Adler entzaubern Cardinals

Berlins RB David McCants (#4) erzielte gegen Essen einen Touchdown.Grau in Grau präsentierte sich der Jahnsport-Park am Samstagabend. Leider kamen deshalb nur knapp 900 Zuschauer ins Stadion, um dem Spitzenspiel der GFL Nord zwischen den Berlin Adler und den Assindia Cardinals beizuwohnen. Vielleicht war aber auch der Ferienbeginn schuld oder die späte Anpfiff-Zeit, hatten doch die bisherigen Heimspiele zu sonntäglicher Nachmittagsstunde stattgefunden. Wie dem auch sei: Die sich aufgerafft hatten, sollten ihr kommen nicht bereuen.

Mit den Cardinals gab ein alter Bekannter nach längerer Abwesenheit wieder seine Visitenkarte ab. Der Aufsteiger war das letzte Mal 2003 in Berlin und musste damals mit einer deftigen 7:33-Packung die Heimreise wieder antreten. Nun, sechs Jahre später, kam man mit einem Erfolg über den amtierenden Meister Braunschweig Lions, zwei äußerst knappen Niederlagen gegen die Kiel Baltic Hurricanes und einer 3-3-Bilanz, mit denen sie Platz drei belegten, im Gepäck in die Hauptstadt und wollte die damalige Schlappe vergessen machen. Obwohl die Adler bisher noch unbesiegt waren, hatte man Heidenrespekt vor dem Gegner. „Wir haben uns auf das Spiel akribisch vorbereitet, denn die Cardinals spielen eine schwerberechenbare Flexbone Offense, die bis dato noch niemand richtig stoppen konnte.“ Adler-Head-Coach Shuan Fatah hatte im Training nichts dem Zufall überlassen. Videos wurden bis „zum Erbrechen“ studiert, selbst im Mutterland des Football wurde fleißig Rat gesucht, wie man diese Offense im Zaum halten könne.

In der Flexbone Offense wird in erster Linie gelaufen. Dafür stehen gleichzeitig mehrere Läufer auf dem Feld, und die Schwierigkeit für die Defense besteht darin, herauszufinden, wer der Ballträger sein wird. Wenn sie ins Rollen kommt, ist sie wahnsinnig schwer unter Kontrolle zu bekommen, nimmt viel Zeit von der Uhr und zwingt den gegnerischen Angriff dazu, schneller zu agieren, als ihm lieb ist. Große Schwäche dieser Offense-Variante: Wenn man in Rückstand gerät mit mehr als einem Touchdown, ist es kaum möglich, auf diese zeitfressende Weise diesen wieder aufzuholen.

Deshalb war es schon sehr verwunderlich, dass die Cardinals, obwohl sie den Münzwurf gewonnen hatten, das Angriffsrecht abgaben. Den Adlern war das nur mehr als Recht. Sie nutzten das Geschenk auch gleich weidlich aus. Ein schöner Return von Hemaseh Heidary brachte sie in die Hälfte der Essener, acht Spielzüge später tankte sich RB David McCants nach einem 10-Yard-Lauf in die Endzone. Der Auftakt hätte für die Gastgeber nicht besser sein können. Doch, es wurde noch besser. Die Cardinals zeigten sich nämlich stark beeindruckt, und waren nach vier Spielzügen schon am Verteidigen. „Wir hatten arge Schwierigkeiten, in unseren Rhythmus zu kommen. Vielleicht war das auch unserer langen Busfahrt geschuldet. Es dauerte einfach zu lange, bis wir ins Spiel fanden.“ Bernd Jansen, Head Coch der Cardinals, suchte nach dem Spiel eine Erklärung dafür, dass sein Team in der ersten Halbzeit, insbesondere die Offense, nicht ihr volles Potenzial abrufen konnte.

So kamen die Adler schneller als erwartet wieder in Ballbesitz und wenig später konnten ihre Fans Touchdown Nummer zwei feiern. QB Jon Grant warf von der 7-Yard-Linie ein Loop-Pass Richtung linke Endzonenecke. Doch zum Entsetzen der Zuschauer standen zwei Cardinals-Spieler bereit, den Ball abzufangen. Denkste Puppe. Hemaseh Heidary dachte gar nicht daran, dem Gegner das Ei zu überlassen. Zum Erstaunen der Gäste-Spieler schnappte er sich aus ihren fangbereiten Händen den Ball und bescherte den Adlern einen Touchdown. „Was Hemaseh heute gezeigt hat, war schon Spitzenklasse. Er ist derzeit in Topform. Aber nicht nur auf ihn bin ich stolz. Ganz besonders hat mich Chris Schöwe beeindruckt. Chris war lange Zeit schwer krank. Nun ist er wieder zurück und hat sich gleich hervorragend ins Team wieder eingebracht.“ Fatah konnte mit seinen jungen Himmelsstürmern sehr zufrieden sein.

14:0 für die Adler – eine kleine Vorentscheidung war gefallen. Doch es waren zu diesem Zeitpunkt fast drei Viertel zu spielen und die Cardinals hatten noch längst nicht kleinbeigegeben. In der Folgezeit kamen sie besser ins Spiel und verkürzen durch ein Field Goal. Doch dann bekamen sie kurz vor der Halbzeit den „Todesstoß“. Adler-LB Sigfrid Franz hatte seinen Gegenüber bei einem Blitz stehen gelassen und Cardinals-QB Ronald Curley zu Boden gerissen. Der Ball trudelte mutterseelenallein übers Feld. DE Florian Emslander reagierte am schnellsten. Die Adler kamen 21 Sekunden vor dem Gang in die Kabine an der 13-Yard-Linie der Gäste wieder in Ballbesitz. Kurzer Pass auf Heidary, der wird aber an der 1-Yard-Linie gestoppt. Zum Glück haben die Adler noch eine Auszeit. Ein Hechtsprung von Grant und die Adler können mit einer komfortablen 21:3-Führung in die Kabinen gehen.

Emotional ging es auch in der Halbzeitpause weiter. Erst beglückte Adler-Fan Marcel seine Angebetete Adina mit einem überraschenden Heiratsantrag, dann wurde RB Tony „Superman“ Hollings, der sich im Rückspiel gegen die Munich Cowboys so schwer am Knie verletzte, dass es für ihn das Saisonende bedeute, unter Tränen aller verabschiedet.

Die zweite Halbzeit konnte von der Qualität nicht an die erste anknüpfen. Die Adler begannen frühzeitig das Spiel zu verwalten, hatte man doch im Hinterkopf die Partie gegen die Baltic Hurricanes am kommenden Wochenende in Kiel. Die Cardinals, so deutlich im Rückstand, mussten ihren Gameplan umwerfen und aufs Passspiel zurückgreifen. Auch wenn sie mittels Pass durch Fredrik Eklund (33 Yard) einen Touchdown erzielen konnten, Passpiel ist nicht unbedingt ihr Ding. Die Adler spulten derweil ihr Pensum herunter und hielten die Cardinals mittels zweier Field Goals (28 Yards, 20 Yards) auf Distanz.

Interessant am Rande: Das Endresultat von 27:10 hätten Statistik-Freunde auch schon vor der Partie bis auf einen Punkt vorhersagen können, denn im Durchschnitt hatte die Defense der Adler zuvor 8,7 Punkte zu gelassen und die der Cardinals 26,5. Manchmal lügen Statistiken eben nicht.

Gohlke - 19.07.2009

Berlins RB David McCants (#4) erzielte gegen Essen einen Touchdown.

Berlins RB David McCants (#4) erzielte gegen Essen einen Touchdown. (© Hundt)

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