Iron-Wild Boys erlangen moralischen Sieg

Eine erwartete 6-29 Niederlage mussten die Oberliga-Footballer der Nauheim Wild Boys gegen Aufstiegskandidaten Gießen Golden Dragons einstecken. Dabei fiel diese Niederlage aber bei weitem nicht so deutlich aus, wie man es im Vorfeld hätte erwarten können. „Effektiv mussten wir heute mit 17 Mann spielen und dafür haben wir gegen die starken Dragons eine gute Leistung gezeigt. Ich ziehe den Hut vor meinen Jungs“, war Nauheims Trainer Reinhold Pradt trotz der Niederlage glücklich.

Mit dem absoluten Minimumkader von 22 Mann reisten die Wild Boys nach Gießen. Darunter jedoch drei verletzte Spieler, die mit ihrer Anwesenheit sicherstellen sollten, dass Nauheim dieses Spiel nicht kampflos verlieren wird. Doch das Unglück schlug schon vor dem ersten Spielzug wieder bei den Nauheimern zu. LB Björn Kreuzer – einer der Leistungsträger in der Verteidigung – läuft zum Kickoff auf das Feld und liegt Sekunden später - noch bevor der Spielzug ausgeführt werden kann - auf dem Platz. Achillessehnenabriss noch vor dem Kickoff und wieder ein Mann weniger bei den Wild Boys. Kurz nach dem Ende des ersten Viertels erwischt es auch noch FB/DL Mike Haag, der im Angriff und der Verteidigung der Wild Boys auf mehreren Positionen ausgeholfen hat. Ein Riss des hinteren Oberarmmuskels und eine Rippenbruch ziehen auch ihn aus dem Verkehr.

Als Quarterback lief bei den Wild Boys Stefan Uelzhöffer auf, der den aus privaten Gründen verhinderten Martin Dieck vertreten musste. Uelzhöffer, der aus Heidelberg zu den Spielen anreist, ist eher ein seltener Trainingsgast aufgrund der Entfernung und trainierte gerade zwei Mal als Quarterback mit dem Team, doch zeigte dafür eine gute Leistung. Zwar brachte er gerade einmal fünf Pässe an den Mann, doch fand keiner den Weg zum Gegner. Auch zu Fuß war Uelzhöffer gut: 15 Mal nahm er den Ball unter den Arm und machte damit rund 65 Yards gut, darunter auch mit einem Lauf über 4 Yards die einzigen Punkte für Nauheim.

„Die ganzen Ausfälle haben uns hart zugesetzt. So wussten wir, dass Andreas Nägele nicht da sein wird, aber auch auf Fidel Shipman mussten wir überraschend verzichten. Wir mussten daher viel Ironman-Football spielen. Unsere Wide Receiver spielten alle als Defensive Backs, unsere O-Line war gleichzeitig auch unsere D-Line“, erzählt Pradt weiter. So ist es Spielmacher Uelzhöffer, der als Free Safety aushilft, einen Pass des gegnerischen Quarterbacks an der eigenen Endzone abfängt und sichere Punkte für Giessen verhindert.

Nachdem Giessen mit 7-0 in Führung gegangen war, hatte Nauheim eine gute Chance auszugleichen. Ein Pass von Uelzhöffer auf Robin Fenn wird gefangen, dieser durchbricht zwei Tacklingversuche der Dragons und hat nur noch das freie Feld vor sich. Plötzlich und unbedrängt verliert Fenn allerdings den Ball, den sich die Gastgeber sichern „Kurios, aber unser einziger Ballverlust an den Gegner. Das ist ebenfalls etwas Positives, was wir aus dieser Partie herausziehen können“, so Pradt weiter.

Beim Stand von 20-0 für Giessen ist es dann doch soweit. Ein langer Lauf von RB Matthias Pressler, der mit seinen Läufen über 100 Yards gutmachte, kommt bis an die 4 Yard Linie und von dort nimmt sich Uelzhöffer ein Herz, läuft in die Endzone und erzielt die einzigen Nauheimer Punkte. “Meine Spieler haben gekämpft von vorne bis hinten, haben niemals aufgegeben und haben Giessen bis zum Schluss die Stirn geboten. Ich bin zum ersten Mal diese Saison auf die Leistung dieser 19, beziehungsweise 17 Mann stolz, der Coach dieses Haufens zu sein. Noch nicht einmal der Sieg von uns gegen Heiligenstein hatte mich dermaßen zufriedengestellt. Eine Niederlage, aus der wir mit aufrechtem Haupt herausgehen können. Es ist nicht zu fassen, was die Jungs heute geleistet haben“, ist Pradt zurecht am Ende stolz auf sein Team.

Schüler - 20.06.2010

Eine gute Leistung zeigte Wild Boys RB Matthias Pressler gegen Giessen (© Schüler)