Auf Michel ist immer noch Verlass

Während Marburg und Schwäbisch Hall am Wochenende pausieren mussten und ihr Spitzenspiel abgesagt werden musste, weil ein Fußballspiel Vorrang hatte, nutzten die Stuttgart Scorpions die Chance, ihre Stellung als (mindestens) die Nummer drei im Süden zu untermauern. Nachdem das Remis im Auftaktheimspiel gegen Aufsteiger Wiesbaden für die Scorpions eher eine "gefühlte" Niederlage war, war gegen den zweiten Aufsteiger Saarland Hurricanes ein Sieg nun geradezu Pflicht. Die Stuttgarter hatten zwar einige Widerstände zu überwinden, am Ende stand aber ihr letztlich unangefochtener 30:14-Erfolg. Mit diesem im Gepäck reist es sich kommendes Wochenende um einiges leichter nach Saarbrücken, wo gleich das Rückspiel ansteht

Wegen der dreijährigen Zweitligazeit der Hurricanes war es etwas her, dass die beiden Kontrahenten letztmalig die Klingen kreuzten, und wie als Reminiszenz an jene Zeiten präsentierten sich auch die Stuttgarter Gastgeber in zurzeit eher ungewohnter Manier. Die komplette erste Hälfte absolvierte die Scorpions-Offense im Laufspielmodus, mit dem man vor einigen Jahren in der GFL Süd richtig "fette Jahre" erlebt hatte. 160 Lauf-Yards und nur 2 vereinzelte Yards nach Passspiel standen zur Halbzeit für die Scorpions in der Statistik. War dies zu Beginn noch Konsequenz bewusst vorsichtigen Herangehens im ersten Viertel, lag dies später daran, dass in der ersten Angriffsserie des zweiten Viertels QB Daniel Polk verletzt vom Feld humpelte und durch Gunther Michel ersetzt werden musste. Der 52-jährige Michel ist seit Urzeiten Backup-Quarterback der Scorpions, verständlicherweise wird, wenn er denn ran muss, aber der Schalter konsequent auf Laufspiel umgelegt.

Zumal RB Raphael Schneider im ersten Viertel mit einem 60-Yard-Touchdown-Lauf ja schon einmal gezeigt hatte, dass der Weg zum Erfolg auch so gesucht werden kann. Nur der PAT-Versuch von Sascha Wurster, der nach einem missglückten Snap geblockt worden war, störte etwas. Aber schließlich hatte Stuttgart es den Saarländern wenig später bei einem Field-Goal-Versuch mit gleicher Münze heimgezahlt. Besser machte es die Field Goal Unit der Stuttgarter kurz vor der Halbzeitpause. Bis kurz davor ließen sich Patrick Scott sowie Thomas Metzger, die ein First Down nach dem anderen erliefen, Zeit, um mit ihren Läufen auch das Feld überbrückt zu haben.

Im dritten Viertel kamen die Scorpions dann etwas schneller zur Sache, dem Kickoff Return von Julien Tipton ließen Scott und Metzger ihre Taten folgen und stellten mit dem 16:0 bereits einen Vorsprung von zwei Scores her. In der Folge kehrte auf beiden Seiten einige Unruhe ein, die zu einer schnelleren Abfolge von Ballbesitzwechseln führte, da beide Angriffsmannschaften nun immer fahrlässiger mit dem Spielgerät umgingen. Dies nutzten zunächst die Gäste, die einen Metzger-Fumble zum Touchdown-Return nutzen konnten. Mit einem unvollständigen Pass scheiterten die Saarländer allerdings bei dem Versuch, die dringend benötigten zwei Punkte per Conversion zusätzlich zu holen.

Dies gab den Stuttgartern die Gelegenheit auch danach weiterhin ruhig und besonnen auf Läufe setzen zu können und neben dem Yard-Sammeln auch das Zeitverbrauchen auf die Spitze zu treiben. Kurz nach dem letzten Seitenwechsel unterstrich man zum rechten Zeitpunkt dann auch noch, dass ein gezielt eingesetztes Überraschungsmoment häufig Erfolg verspricht: Michels Pass zum 23:6 auf Wurster erwischte die Gäste ebenso auf dem falschen Fuß wie wenig später sein zweiter Touchdown-Pass des Tages auf WR Fabian Weigel zum 30:6.

Knapp fünf Minuten vor Schluss schafften die Hurricanes ihren zweiten Touchdown, doch nach der Conversion misslang der Onside Kick, sodass Stuttgart der Sieg nicht mehr zu nehmen war.

Auerbach - 09.05.2011

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