Phantoms mit Hollywood-Comeback

Die besten Drehbücher schreibt auch im Sport das wahre Leben. In einem faszinierenden, mitreißenden Finish schlugen die Phantoms vor 700 Fans im Helmut-Schön-Sportpark die Saarland Hurricanes mit 27:20 und sicherten sich beim ersten Heimsieg in der German Football League zwei wichtige Punkte im Kampf um den Klassenerhalt. Fünf Punkte Vorsprung hat man nun vor Schlusslicht Plattling, drei Punkte beträgt die Distanz zu den Saarländern auf dem vorletzten Tabellenplatz in der GFL-Gruppe Süd. In Erinnerung wird vor allem das Zustandekommen dieses Sieges sein. Die Erinnerung an die bis dahin besten Phantoms-Minuten in der höchsten deutschen Spielklasse.

20:13 führten die Gäste aus dem Saarland bis rund fünf Minuten vor Spielende. Eine Führung, die bereits zur Halbzeit Bestand hatte und von den Hurricanes in einem verbissen geführten Spiel bis weit ins letzte Spielviertel verteidigt wurde. Nachdem Guido Reuels erstmals in dieser Saison als „Starting Quarterback“ auflief und seine Phantoms bis Mitte des zweiten Spielviertels zu zwei Touchdowns geführt hatte (28 Yard Pass auf Marcel Duft und 12 Yard Pass auf Richard Edens), stoppten die Gäste die Wiesbadener Bemühungen auf weitere Punkte im weiteren Verlauf gleich mehrfach und erspielten sich durch zwei Touchdowns von Torrance Brown und einem Lauf von Quarterback Antwan Smith die nicht unverdiente Pausenführung.

Nach dem letzten Seitenwechsel übernahm Kevin Brüngel für die verbleibenden zwölf Spielminuten von Guido Reuels die Rolle als Spielmacher und eröffnete mit einem fulminanten 30 Yard-Pass auf Yannick Lorenz das Comeback der Phantoms. Aus höchster Bedrängnis und vollem Lauf fand Brüngel seinen jungen Passempfänger, der den Phantoms ein neues First Down auf der 11 Yard Linie der Hurricanes verschaffte. Kurz darauf erzielte Davis Matz mit einem Lauf aus vier Yards den Touchdown zum 19:20. Fünf Minuten waren da noch zu spielen, und nach einer Auszeit entschied sich Phantoms-Trainer Sven Gloss für „Alles oder Nichts“. Statt dem Extrapunkt-Kick zum möglichen Ausgleich spielten die Phantoms eine Conversion für zwei Punkte. Doch der Versuch, den Ball mit einem Spielzug von der 3 Yard Linie nochmals in der Endzone unterzubringen, scheiterte. Die Gäste blieben mit einem Punkt Vorsprung in Führung und erhielten das Angriffsrecht. Die Möglichkeit, Uhr und Spielgerät zu kontrollieren.

Rund zweieinhalb Minuten nahmen sie von der Uhr, bevor sie sich dann doch per Punt vom Ballbesitz trennen mussten. Auf der eigenen 36 Yard Linie übernahmen die Phantoms das Angriffsrecht und hatten noch rund 150 Sekunden Zeit, das Spiel zu wenden. Zunächst riss Kelly Perrier mit einem langen Lauf die mitfiebernden Fans von den Sitzen und trug den Ball auf die 30 Yard-Linie der Gäste. Schritt für Schritt, Sekunde für Sekunde arbeiteten sich die Phantoms weiter in Richtung Endzone. Der dramatische Schlussakt gipfelte in einem dritten Versuch auf der 5 Yard Linie. Auszeit Phantoms, die Uhr stand auf 25 Sekunden. Durchatmen auf dem Feld und auf den Rängen, bevor Brüngel eine Anspielstation suchte, gejagt von gleich drei Verteidigern. Patrick Ihl war es schließlich, den er fand und mit einem mustergültigen Pass den Helmut-Schön-Sportpark in ein Tollhaus verwandelte. Die Euphorie nutzend, gelang es Davis Matz diesmal, den Ball für zwei Zusatzpunkte nochmals in die Endzone zu befördern. Die Phantoms führten 27:20 und hatten noch 20 Sekunden zu überstehen.

Ein letzter Verzweiflungspass von Hurricanes-Spielmacher Smith segelte in der letzten Sekunde in Richtung Phantoms-Endzone. Doch dort stand Dennis Kozak, der den Ball kontrolliert zu Boden abprallen ließ, um sich dann in die Jubeltraube auf dem Feld einzureihen. Besser hätten die Phantoms ihren ersten Heimsieg in der Bundesliga nicht gestalten können. Vergessen waren die zahlreichen Penalties und Aussetzer, die nach der zwischenzeitlichen 13:7 Führung über weite Strecken des zweiten und dritten Spielviertels immer wieder den Spielfluss hemmten und den Gästen die lange andauernde Führung bescherte.


„Wir haben uns, als es darauf ankam, aus einem Loch wieder nach oben gekämpft. Haben zurück zu unserem Spiel gefunden und gezeigt, dass wir auch Rückschläge wegstecken können. Ein großartiges Comeback der Jungs, die diesmal in den spielentscheidenden Situationen dem Druck gewachsen waren und die wichtigen Plays gemacht haben. Der unbedingte Siegeswille und die Tatsache, dass es der Mannschaft gelang, sich selbst wieder aufzurichten, waren für die Köpfe der jungen Spieler fast genauso wichtig, wie das nackte Ergebnis am Ende des Spiels“, zeigte sich Sven Gloss im Anschluss an das Spiel erleichtert und begeistert zugleich.

Ein wichtiger Sieg für Tabelle und Selbstbewusstsein also, der den Phantoms in ihrem dritten Heimspiel gelang. Dass man nebenbei noch reichlich Werbung für seinen Sport in der Landeshauptstadt betrieb und den anwesenden Zuschauern ein „Drehbuch“ zeigte, an das diese sicher noch lange denken werden, verleiht dem historischen ersten GFL-Sieg im heimischen Stadion noch eine weitere schöne Note.

Vor der Spielpause anlässlich der American Football-Weltmeisterschaft im Juli in Österreich empfangen die Phantoms am 25. Juni die noch ungeschlagenen Schwäbisch-Hall Unicorns (60:24 in Stuttgart) und können diesem übermächtigen Gegner Dank des „Hollywood Comebacks“ etwas entspannter und vom Siegesdruck befreit entgegentreten.

SCORES:
07:00 Duft 28 Yard Pass von Reuels (Extrapunkt Ihl)
07:07 Brown 3 Yard Pass von Smith (EP Stumm)
13:07 Edens 12 Yard Pass von Reuels (EP vorbei)
13:14 Smith 25 Yard Lauf (EP Stumm)
13:20 Brown 15 Yard Pass von Smith (EP geblockt)
19:20 Matz 4 Yard Lauf (Conversion nicht gut)
27:20 Ihl 5 Yard Pass von Brüngel (Conversion Matz)

Schüler - 12.06.2011