Licht und Schatten

Mit 17:15 besiegten die Munich Cowboys beim King’s Hotels Gameday die Gäste aus Stuttgart. Eine Partie, die zur Halbzeit eigentlich zugunsten der Hausherren entschieden schien und zum Ende noch spannend wurde. Das Spiel begann durchwachsen. Münchens QB Travis Harvey unterlief gleich im ersten Wurf eine Interception, die zunächst folgenlos blieb. Die Offense der Cowboys wurde im Anfang getragen von starken Läufen von RB Florian Spitzweck, der viele Meter für sein Team erzielen konnte. Leider wurden diese durch Strafen gegen die Munich Cowboys zunichte gemacht beziehungsweise annulliert. Nach zehn gespielten Minuten warf Travis Harvey die zweite Interception. Der Stuttgarter Fänger konnte erst kurz vor der Endzone der Munich Cowboys gestoppt werden. Die Scorpions nutzten die Chance durch einen Lauf von RB Timo Müller zur 7:0-Führung der Gäste.

Es schien, als würde sich Ähnliches wie beim letzten Heimspiel gegen Plattling ereignen. Doch diesmal schlugen die Hausherren schneller zurück. Im zweiten Viertel war es zunächst Alex Böhm, der mit einem Field Goal den Anschluss erzielte. Danach zeigte Spielmacher Travis Harvey seine immer noch exzellenten läuferischen Fähigkeiten und trug den Ball persönlich in die Endzone der Stuttgarter zur 10:7-Führung. Doch damit gab sich das Team von Head Coach Phil Hickey und vor allem Travis Harvey nicht zufrieden. Sekunden vor der Halbzeitpause spielte er einen präzisen Pass auf WR Christoph Plettner, der schon bei einigen Szenen zuvor hätte punkten können. Diesmal hielt Plettner in der Stuttgarter Endzone den Ball fest und ermöglichte seinem Team die verdiente 17:7-Halbzeitführung.

Nach der Pause schienen die Gäste besser in Tritt zu kommen. Zunächst erzwangen sie einen Safety, als QB Travis Harvey in der eigenen Endzone ins Straucheln kam. Die Defense der Scorpions erhöhte den Druck und zwang Harvey zur dritten Interception an diesem Abend. Doch Zählbares sprang für die Gäste noch nicht heraus.

Im letzten Quarter sahen die Zuschauer wieder eine dieser Unkonzentriertheiten, die die Munich Cowboys zuletzt so in Schwierigkeiten brachten. Nachdem man sich zehn Minuten vor Spielende bei einem vierten Versuch für den Punt entschied, konnte der Punter den Ball kurz vor der eigenen Endzone nicht festhalten und ermöglichte den Scorpions den Ballbesitz. Die Stuttgarter nutzten diese Chance im anschließenden Spielzug durch einen Pass von QB Jean Patrick Julmiste auf WR Fabian Weigel zum 17:15-Anschluss. Die folgende versuchte 2-Point-Conversion misslang. Den Gästen gelang es in der anschließenden Spielzeit allerdings nicht mehr, offensiv Druck auf die Munich Cowboys auszuüben. Folglich blieb es beim 17:15 für die Gastgeber.

Den Stuttgartern merkte man im gesamten Spielabschnitt das verletzungsbedingte Fehlen von Nationalmannschafts-Running Back Patrick Scott an. Der Offense fehlten Optionen, so dass sie trotz eines guten QB Julmiste berechenbar wurde. Head Coach Matthias Mecherlein sah nach dem Spiel das Fehlen von Scott als gravierend. „Patrick ist wohl der beste Running Back Deutschlands und fehlte uns sehr. Wenn man aber einen guten Spieler nicht ersetzen kann, dann ist man kein gutes Team.“, so Mecherlein. An diesem Tag konnten ihn die Scorpions nicht adäquat ersetzen.

Munich Cowboys Head Coach Phil Hickey zeigte sich mit dem Sieg und vor allem den Leistungen seiner Defense äußerst zufrieden. Er machte deutlich, dass die Munich Cowboys nun um die Playoffs mitspielen würden. Die Frage ist, ob in dieser Partie mehr Licht auf Seiten der Munich Cowboys oder mehr Schatten auf Seiten der Stuttgart Scorpions zu sehen war. Realistisch haben die Munich Cowboys zwei Punkte gegen einen Gegner geholt, gegen den man in der Vergangenheit oft das Nachsehen hatte. Am Beispiel Travis Harvey lässt sich diese neue Stärke gut festmachen. Trotz einiger Probleme im Spiel biss sich der Routinier durch, zeigte tolle kämpferische Qualitäten und führte das Team zum Sieg. Bei weiterer positiver Entwicklung der gesamten Mannschaft könnte Phil Hickey mit der frühen Playoff Prognose letztlich Recht behalten.

Mackedanz - 29.05.2010

Florian Spitzweck (© STOCK4press)