Eine Verletztenliste bis zum Mond

Die Purdue University trägt auch den Spitznamen „Wiege der Astronauten“. Sowohl der erste Mensch auf dem Mond, Neil Armstrong, als auch der bislang letzte, Eugene Cernan, absolvierten in West Lafayette ihr Studium. Astronomische Zahlen bei den Laufyards sollten die Fans der Boilermakers in der kommenden Saison allerdings nicht erwarten. Denn mit Running Back Ralph Bolden steht nun schon der zehnte Starter auf der Liste mit den Ausfällen beim Team von Head Coach Danny Hope. In der vergangenen Spielzeit erlief Bolden noch 77,9 Yards pro Spiel und belegte damit den dritten Platz aller Angreifer in der Big Ten. Doch nun verletzte sich der 20-Jährige beim Training ohne Fremdeinwirkung am rechten Knie und treibt den Verantwortlichen damit die Sorgenfalten aufs Gesicht.

Das große Problem ist, dass Bolden sich in seinem letzten Jahr an der High School bereits das Kreuzband im rechten Knie gerissen hatte. Seine Coaches rechnen dementsprechend mit dem schlimmsten. „Wenn er gesund wird und spielen kann, freuen wir uns natürlich“, erklärte Hope der Lokalpresse. „Aber wir werden nicht alles auf eine Karte setzen und deshalb auch andere Spieler vorbereiten.“ Der erste Name, der in diesem Zusammenhang zu nennen ist, ist der von Al-Terek McBurse: Er ist in seinem zweiten Jahr in Purdue und kam schon in der vergangenen Saison in sechs Spielen zu kurzen Einsätzen. Über kurz oder lang wäre McBurse eh der Starter gewesen, sein Einsatz kommt nun also nur früher als geplant. Vielleicht helfen ihm die Erfahrungen aus dem letzten Jahr weiter, einen besonders guten Eindruck hat er bislang allerdings nicht hinterlassen. Dabei ist das Tragen des Balls nicht so sehr das Problem, sondern seine Arbeit als Blocker. Vor allem in diesem Bereich muss er sich noch verbessern, um Ralph Bolden eventuell komplett zu verdrängen.

Sollte McBurse nicht den erhofften Schritt machen können, müssen sich die Boilermakers schon strecken, um genug Talent auf der Running Back Position zu finden. Die nächste Alternative ist bereits Keith Carlos, der bislang als Wide Receiver im Einsatz war. Er wird von der Außenbahn ins Backfield wechseln, um den Coaches die nötige Tiefe bei den Ballträgern zu garantieren. Da eben diese Tiefe bei den Passempfängern gegeben ist, ein recht gefahrloser Schachzug. Fragt sich nur, ob es nicht auch ein recht zweckloser Schachzug ist? Denn obwohl Carlos in der Jugend bis zum College als Running Back im Einsatz war, ist sein Können als Ballträger aufgrund seiner Neigung recht schnell zu fumblen doch mit einem großen Fragezeichen versehen. Schafft er es nicht, den Ball besser zu sichern, wird die Luft für Purdue schon extrem dünn. Freshman Reggie Pegram könnte man zwar durchaus hin und wieder auf das Feld schicken, doch eine echte Alternative, um den Hauptteil der Arbeit zu übernehmen, ist er nicht.

Neben all den körperlichen Voraussetzungen wäre für den kommenden Running Back der Purdue Boilermakers nämlich auch eine Portion Erfahrung von Vorteil: Sonst könnte es passieren, dass er sich von den zu erwartenden Rückschlägen schnell demoralisieren lässt. Denn selbst mit den Stats des drittbesten Rushers der Big Ten im Rücken hätte niemand garantieren können, dass Ralph Bolden abermals eine solch erfolgreiche Saison auf den grünen Rasen zaubern würde. Der Grund: Die Boilermakers müssen in ihrer Offensive Line gleich drei Starter ersetzen. Da die Trainer aus Defensive Tackle Nick Mondek bereits einen Offensive Tackle gemacht haben, darf man davon ausgehen, dass die bisherigen Bemühungen die Löcher zu stopfen, nicht allzu erfolgreich verlaufen sind. Die Erben von Mike Alstott, der bis heute All-Time-Rushing-Leader von Purdue ist, werden es in diesem Jahr also schwer haben, an die Erfolge ihres berühmten Vorgängers anzuknüpfen.

Garn - 05.04.2010

Auch Ralph Bolden fällt verletzt aus (© Getty Images)