Neues Flag Regelwerk ab 2011

Ein internationales einheitliches Flag-Regelwerk verhindert unnötige DiskussionenIm nächsten Jahr wird es ein neues Regelwerk für den Flag Footballsport in Deutschland geben. Einige wichtige Änderungen und Neuerungen, die bisher in unseren Breitengeraden so nicht behandelt wurden, werden nun mit dem internationalen Regelwerk der IFAF und EFAF harmonisiert, so dass in der Zukunft bei internationalen Turnieren keine wesentlichen Unstimmigkeiten mehr auftreten dürften. Premiere auf deutschen Boden feiert das neue Regelwerk bereits während des am kommenden Wochenende veranstalteten „German Open V“ Turnieres. Dieses überregionale Turnier wird bekanntlich im Vorfeld des German Bowl XXXII am 9. Oktober vor der Commerzbank-Arena ausgespielt.

Der erfahrene Schiedsrichter Moose aka Mohammad Saleh hat die wesentlichen Neuerungen des Regelwerkes zusammengetragen und mit entsprechenden hilfreichen, individuellen Kommentierungen versehen. Hierfür möchten wir uns ganz herzlich bei Herrn Saleh bedanken.


“Die drei allgemeinen großen Hauptänderungen lauten:
- Der Ball ist für den Forward Progress entscheidend. (Nicht mehr der Fuß)

- Viele Strafen werden nun vom Spot of Foul abgetragen.(Live Ball fouls natürlich, Dead Ball fouls so gut wie gar nicht)

- 10-Yard-Strafen für Kontaktfouls werden eingeführt, um den Aspekt des Nichtkontakts zu betonen.


Im Speziellen werden die folgenden Tatbestände wie folgt erklärt:

Kontakt:

Ich möchte gleich beim wichtigsten Aspekt unseres Sports einsteigen. Dem Kontakt. Laut Regel heißt es: "Kontakt ist das Berühren eines Gegners mit Beeinflussung. Berühren ohne Auswirkung ist kein Kontakt." Hierbei ist es wichtig nachvollziehen zu können, was mit Beeinflussung gemeint ist. Gemeint ist nicht fußballtypisches Verhalten, dass ein Spieler bei einer mehr als zärtlichen Berührung aufschreit, sich fallen lässt und der Schiedsrichter darauf hin eine Flagge wirft, sondern, dass der Gegenspieler absichtlich, wie auch unabsichtlich die Richtung des Spielers merkbar per Körperkontakt beeinflusst.

Wer muss den Kontakt vermeiden?:

Die allseits beliebte Frage. Muss die Offense der Defense weichen oder doch anders herum? Jeder Spieler hat das Recht auf Raum (Right of Place). D.h. wenn ein sich bewegender Spieler in einen stehenden läuft, wird Illegaler Kontakt gegen den bewegenden Spieler gepfiffen. Sobald der Ball geworfen wurde oder ein Laufspielzug die LOS (Line of Scrimmage) überquert hat, hat die Offense das Recht auf einen ungehinderten Weg (Right of Way) und die Defense muss den Kontakt vermeiden. Dennoch hat auch hier das Right of Place immer noch Vorrang dem Right of Way gegenüber. D.h. wenn ein ballführender Offense Spieler in einen stehenden Defense Spieler läuft, wird das Foul gegen die Offense gepfiffen.

Pass Interference oder illegaler Kontakt?:

Jetzt kommt bei Vielen sicherlich die Frage wo der genaue Unterschied zwischen der Strafe "Pass Interference" und "Illegaler Kontakt" liegt. Beim einem Passspielzug wird der Kontakt, beziehungsweise Behinderung bevor der Ball geworfen wird als "Illegaler Kontakt" bestraft.(Spotfoul - 10 Yards). Jedoch wenn der Ball sich bereits in der Luft befindet wird der Kontakt, beziehungsweise Behinderung als "Pass Interference" bestraft. (Offense - Loss of down + 10 Yards / Defense: Spotfoul - Neuer 1. Versuch für die Offense; Wenn der Spot in der Endzone sein sollte, wird der Ball an die 2 Yard Linie gelegt)


Right of Place und Right of Way in einer Blitzsituation:

Right of Place hat immer Vorrang gegenüber dem Right of Way. Ich möchte dennoch auf 2 Beispiele aufmerksam machen.
Bsp. 1 - Laut Regelwerk hat ein Blitzer mit erhobener Hand vor dem Snap "Right of Way". D.h. er hat das Recht auf direkten Weg zum QB. Jedoch kann und darf der Center nach dem Snap stehen bleiben und hat somit Right of Place.
Bsp. 2 - Wenn der Blitzer vor dem Snap seine Hand nicht heben sollte, dann hat der Center genauso das Right of Way wie der Blitzer und darf seine Route laufen.


Handoffs, Handoff-fakes und die 7-Sekunden-Regel:

Handoffs dürfen hinter der LOS in alle Richtungen gegeben werden. D.h., dass auch das umstrittene Vorwärts-Handoff hinter der LOS erlaubt ist. Es ist jedoch klar zu stellen, dass ein Handoff die direkte Übergabe des Balles an einen Mitspieler ist. Wird der Ball bei einem Vorwärts-Handoff vom übergebenden Spieler komplett los gelassen bevor der Mitspieler den Ball berührt, dann handelt es sich um einen legalen Vorwärtspass und der Ball darf somit nicht noch einmal geworfen werden. Bei einem Handoff-fake dürfen alle Defense Spieler, auch die, die nicht hinter der Blitzerlinie waren den QB attackieren. Wichtig ist zu wissen, das ein Handoff-fake die 7-Sekunden-Regel nicht mehr außer Kraft setzt. Ob Fake oder kein Fake. Die Offense hat nach dem Snap immer nur 7 Sekunden Zeit, um einen Vorwärtspass oder einen Laufspielzug auszuführen.

