Die WM 2011 - eine Nachlese

So sollte das immer aussehen: Begeisterte Zuschauer machen die "Welle" während des WM-Finales.Das große Footballfest ist vorüber, was ist von der WM 2011 in Österreich geblieben? An acht Tagen bestritten ebensoviele Mannschaften sechzehn Spiele an drei verschiedenen Orten und begeisterten damit insgesamt 70.000 Zuschauer. Begleitet war die WM von einem nie dagewesen medialen Interesse. Neben diversen Fernsehübertragungen sprangen auch die Printmedien auf den WM-Zug auf und berichteten ausgiebig. Selbst der "Kurier", in dessen Sportteil alles was nicht Fußball, Schifahren oder Formel 1 ist sonst auf maximal zehn Zeilen beschränkt wird, hatte die Football WM als Aufmacher auf der Titelseite.

Höhepunkt der Veranstaltung war das samstägliche Finale im Wiener Ernst-Happel-Stadion. 20.000 Fans waren dabei, viele davon zum ersten Mal bei einem Footballmatch. Der Platzsprecher erklärte, wann man beim Football die Mannschaften anfeuert, warum die Teams bei einer Verletzung aufs Knie gehen und dass man die Schiedrichter nicht auspfeift, wenn sie gegen das eigene Team entscheiden. Das Publikum hörte sich das an, ging begeistert mit und blieb auch noch während der - bei 300+ Aktiven naturgemäß langen - Siegerehrung im Stadion. Alle Spiele waren von einer sehr fairen Atmosphäre geprägt, die meisten Zuschauer wollten einfach nur guten Football sehen. Lediglich in Wien meinte ein Idiot während der deutschen Hymne pfeifen zu müssen, die restlichen 19.999 Zuseher verhielten sich vorbildlich und wurden mit einem spannenden Spiel um Platz fünf belohnt. Deutschland und Frankreich matchten sich auf Augenhöhe bis die Men in Black im letzten Viertel den entscheidenden Vorsprung erzielten und ihre Vormachtstellung in Europa untermauerten.

Das folgende Finale ließ vielleicht etwas an Spannung vermissen, war aber trotzdem ein Augenschmaus. So sieht also Football aus, wenn er wirklich gekonnt gespielt wird. Team USA zog alle Register und hatte offensichtliche Freude daran seinem nördlichen Nachbarn zu zeigen, wo der Barthel den Most holt, wie der Cody die Bälle wirft und wie der Nate läuft. Man muss neidlos anerkennen, dass es bei dieser WM eine Drei-Klassen-Gesellschaft gegeben hat - und das die Vertreter Europas und Ozeaniens nur in der dritten Klasse zu Hause sind.

Innerhalb Europas - quasi als Rematch der ersten drei von Frankfurt 2010 - wurde die bestehende Reihenfolge bestätigt. Frankreich, deutlich stärker als noch vor einem Jahr, überraschte Team Austria und lieferte anschließend dem Europameister einen heißen Kampf. Deutschland vergab seinen Matchball für eine Sensation im Spiel gegen Mexiko, Österreich kam nie auch nur in die Nähe eines Satzgewinns. Die österreichische Mannschaft zeigte gegen Japan und Kanada gute Defensivleistungen, konnte aber nur mit Mühe punkten. Ausgerechnet im entscheidenden Spiel gegen Frankreich war Team Austria indisponiert. Ein Wechsel des Quarterbacks im letzten Viertel zeigte zwar Wirkung, kam aber zu spät um das Steuer noch herumzureißen. Die Österreicher leisteten mit einem fulminanten 48:10 Sieg über Australien zwar Wiedergutmachung, verhinderten aber den geplanten Super-Saturday mit dem Duell gegen Deutschland als Vorprogramm zum Finale. 20.000 Zuschauer im Endspiel sind sensationell, als ewig raunzender Österreicher - und, schlimmer noch, als Wiener - muss man sich trotzdem fragen, was im Happel-Stadion los gewesen wäre, hätte man gegen den Lieblingsgegner um Platz fünf gespielt.

Der Konjunktiv bringt freilich niemanden weiter, die Form mit der man sich in Österreich beschäftigen muss heißt Futur. Der nächste "offizielle" Auftritt des Nationalteams ist bei der EM 2014, was angesichts der Anzahl an Leistungsträgern, die nach der WM in "Pension" gehen, kein Nachteil sein muss. Die österreichische Liga beginnt erst wieder im März 2012, bis dahin gilt es das eben beim Publikum geschaffene Interesse am Footballsport wachzuhalten. Grundvoraussetzung wäre ein Ligamodus, der jedem Team zumindest 10 bis 12 Spiele garantiert, der mehr als ein Jahr Bestand hat und der zumindest zwischen den obersten drei Ligen eine verbindliche Aufstiegs/Abstiegsregelung (statt des jetzt bestehenden Wünsch-Dir-Was-Formats) hat. Eine Möglichkeit ist eine Ausweitung der "k.u.k.-Liga" über Prag hinaus, eine andere die Wiedereinführung des Interdivisionsmodels aus 2009, eine dritte die Kombination aus beiden. Dass der Boden für Football in Österreich fruchtbar ist, hat die WM hinlänglich bewiesen - jetzt muss er nur noch bestellt werden...

Kratky - 18.07.2011

So sollte das immer aussehen: Begeisterte Zuschauer machen die "Welle" während des WM-Finales.

So sollte das immer aussehen: Begeisterte Zuschauer machen die "Welle" während des WM-Finales. (© Kratky)

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