammenspiel zwischen Braunschweigs Spielmacher und seinen Receivern nicht zum ersten Mal in einem fragwürdigen Licht erscheinen. Als dann auch noch der Lübecker DB Ryan Bass in der eigenen Endzone einen erneuten Braunschweiger Pass abfing, schien die Mähne des Löwen tatsächlich von den Cougars abrasiert worden sein und der Braunschweiger Backup QB Mike Friese sollte seine Chance erhalten. Immerhin gelang es ihm noch mit einem fünf Yards Touchdown-Pass auf Jacob Schridde das 24:27 aus Lions Sicht zu erzielen, doch die Entscheidung bog auch er nicht mehr zu Gunsten der Gäste um. Im Gegenteil, auch Friese warf seine Interception, die von Maximilian Johst kurz vor der Two Minutes Warning abgefangen wurde und damit den Braunschweigern auch die letzte Möglichkeit nahm.

Die Lions kassierten erneut zu viele Strafen, hatten mit Jabari Johnson nur einen Aktivposten in ihrer Offense zur Verfügung und produzierten zu viele Turnover, die sich erneut als spielentscheidend erwiesen. Während die Berglöwen zwei wichtige Punkte, die vor der Saison nicht einkalkuliert waren, eroberten, spricht viel dafür, dass die Löwenstädter beim nächsten Schlagabtausch in Kiel erneut beide Punkte beim Gastgeber lassen müssen und damit zwangsläufig in der Tabelle weiter abrutschen.

Schlüter - 27.05.2012

Lübecks RB Mike Davis erwies sich erneut als Wirbelwind.

Lübecks RB Mike Davis erwies sich erneut als Wirbelwind. (© Zelter Media Service)

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