Der Snap

Ich hoffe, dass sich diesen Teil die Center/Snapper aller Mannschaften einverleiben, um das Phänomen der fliegenden gelben Tücher vor dem Snap zu vermeiden. Sobald der Snapper den Ball berührt hat, darf der Snapper den Ball nicht anheben, vorwärts bewegen oder einen Start antäuschen. Falls ihr den Ball zwecks richtiger Nahtrichtung drehen wollt, müsst ihr dies mit Bodenkontakt tun.


Abschließend - Strafen, die vorher nicht immer durchgesetzt wurden:

Bei Fun- oder auch kleineren Turnieren nimmt man als Schiedsrichter nicht alle möglichen Penalties ernst. Zum Einen wegen des Zeitdrucks bei der Running time, zum Anderen, um das Spiel nicht zu verpfeifen. Jedoch gibt es einige Regeln, die man absolut ernst nehmen sollte. Diese möchte ich hier nun aufzählen:

Unsportliches Verhalten:

Uns ist allen bewusst, dass es während eines Spiels heiß hergehen kann, jedoch ist es mehr als notwendig ein respektables Verhalten zwischen Spielern, Trainern und Schiedsrichtern zu gewährleisten. Ich persönlich habe schon oft so manche Beleidigungen und Provokationen im Sinne des Spielflusses durchgehen lassen. Und meiner Ansicht nach ist es in Ordnung sportliche Rivalität zu zulassen so lange diese nicht ausartet. Aber bei persönlichen Beleidigung, abwertenden oder gar rassistischen Bemerkungen ist die Grenze überschritten und ich halte alle Schiedsrichter dazu an Unsportliches Verhalten ohne Zweifel zu bestrafen und bei mehrfach wiederholten Vergehen auch mit Disqualifikationen zu ahnden. (10 Yards vom dead ball spot). Bei grob unsportlichen Fouls (z. B. absichtliche Kontaktfouls) sollte eine Disqualifikation sofort ausgesprochen werden.

Unfaire Taktiken:

Bei Strafen, die einen sicheren Touchdown verhindern, kann der Schiedsrichter der Mannschaft Punkte zuerkennen und bei grob unsportlichen Verhalten den Spieler disqualifizieren. (Bsp. Der letzte Spieler der Defense hält einen schnelleren ballführenden Spieler fest, um den Touchdown zu verhindern)

Blocking und gezielter Block

Blocking ist das relativ unbeabsichtige Laufen zwischen einem Defense Spieler und dem Ballträger. (z.B. ein Spieler läuft seine Route ohne mitzubekommen, dass der Ballträger sich hinter ihm befindet) 5 Yards Strafe, Spotfoul. Gezieltes Blocken ist das bewusste Blocken von einem Defense Spieler, beziehungsweise das bewusste in den Weg laufen zwischen einem Defense Spieler und dem Ballträger. 10 Yards Strafe, Spotfoul

Illegale Spielteilnahme:

Bisher wurde schnelles Spiel während der Turniere nicht ernst genommen. Aber da die Regel nun ausdrücklich noch einmal erwähnt wird, muss bei sechs oder mehr Spielern auf dem Feld diese Strafe ausgesprochen werden. Die Offense muss nicht auf die Defense warten und darf nach Freigabe des Balls sofort spielen.“

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„Diese behandelten Punkte umfassen die meiner Meinung nach wichtigsten Änderungen, jedoch nicht alle. Zusätzlich möchte ich erwähnen, dass zum Beispiel die Erklärung des Handoff nach vorne eine Interpretation ist, da im Regelwerk nicht geklärt ist, was als Handoff deklariert werden kann. Anhand der vorhandenen Beschreibung bezüglich Ballübergaben geht nur hervor, dass ein Handoff hinter der LOS geschehen muss, aber nicht ob der QB den Ball vor seinen Körper, somit in Richtung LOS (nach vorne, daher Vorwärts-Handoff) für ein Handoff halten darf oder nicht. In den letzten zwei bis drei Jahren gab es bei vielen Turnieren eine Handoff- beziehungsweise eine Ballübergabe Diskussion. Und bis letztes Jahr wurde es von Turnier zu Turnier anders gespielt“, erklärt Herr Saleh abschließend und verweist somit auf ein letztes noch im Detail von den verantwortlichen Spezialisten zu klärendes Detail.

Insgesamt jedoch, hier sind sich alle Beteiligten und die Redaktion einig, handelt es sich bei dieser Umsetzung von „internationalen in nationales Footballrecht“ um eine tatsächliche spürbare Verbesserung und wird sicherlich helfen, nach einer gewissen Eingewöhnungsphase, dass sich zum Beispiel die zukünftigen Flag Nationalmannschaften bei der kommenden EM oder WM nicht mehr umgewöhnen müssen. Dank also an die Schöpfer und die Übersetzer dieses Werkes.

Bei weiterer notwendiger Hilfestellung werden die verantwortlichen Personen und football-aktuell.de gerne weiterhelfen und entsprechendes Paperwerk zur Verfügung stellen, beziehungsweise bei Interesse auch gerne mitteilen, wo sich räumlich das nächstgelegene Flag Footballteam befindet, damit sich die kontaktlose Variante des American Football weiter positiv entwickelt.

Schlüter - 02.10.2010

Ein internationales einheitliches Flag-Regelwerk verhindert unnötige Diskussionen

Ein internationales einheitliches Flag-Regelwerk verhindert unnötige Diskussionen (© Schlüter)

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